247 Diva Heaven Stress Artwork

24/7 Diva Heaven – Stress – Review

Wenn 24/7 DIVA HEAVEN auf ihrem ersten Album “Stress” mit einem richtig angepissten Schrei und herrlich breiter Gitarre lospoltern, fühlt man sich eher befreit und weniger unter Druck gesetzt. Der Albumtitel der Berliner Grunge-Punkband bezieht sich eher auf die grundsätzliche Angepisstheit dem Leben gegenüber. Grund genug gibt es ja. Aber schon wenige Zeilen später will man mit dem Trio gut gelaunt anstoßen. “All my friends are wasted, all my friends are high…” skandiert Sängerin und Gitarristin Kat und man fühlt sich sofort verstanden und nickt innerlich zur Bestätigung. Manchen im Umfeld sieht man die Zerstörung optisch an und andere bringen es durch Zynismus und Bissgkeit zum Ausdruck. Aufgenommen wurden die vorliegenden knapp vierzig Minuten mit René Hofmann im Wasted Life Studio in Darmstadt.

24/7 DIVA HEAVEN, 2021 Foto von Maren Michaelis

Dichter Untergrund, eng verpappt mit Fuzz und Gain ohne Ende

Das Soundgerüst von 24/7 DIVA HEAVEN ist unfassbar einnehmend. Immer basierend auf einem dichten Untergrund, eng verpappt mit Fuzz und Gain ohne Ende, toben sich die drei Musikerinnen vollends aus und klingen ähnlich wie NIRVANA zu ihren besten Zeiten oder die nicht minder lässigen PABST aus Berlin. Die Betonung liegt auf “wie”, denn 24/7 DIVA HEAVEN haben auf jeden Fall eine ureigene Note. Abgesehen von den starken Inhalten, gibt es viele Instrumentalstrecken, die mit Verzerrergeräuschen und anstachelnden Schlagzeugmustern enorm angenehm aufwiegeln. Das würde alles schon ausreichen, um der Band mit “Stress” ein außergewöhnlich starkes Debüt zu attestieren. Aber was soll der Geiz? Lasst uns noch in jedem einzelnen Song einen stabilen Ohrwurm einschmuggeln! So langsam fängt “Stress” an, mich doch zu überfordern, weil sich die Frage aufdrängt: Wenn das erst das Debüt ist, wie bitte geht das dann mit 24/7 DIVA HEAVEN weiter?

Fußtritte, für alle, die es verdient haben

Mit ihren Texten tritt die Band den Richtigen ans Bein, spricht Sachverhalte ungeschönt und mit dem richtigen Nachdruck an. Ja, genau in dem Ton! Überpriviligierte, weiße Männer, allseits vorherrschender Sexismus und auch einen bissigen Gruß an den Clownpräsi aus Übersee, der mittlerweile zum Glück ‘n Schuh gemacht hat. Die zuckersüße Halb-Ballade “Everyman” lebt von ihrer Ambivalenz. Während die Instrumente die Hörer*innen mit heftiger Heavyness beinahe auf den Boden nageln, scheint der leicht nölige Gesang über allem zu schweben, das herrlich frei fliegende Gitarrensolo hat eine erlösende Wirkung.

Bestes Debüt seit Langem

Während bis dahin die Gewichtung stärker auf die Melodien gelegt wird, drehen 24/7 DIVA HEAVEN dann mit “Death To” noch richtig die Aggro auf. Ein mächtig schwankender Trip, gebaut aus Gitarren, Schweiß und eine Million ausgestreckte Mittelfinger. Jeder Pit wird demnächst zu diesem und gleich im Anschluss nicht minder garstigen “Topped With Cheese” explodieren, nach der Abstinenz erst recht. Pure Provokation und ein einziger Zwang dazu, sich einfach mal gehen zu lassen und zumindest auf den Fuck zu tanzen. 24/7 DIVA HEAVEN bewegen sich mit “Stress” sowas von fernab jeglicher Einszwei-Einszwei-Akkorde und lassen dabei aber die nötige Rotzigkeit nicht vermissen. Aus meiner Sicht das beste Debütalbum seit Langem!

Dauer: 39:14
Label: Noisolution
VÖ: 19.03.2021

Tracklist “Stress” von 24/7 DIVA HEAVEN
Potface
Bitter Lollipop
Shamebath
Everything Sucks
Head on Collision
Everyman
JT
Death To
Topped with Cheese
White Swamp
Outro

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