Lest die Review zu "Metalhorse" von BILLY NOMATES bei krachfink.de

Billy Nomates – Metalhorse – Review

BILLY NOMATES ist mit ihrer Platte „Metalhorse“ ein gutes und ein schlechtes Beispiel für die Musikindustrie. Zuerst die schönen Aspekte: Die Platte ist wundervoll geworden – es scheint, als könne Tor endlich atmen und ihre Gedanken in leichtere Melodien überführen. Vielleicht eine Art Emanzipation, die aus dem starken Gegenwind resultierte, der ihr online nach einem Auftritt beim Glastonbury Festival entgegenschlug und damit endete, dass sie 2023 ihren Instagram-Account löschte. Sollten wir eigentlich alle tun – wenn da nicht diese verdammte kognitive Dissonanz wäre.

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BILLY NOMATES 2025, Jake Dallas-Chapman

Ein schillerndes Metalhorse mit Taktgefühl

Aber auch BILLY NOMATES hat wieder einen Account, und deshalb erfahren hoffentlich viele Menschen davon, dass sie eine neue Platte mit voller Bandbesetzung gemacht hat. An Intensität hat die Britin nichts eingebüßt – und mitnichten trällert sie nun von der absoluten Glückseligkeit. Ihre Kompositionen sind weiterhin unterschwellig melancholisch; allein ihr Gesang befeuert das schon enorm. Doch die Dynamik ist hoffnungsvoller, welliger, lockerer. Und da Tor nun nicht mehr im ständigen Duell mit sich selbst und ihrem Stakkato-Beat steht, kann sich ihr variabler, butterweicher Gesang ins Rampenlicht schmuggeln.

Das Leben ist unfair, kein Grund zu Heulen

In „Life’s Unfair“ stimmt BILLY NOMATES beinahe festliche Töne an – irgendwo zwischen Soul und Gospel besingt sie in einer Art Interlude die Tragik des Lebens, seinen Verlauf und die heilsame Tatsache, dass es den meisten ähnlich geht. So ist das Leben – da helfen kein Kummer und kein Drama. Das ist ein wichtiger Aspekt, der „Metalhorse“ anders klingen lässt als alle bisherigen Platten von BILLY NOMATES. Sie lässt die Zügel los, gibt sich ungeschützt und frei dem Dance-Pop und dem Gefühl der Liebe hin. Alles scheint egal – nur das Ende der Welt könnte diesen Zustand stoppen. Man gewinnt den Eindruck, dass sich Tor Maries ganz bewusst den helleren Tagen zuwendet.

Musik und Text befeuern sich gegenseitig

„Metalhorse“ arbeitet weiterhin mit Post-Punk, No Wave und Indie, doch wie prophezeit, hat sie die Ansätze des vorherigen Albums „CACTI“ mitgezogen und eingeflochten. Es lassen sich viele Details entdecken – Musik und Texte sind deutlich enger miteinander verzahnt. Wenn Tor in „Comedic Timing“ darüber singt, dass sie von den Ereignissen der Welt überrollt werde und es selbst den Flinksten zu schnell geht, um einen guten Joke zu zünden, dann setzt die Musik bewusst einen Kontrapunkt. Polyrhythmisch lassen sich Drums und Orgel alle Zeit der Welt und stoppen gezielt jedes Zeitgefühl. Das Konservenklatschen wirkt gewollt deplatziert und wirft die Frage auf, ob Humor und Tragik wirklich so gut zusammenpassen.

Emotionaler Tiefgang und etwas, das bleibt

Und um zum Schluss an die Einleitung anzuknüpfen: BILLY NOMATES ist mit „Metalhorse“ ein gutes Beispiel dafür, wie sich Künstlerseelen renitent freistrampeln – egal, was passiert, und wie gute Menschen an sie glauben. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass das Musikbusiness oft blind bleibt für Künstlerinnen wie BILLY NOMATES – Musikerinnen, die vielleicht keine Millionen Platten auf Anhieb verkaufen, deren Werke aber einen emotionalen Tiefgang und langfristigen kulturellen Wert besitzen. Auf solche Stimmen sollte man achten – denn sie tragen etwas Bleibendes bei in einer schnelllebigen Branche.

Dauer: 37:45
Label: Invada Records / Secretly / Cargo
VÖ: 16.05.2025

Tracklist „Metalhorse“ von BILLY NOMATES
Nothin Worth Winnin
The Test
Override
Dark Horse Friend (feat. Hugh Cornwell)
Life’s Unfair
Plan
Gas
Comedic Timing
Strange Gift
Moon Explodes

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BILLY NOMATES bei Instagram

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