Asbest – Cyanide – Review
Man könnte meinen, dass ASBEST mit ihrer Platte “Cyanide” eine Dystopie beschreiben. Dabei zerren sie mit ihrem düsteren Post-Noise-Punk nur die Tatsachen ans Licht und treiben uns damit auf unseren Platz im Dunkeln. Der Sound ist bemerkenswert organisch und entwickelt dadurch eine schonungslose Dominanz, die gar keine aggressiven Ausbrüche benötigt, um uns schöne Schauer über den Rücken zu jagen. ASBEST berichten vom dauerhaften Druck von außen, unter den die gesetzt sind, die als anders gebrandmarkt werden.
Die ununterbrochene Pein, an die man sich schnell gewöhnt, sodass man sie internalisiert und sich selbst in Schach hält und klein macht, wenn die anderen gerade nicht da sind, beschreiben sie mit Musik und Texten als ziemlich ausweglos. Freudige Gute-Laune-Inseln sucht man auf “Cyanide” also vergeblich.
Der ganze Schmutz, ohne Abfederung
Mit “Autodigestion” schrauben ASBEST gleich zum Einstieg musikalisch ein tiefes Loch. Hier hängen wir dann fest, zappeln und lassen die Wahrheit über uns ergehen. Autodigestion ist ein tatsächlich existierendes Krankheitsbild, der Körper greift sich dabei durch eigens produzierte Sekrete an. Eine treffende Metapher auf unser fröhliches und oft so dummes Vor-uns-hinleben, ohne an die Konsequenzen zu denken. ASBEST ziehen zur musikalischen Verdeutlichung grobe Riffwände hoch, lassen sie flankieren von bedrohend wirkendem hellen Gesang, der wiederum den Hauptgesang von Robyn stützt.
Partikel von Shoegaze sorgen für ein Minimal an harmonischer Auflockerung. Die rhetorischen Fragen, die ASBEST uns stellen, kann niemand beantworten. Trotzdem stellen sie die Weichen für jede unserer Taten, schwirren uns allen immer wieder im Kopf herum. Warum durchbrechen wir diesen Kreislauf nicht? Warum schlucken wir bittere Pillen, obwohl wir es besser wissen? Der heimliche Hit “Cyanide For Breakfast” führt diese Überlegungen zum Endlevel.
Rüde gestückelter Rhythmus in eisiger Atmosphäre
Ohne nach Black Metal zu klingen, wenn überhaupt, dann sind Sludge und Doom Referenzgenres, erinnern ASBEST mit ihrer frostigen und bedrückenden Atmosphäre trotzdem an so manche Band aus Norwegen oder Schweden. Wobei man in ihrem Heimatland, der Schweiz, auch gut klaustrophobisch werden kann. Den Kompositionen steht diese eisige Handschrift, vor allem dann, wenn ASBEST sie mit einem gewaltigen Groove anschieben und den Rhythmus rüde stückeln (“Dystopium”). In vielen Momenten kann man kaum glauben, dass hier lediglich drei Menschen für diese Wucht zuständig sind. Was “Cyanide” von ASBEST wirklich auszeichnet, ist die Tatsache, dass man durchweg spürt, dass alle es ernst meinen und ihnen ihre Kunst wirklich am Herzen liegt und aus ihren Erlebnissen entstanden ist.
Ein eigener Kosmos
Zart besaitete Seelen könnten damit sogar überfordert sein und auch die imaginäre Milchglasscheibe, die die Band zwischen sich und uns als Schutz stellt, ist spürbar. Es wirkt, als seien ASBEST selbst in ihrem kleinen, eigenen Kosmos, abgeschirmt von uns (“Mutually Assured Reduction”). Das gibt ihnen wiederum die Freiheit, noch ein prononciert zu sein. Live muss das der absolute Wahnsinn sein.
Dauer: 37:05
Label: Czar Of Crickets Productions
VÖ: 12.05.2023
Tracklist “Cyanide” von ASBEST
Autodigestion
Dystopium
Hubris
Interlude I
Declaration of Defenselessness
Mutually Assured Reduction
Restraining Order
Interlude II
Cyanide for Breakfast
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