Amorphis Halo Artwork

Amorphis – Halo – Review

Wenn eine Band wie die finnische Metalband AMORPHIS nach 32 Jahren Bandbestehen mit „Halo“ ein Album mit 55 Minuten Spielzeit veröffentlicht, dann darf man das als Statement verstehen. Uns fällt noch was ein, wir haben Ideen und Bock. Schon im Mai 2021 verriet Gitarrist Esa Holopainen im Interview zu seinem Soloalbum, dass das AMORPHIS-Album so gut wie im Kasten sei. Dementsprechend entstand es während der Pandemie und die Band nahm sich offensichtlich die Zeit für Feinheiten. Das Album beendet die Trilogie, zu der auch die beiden Alben „The Queen Of Time“ und „Under The Red Cloud“ gehören.

Ihrer Grundformel sind AMORPHIS treu geblieben, klingen jederzeit unverkennbar. Aber man hört deutlich, dass die progressiven Momente verstärkt und akzentuierter eingesetzt und die harten Momente gebündelt wurden. Die Songs wollen erobert werden und biedern sich nicht an. Aber es verstecken sich, was nach dieser langen Bandgeschichte keine Selbstverständlichkeit ist, tatsächlich einige, waschechte Hits auf „Halo“, die auch für die Ewigkeit taugen. Es lohnt sich also sehr, die Zeit für „Halo“ zu investieren.

AMORPHIS, 2022, Foto von Sam Jamsen

AMORPHIS nehmen den harten Weg

Nachdem AMORPHIS über die letzten Jahre einige Trends selbst gesetzt haben, merkt man auf „Halo“ deutlich, dass sie sich mit zeitgemäßer Produktion und Möglichkeiten, gemeinsam mit dem schwedischen Produzenten Jens Bogren (u.a. OPETH, SEPULTURA, ARCH ENEMY, KREATOR, THE OCEAN…), für ihren Sound auseinandergesetzt haben. „Halo“ atmet den bandeigenen Charme, klingt aber auch modern. AMORPHIS setzten nicht auf den schnellen, lauten Knall, keiner der elf Songs auf „Halo“ rennt unter viereinhalb Minuten ins Ziel. Besonders die Gitarristen leben sich aus. Sie geizen nicht mit Melodien, die ins Ohr gehen, geben sich aber auch ungehemmt frickeligen Passagen hin.

Auch live gut umsetzbar

Und alles auf „Halo“ ist schlichtweg auf live optimiert. Schon beim Opener „Northwards“ sieht man AMORPHIS auf der Bühne Stellung beziehen und dann mit dem ersten nackendrückenden Riff die Halsmuskeln der Zuschauerinnen und Zuschauer beanspruchen. Sänger Tomi Joutsen geht vollends in seinen (mindestens) zwei unterschiedlichen Stimmen auf. Der eigentliche zurückhaltende Fronter von AMORPHIS stellt die Weichen für die Kompositionen, ist zweifelsohne das Zentrum jedes Songs.

Herausfordernd für uns und die Band

Selbst wenn AMORPHIS sich auf „Halo“ sicherlich nicht neu erfinden und man für fast jeden Song eine Art Blaupause – oder netter ausgedrückt, einen Ausgangspunkt – auf den alten Alben finden kann, dann langweilen sie nicht und spulen schon gar kein Programm ab. Markante Melodieschleifen, gepaart mit massiven und alles verdichtenden Riffs („On The Dark Waters“, „A New Land“, „The Wolf“…) erfüllen mehr als nur ihren Zweck. Und immer wieder bremsen AMORPHIS gewohnt scharf, füllen mit atmosphärischen Parts auf, schwenken zu orientalischen Szenen oder eskalieren brutal.

Aber AMORPHIS belassen es 2022 nicht mit der Ausarbeitung von der einen oder anderen Seite, sie vermengen ihre Stärken und setzen das als einen, einzigen und somit doppelten Höhepunkt. Das geht auf Kosten der Zugänglichkeit, ist aber herausfordernder für uns und die Band selbst.

Dauer: 55:42
Label: Atomic Fire
VÖ: 11.02.2022

Tracklist “Halo” von AMORPHIS
Northwards
On The Dark Waters
The Moon
Windmane
A New Land
When The Gods Came
Seven Roads Come Together
War
Halo
The Wolf
My Name Is Night

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