Artwork vom Album von Bittter Sad Songs For Happy People Artwork

Bittter – Sad Songs For Happy People – Review

Leute, macht nicht den Fehler, die Hardcore-Punkband BITTTER aus Hamburg mit ihrem Debütalbum “Sad Songs For Happy People” zu schnell abzustempeln und gedanklich weiterzuskippen. Auf den ersten Blick mag man denken, dass hier vier Dudes eben die drölfhundertes Hardcore-Platte eindreschen, um eben gemeinsam kühle Bierchen zu zischen und bisschen Spaß auf der Bühne und im Tourbus haben zu können. Selbst wenn sie dem mit Sicherheit dem nicht abgeneigt sind, dann steckt hinter ihrem Debüt doch einiges mehr.

Ausgereifte und überraschend abwechslungsreiche Kompositionen, die häufig stark an RAISED FIST erinnern und sich für die Stoßerei im kleinen Club genauso gut eignen, wie für die großen kollektiven Momente. Humor kommt bei dem Quartett auch nicht kurz, aber eben nicht im Fips-Asmussen-Stil mit hohem Cringe-Faktor, sondern dosiert und angemessen.

Lest die Review zum Debüt von BITTTER bei krachfink.de
BITTTER, Bandfoto 2022

Die können spielen und die haben Bock zu spielen

Was an “Sad Songs For Happy People” von BITTTER sofort auffällt: Die können spielen. Da wo andere Bands Hardcore auch häufig aus Verlegenheit machen, scheint der Antrieb von BITTTER ein anderer zu sein. Es ist die Impulsivität und die Dynamik, die der Band gut liegt und sobald es sich anbietet, brechen sie aus dem Hardcore-Korsett aus und treiben es bunt. Mit “Under The Pines” steigt die Band akustisch mit einem Hauch Folk ein, darauf könnte auch die neuste Platte von ENSIFERUM oder KREATOR folgen. Die Melodien ebnen den Weg und überfordern nicht gleich. Den typischen Fehler, den fast alle Bands beim ersten Album machen – erstmal mit Karacho die Tür eintreten – lassen BITTTER also aus.

Beinhart und butterweich im Einklang

Die Band setzt sofort Haken, gerne mal mit den Gitarren oder auch einfach ganz simpel mit knackigen Gangshouts. Das geht alles sehr massiv nach vorne und hat genau den Biss, den ein Hardcore-Album haben muss und ein Debüt sowieso. Die Texte umschiffen nicht unbedingt jedes Klischee, aber grundsätzlich gehen BITTTER sehr gut um, mit den Themen Schuld, Motivation, Egoismus, Leben und Überleben, Zusammenhalt und generell worldwide Abfuck. Beinhart und butterweich laufen bei ihnen ganz natürlich ineinander und auf ihrem ersten Album verstecken sich nicht nur Ohrwürmer, sondern einige astreine Hits. “Skiptator” tanzt dann herrlich aus der Reihe, ebenso wie der “Tech Talk”, beides mag nicht unbedingt für Szene-Credibilität sorgen, aber dafür, dass sich das Album echt anfühlt.

Gitarren, die etwas erzählen

Wenn BITTTER in “Commercial Breakdown” oder “Shower Days” loslegen, kann man den Spaß am Spielen richtiggehend fühlen. Das erinnert mich stark an die wilden BEATSTEAKS, die in ihren Anfangstagen auch mit Punk und Hardcore jongliert haben. Ohne jetzt zu viele Vorschusslorbeeren zu verteilen, aber kann sein, dass BITTTER uns in Zukunft noch richtig überraschen, ich höre da extremes Potentzial.

Das abschließende “Narrow Down” enthüllt dann kurz vorm Finale noch, dass die Musiker die Floskel “singende Gitarren” mit Leben füllen können und es mitnichten um Fun geht. Da haben so manche “Saitenhexer” aus etablierten Metalbands in den letzten Jahren schlechter abgeliefert und Nickerchen auf ihren bereits verdienten Lorbeeren gemacht. BITTTER lassen die letzten Sekunden mit dem bewegenden “Explaining My Depression To My Mother” von Sabrina Benaim auslaufen. Im Zusammenspiel mit alarmierenden Gitarren, lässt einen das tief beeindruckt und mit einem dicken Kloß im Hals zurück, starkes Album!

Dauer: 34:35
Label: D.I.Y.
VÖ: 01.04.2022

Tracklist “Sad Songs For Happy People” von BITTTER
Under The Pines
Payable Till Death
Toxic
EXP
Swimming Lessons
Skiptator
Commercial Breakdown
Farewell Part I
Tech Talk
Shower Days
Credit
Quagmire, When It Comes
Brightest Hour
Words And Deeds
Narrow Down

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