Autobahn – Ecstasy Of Ruin – Review
Kann man zu „Ecstasy Of Ruin“ von AUTOBAHN auf selbiger chillig cruisen? Ja, auf jeden Fall! Aber das dritte Werk der Industrial-Post-Punker aus Leeds überzeugt auch in anderen Lebenslagen. Die Band hat es selbst mit einigen anlogen Geräten aufgenommen und gepaart mit den herrlich vernebelten, düsteren Songs, ist das schon ein dickes Plus auf der Haben-Seite. Die Stimmung ist melancholisch, aber auch irgendwie passiv-aggressiv, man kann sich AUTOBAHN wirklich schlecht entziehen. Keine Ausfahrt in Sicht, es geht überwiegend stur nach vorne. Gut so.
Das Beste von früher
Es wird aber auch ordentlich gebollert auf „Ecstasy Of Ruin“ von AUTOBAHN. „Breather“ mäandert dumpf vor sich hin, treibt uns irgendwo hin, wo es keine Orientierung gibt. Sänger Craig Johnson geht heftig gegen die geshredderten Gitarrenfragmente an, bietet ihnen mit halligem Gesang die Stirn. In solchen Momenten, wenn Instrumente und Gesang beinahe schon miteinander rangeln, klingen AUTOBAHN eigentlich am besten.
Aber auch die ultra am Achtzigerjahre-Gothsound orientierten Momente („Acid Child“) sind stark. AUTOBAHN zitieren ein Destillat auf BAUHAUS, SISTERS OF MERCY und WAX TRAX, das absolut folgerichtig wirkt und sich durchweg am besten aus allen Welten orientiert. Auch die fiebrige Spannung haben AUTOBAHN sich abgeschaut. Wenn sie die dann in einen schon fast maschinell klingenden Takt rennen lassen, steht eigentlich schon das halbe Haus.
Vom Freilassen und Unterdrücken
Konventionelle Hits, die einem umgehend ins Ohr springen, finden sich auf „Ecstasy Of Ruin“ von AUTOBAHN seltener. Man muss sich schon erst mit den dichten Verzahnungen vertraut machen, weit reinwagen ins unberechenbare Schwarz, um die Facetten zu entblättern. Wahrscheinlich ist diese rigorose Präsenz das Beste an AUTOBAHN. Wenn „Ecstasy Of Ruin“ einmal läuft, fällt es schwer zu stoppen. Aufgrund des Sounds, der dem Gesamtwerk nur zuträglich ist, stehen die Texte aber (leider) nicht im Vordergrund.
So versteht man nicht alles, ist auch angewiesen darauf, mehr auch die Musik zu achten. Womit Johnson sich also in Rage redet, warum er stänkert und krakeelt, erschließt sich also nicht immer, aber AUTOBAHN sorgen dafür, dass man die Eskalation nachfühlen kann. Ein Album, das auf den ersten Blick erschlagen kann. Einfach weil das Ohr den Sound nicht gewohnt ist. Wer genau hinhört, entdeckt viele Details und nachhaltige Musik.
Dauer: 37:56
Label: Tough Love Records / Cargo
VÖ: 28.04.2023
Tracklist „Ecstasy Of Ruin“ von AUTOBAHN
Post-history
Silver
Acid Child
Fields of Blood
Tension
Cylinder
Ecstasy of Ruin
Breather
Vanity
Class War
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