
Barbi Marković – Stehlen, Schimpfen, Spielen – Review
Die ausgezeichnete Autorin Barbi Marković schreibt außerdem Hörspiele, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Spiele – und das merkt man ihrem neuen Buch „Stehlen, Schimpfen, Spielen“, das neben großer Schrift auch lediglich 144 Seiten umfasst, deutlich an. Es ist kein gewöhnlicher Schreibstil, eher einer, der einen manchmal packt, angenehm ausbricht, aber auch oft verwirrt – und in Kombination mit unausgegorenen Gedankengängen ins Nichts führt. Man kann das Buch schnell verschlingen und an sich ablaufen lassen; bei vielen Sätzen lohnt es sich allerdings, sie im Kopf zu wenden und darüber nachzudenken.
Episoden, die alles von allen Seiten beleuchten
Einen Plot hat „Stehlen, Schimpfen, Spielen“ von Barbi Marković nicht wirklich. Es sind Episoden, mehr oder weniger ausgeführte Gedanken der Autorin. Wenn diese in die Vergangenheit führen oder sich mit dem Sinn und Unsinn des Schreibens auseinandersetzen, ist das äußerst kurzweilig. Sie nimmt offen Bezug auf die Entstehung ihrer bereits erschienenen Romane, zitiert diese teilweise und verknüpft Szenen daraus mit früheren Überlegungen. „Stehlen, Schimpfen, Spielen“ arbeitet auf eine ominöse Poetikvorlesung hin, die man zunächst als reale Veranstaltung und mit fortschreitender Seitenzahl als Sinnbild wahrnimmt.
Tipps fürs Schreiben oder Bleibenlassen
Mit Sicherheit ist „Stehlen, Schimpfen, Spielen“ von Barbi Marković für Autorinnen und Autoren interessant, es zwirbelt die Ideen und Zweifel einmal durch und gibt Denkanstöße darüber, wo Fantasie anfängt, wie viel Autobiografisches in einem Buch stecken sollte und ob Bücher wirklich relevant und notwendig sind. Konkrete Antworten gibt die Autorin nicht, aber man bekommt einen Eindruck von ihrer interessanten, aus unterschiedlichen Perspektiven zusammengesetzten Handschrift beim Schreiben. Kein Pageturner, eher eine Anregung für neue Gedankenschleifen.
Seiten: 144
Verlag: Rowohlt Verlag
ISBN-10: 3498007599
ISBN-13: 978-3498007591
VÖ: 13.05.2025
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