Das Therapiezimmer von Aimee Molloy

Aimee Molloy – Das Therapiezimmer – Review

“Das Therapiezimmer” von Aimee Molloy ist eines dieser Bücher, das man unterschätzt und von dem man meint, den Inhalt zu kennen, nur weil man den Klappentext gelesen hat. Aber weit gefehlt. Wer den feinen Unterschied zwischen Thriller und Krimi kennt, wird mit diesem Buch Freude haben. Wir sind an der Seite des Psychologen Sam, der mit seiner Ehefrau Annie zurück in die Kleinstadt gezogen ist, in der er aufgewachsen ist.

Somit ist er näher an dem Pflegeheim seiner demenzkranken Mutter und kann sich mehr um sie kümmern. Er hat tolle Praxisräume gefunden und schnell viele Klienten. Und ab hier wird es auch schon schwierig den Roman zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten.

Beim Schubladendenken erwischt

Sam wird bei seinen Sitzungen belauscht und durch ein Missverständnis kommt er in eine missliche Lage, die ihn stark belastet. Allerdings lauert noch eine ganz andere Gefahr, die ihn in eine noch viel schlechtere Lage bringt. “Das Therapiezimmer” wird aus mehreren Perspektiven erzählt und gibt den Leserinnen und Lesern eine Lektion zum Thema eigene Wahrnehmung und Realität. Wir neigen dazu, zu denken, dass unsere Sicht die richtige ist und sortieren das Gesehene oder Gehörte unbewusst in Schubladen ein. Grundsätzlich keine schlechte Angewohnheit, den würden wir immer jeden Schritt neu durchdenken, kämen wir kaum weiter.

Das Buch befasst sich auch stark mit den Auswirkungen von traumatischen Erlebnissen in der Kindheit oder Jugend. Sam nimmt uns häufig mit in die Vergangenheit und auch die besprochenen Fälle seiner Patientinnen und Patienten führen immer wieder zu ähnlichen Ursachen, die schon länger zurückliegen. Angsteinflößend ist aber die Tatsache, dass Menschen manchmal Böses tun und eigentlich denken, gute Absichten zu haben.

Keine Ahnung, was auf der nächsten Seite passiert

“Das Therapiezimmer” nimmt häufig unvorhergesehene Wendungen und immer dann, wenn man denkt, das Buch verstanden zu haben, belehrt es uns eines Besseren. Somit ist Aimee Molloy hier ein typischer Pageturner gelungen, der dezente Gänsehautschauer erzeugt und einfach gut unterhält. Wenn man einmal die Auflösungen kennt, kann man das Buch aber zwangsläufig weitergeben, denn der eigentliche Spaß der Lektüre bleibt nur bestehen, solange man noch raten kann.

Die Autorin hat bisher Sachbücher geschrieben, das merkt man diesem Roman nicht an. Sie hat eine sehr schöne, authentische Art zu schreiben, die Dialoge sind realistisch und trotz vereinzelten Thesen oder Theorien aus der Psychologie, wird es nie zu gestelzt oder langweilig.

Seiten: 336
Verlag: Rowohlt
ISBN-10: 3499276348
ISBN-13: 978-3499276347
VÖ: 16.11.2021

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