Biffy Clyro – The Myth Of The Happily Ever After – Review
Kein Jahr nach dem letzten Nummer-1-Album legen die Schotten neue Songs nach, komplett in Eigenregie aufgenommen. “This is how we fuck it from the start… everything’s fake…”… so explizit und wenig optimistisch starten BIFFY CLYRO stetig anschwellend in ihr neues Album “The Myth Of The Happily Ever After” , angetrieben von starken Achtzigerjahreflugmodus-Synthesizern, die Martin Gore nicht besser hingekriegt hätte. Es ist ein Lied, das so konzeptioniert ist, dass es auch gleichzeitig ein Ende sein könnte.
Darauf folgt das bereits bekannte und geliebte “A Hunger In Your Haunt”. Nachdem BIFFY CLYRO uns bisschen heruntergezogen haben, gibt es nun die befreiende Erkenntnis, dass wir gleichzeitig alles und nichts zu verlieren haben. Das schmissige Riff trägt den Song und hievt ihn ziemlich hoch. Nicht umsonst war der Song einer der krachfink.de-Songs der Woche, da er einfach exemplarisch für die Kraft von Rock und E-Gitarren – und meine Lieblingsfacette der Band – steht.
Starke Szenen, loser Zusammenhang
“Denier” zieht weiter mit voller Wucht nach vorne und greift den Schwung vom Vorgänger auf, allerdings steht hier eher das Schlagzeug im Zentrum und es entwickelt nicht den gleichen Charme, wie vorher die Gitarren. Emotional wird es eher durch Simon Neils Gesang im Refrain, allerdings ist der so eng eingezwängt, dass sich die Wirkung nicht wirklich vollends entfalten kann. Rein inhaltlich passt das, denn letztendlich wird hier der unerhörte Wunsch nach Nähe thematisiert. “Separate Missions” setzt alles auf die Karte namens Rhythmus und atmet wieder einen gewissen Achtzigervibe.
Die musikalische Basis ist sehr warm und eigentlich ansprechend, aber irgendwie bietet der Song nichts zum Festhalten. “Errors In The History Of God” lässt dann mindestens zwei Strömungen gekonnt zusammenlaufen. Zum einen gibt es ein stabiles Rockfundament mit ganz dezenter Noise-Schicht und darauf dann einen piksenden Synthielauf. Auch “Unknown Male 01” zieht alles Register, die Gitarren erzählen parallel zum Text ihre ganz eigene packende Story. Eine traurige, denn es geht um nahestehende Menschen aus dem Umfeld der Band, die sich das Leben genommen haben. Die größte Stärke von “The Myth Of The Happily Ever After” ist wahrscheinlich, das jeder einzelne Song live knallen kann.
Love as much as you can
Es gibt viele Momente auf “The Myth Of The Happily Ever After” von BIFFY CLYRO, bei denen man zufällig einschaltet und nie im Leben darauf wetten würde, dass das BIFFY CLYRO sind. Das ist natürlich auch nicht tragisch, wenn uns BIFFY CLYRO eine schöne Ballade im Sinne von “Holy Water” servieren. Man muss aber einfach wissen, dass das kein klassisches Rockalbum ist und unterm Strich auch etwas ambivalent wirkt. Das bezieht sich letztendlich auch auf die absolute nicht hörerfreundliche Trackanordnung, denn das abschließende “Slurpy Slurpy Sleep Sleep” macht uns eigentlich viel zu hibbelig und mit seinen nervösen Vocoder-Attacken zieht es einen Spannungsbogen hoch, der gar nicht mehr eingelöst werden kann. Von “Schlummerschlaf” kann und soll hier nicht die Rede sein, das klingt erstmal eher nach Aufbruch.
Die eigentliche Botschaft lautet nämlich “Liebe so viel du kannst!” und verschwende dein Leben nicht als ein halb betäubtes Dasein. Zieh dir so viel von dieser starken Emotion Liebe rein, wie möglich. Rein kompositorisch hat “The Myth Of The Happily Ever After” einige echt starke Momente, auf Neueinsteiger kann es zerfleddert wirken. Die Klammer Album ist hier wirklich sehr lose gesetzt, die motivierende Nachricht ist hingegen glasklar.
Dauer: 50:02
Label: Warner
VÖ: 22.10.2021
Tracklist “The Myth Of The Happily Ever After” von BIFFY CYLRO
DumDum
A Hunger In Your Haunt
Denier
Separate Missions
Witch’s Cup
Holy Water
Errors In The History of God
Haru Urara
Unknown Male 01
Existed
Slurpy Slurpy Sleep Sleep
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