Alex Mofa Gang _ Ende offen Artwork

Alex Mofa Gang – Ende offen – Review

Wahrscheinlich liegt es daran, dass der Bandname ALEX MOFA GANG irgendwas Punkiges erwartet lässt. Nähert man sich dem Berliner Fünfer und ihrem neuen Album “Ende offen” mit diesem Anspruch, wird am auf jeden Fall enttäuscht werden. Was man bekommt, ist aber auch nicht zu verachten. Die Band drückt sich musikalisch und lyrisch klar aus, liefert Songs, die leicht aufzunehmen sind und man findet schnell einen Draht zu der Gang. Die 12 Songs sind durchwachsen, von heiß bis Scheiß ist alles dabei. Es darf gepickt werden.

“Ende offen” ist so yeah yeah

Das Mofa rollt zwar nicht mit dauerhaft angezogener Handbremse, nimmt aber auch nicht so wirklich schnelle Fahrt auf. ALEX MOFA GANG passen ihre Songs dem Bewegungsbedürfnis an und ziehen das Tempo auch mal an (“Nacht Aus Gold”), aber meistens bleibt “Ende Offen” im Midtempo und ist in erster Linie gut hüpfbar – der Wunsch nach (brutalen) Pits entsteht definitiv nicht. Vollkommen ungeniert und zum Glück auch ungekünstelt greifen ALEX MOFA GANG immer wieder auf poppige Strukturen und Stilelemente zurück.

Meistens geht das richtig gut und wertet die Songs tatsächlich auf (“Ende offen”, “Hinter den Fassaden”, “Düsenjäger”, “Helden Deiner Jugend” und “Alles robotisiert! (I Am in Love)”). Aber manchmal streckt sich die Band lyrisch eher nach Bands wie BAP und PUR, klingt also mehr nach einem gut gelaunten Kegelverein und weniger nach einer Gang. Unterm Strich spielen ALEX MOFA GANG den Pop-Joker doch sehr gekonnt aus, auf musikalischer Ebene sogar deutlich besser, als sprachlich. Auch die Spielfreude nimmt man der Band ab, klinisch oder aufgesetzt klingt “Ende offen” mitnichten.

Harmlose aber sympathische Gang

Inhaltlich befasst sich ALEX MOFA GANG eher mit zwischenmenschlichen Begegnungen, aber in “Düsenjäger” richten sie sich ganz konkret gegen die “Das Boot ist voll”-Politik. Dabei bleiben sie wenig angreifbar, äußern sich eher so, dass die übereinstimmende Schnittmenge groß bleibt. Ausdrücke wie ‚ficken‘ oder ‚fünf Mittelfinger an jeder Hand‘ stehen in einem so harmlosen Kontext, dass man sie nicht wirklich als provokant oder hart werten kann.

Sowas muss man weder grundsätzlich hassen noch lieben, einfach nur wissen. Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Und da wo ALEX MOFA GANG eben mit schneller Zugänglichkeit punkten, geht genau diese zuungunsten der Nachhaltigkeit. Etwas ausgeglichen wird das durch den latenten Berliner Dialekt, der besonders am Anfang der Platte hörbar ist und sich seltsamerweise im weiteren Verlauf von “Ende Offen” immer weiter ausbügelt. Auf einem Festival, Stadtfest oder Konzert, kriegt die Band damit sicher einige rum und beschert dem Publikum eine gute Zeit und ein paar fiese Ohrwürmer. Wir tanzen uns die Seele aus dem Leib…

Für Leute, die…
finden, dass Mofas einfach die cooleren Motorräder sind.

Tracklist “Ende offen” von ALEX MOFA GANG
Ende offen
Hinter den Fassaden
Alles robotisiert! (I Am in Love)
Kleine Schwester Grössenwahn
Dieses Mal
Düsenjäger
Erstmal für immer
Es ist vorbei
Helden deiner Jugend
Nacht aus Gold
Mensch, Ludger!
Treibholz

Dauer: 36:25
Label: Redfield Records / Alive / The Orchard
VÖ: 21.06.2019

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