Bleakness – Life At A Standstill – Review
Auch mit ihrem neuen Album „Life At A Standstill“ umschiffen die Franzosen von BLEAKNESS alle Klippen, die das Genre Dark-Punk zu bieten hat. Die meisten Bands klingen nicht dunkel genug oder schwenken so stark Richtung Gothic, dass der Antrieb vom Punk verloren geht und alles eher dröge vor sich hindümpelt. Aber nicht so Nicolas, Fabien und Jake. Ihr Punk tritt dieses Mal besonders Arsch und ist drängend, dicht, aber auch atmosphärisch und dunkel in Szene gesetzt.
Mit Vollgas Richtung Abgrund pogen
Das melancholisch ins endlose Schwarz verhallende Klavier im Opener „Hold On“, markiert umgehend die Stimmung, die BLEAKNESS blitzschnell zu einem schon fast hymnisch-traurigen Brecher drehen. Das lässt sich gleich ziemlich schwer ignorieren und klatscht umgehend mit dem hitzig schunkelnden „Resignation Kills“ ab. BLEAKNESS scheinen in Sachen Dynamik auf jeden Fall etwas gelernt zu haben. Die Hörerinnen und Hörer sind nicht nur umgehend in ihren Fängen, sie lassen und auch nicht mehr so schnell weg. Das Klavier wird sparsam und wirklich nur dann und da eingesetzt, wo es den Sound sublimiert.
Definitiv kein Mittel zum Zweck („19061924“), ebenso wenig wie die Momente, in denen die Band komplett an die Musik übergibt oder ein Saxofon einschiebt. Und zwar nicht, weil ihnen nichts eingefallen wäre, sondern weil es sich geradezu aufdrängt, wenn man dem folgt, was die Instrumente erzählen.
Eine durchdachte Tracklist kann Wunder wirken
Das schubsende „Affected Heads“ klingt wie ein Song von TURBOSTAAT, den BLEAKNESS in der Postapokalypse ohne Freunde aus dem Bunker geschmissen haben. Es ist auch diese ganz besondere Kompromisslosigkeit, die zwischen den Zeilen klebt und nach Verweigerung und geballten Fäusten schmeckt. „Life At A Standstill“ ist auffällig agil und die zehn Kompositionen sind clever angeordnet, sodass man eigentlich an keinem Punkt aussteigen oder skippen möchte. Weiter kann man von einem (musikalischen) Stillstand wohl kaum entfernt sein. Und man lässt sich leicht anstecken, von der Renitenz, die die Band den letzten zwei Jahren entgegensetzt.
BLEAKNESS geben es uns geballt!
Schlagzeuger Jake heizt die Songs immer wieder an, gibt ihnen Bewegung und sorgt dafür, dass BLEAKNESS in vielen Momenten gleichzeitig tanzbar und böse pogofähig klingen. Die Drei agieren ganz dicht miteinander, spornen einander zu Höchstleistungen an und vermeiden jegliche unnötigen Ausfallschritte von Einzelnen.
BLEAKNESS geben es uns geballt! Und letztendlich kommt der Band wohl auch ihre Nationalität zu Pass, denn selbst wenn man Zitate von THE CURE und Co. heraushören könnte, dann haben sie doch eine ganz eigene Art diese zu verarbeiten und klingen eben so gar nicht britisch oder amerikanisch inspiriert.
Lediglich „Refuse Their Reality“ tanzt etwas aus der Reihe, nimmt kurz den Fuß vom Gaspedal, bleibt länger instrumental und überzeugt aber genau deshalb. Während „Functionally Extinct“ in Ordnung, aber schnell vergessen war und ich „A World To Rebuild“ gleich ganz ausgelassen hat, wird „Life At A Standstill“ von BLEAKNESS länger Freude bereiten.
Dauer: 33:55
Label: Sabotage Records
VÖ: 17.06.2022
Tracklist „Life At A Standstill“ von BLEAKNESS
Hold On
Resignation Kills
Dancing With Darkness
Mechanism Of Death
Refuse Their Reality
Affected Heads
19061924
Rush Into The Night
Fear Of The Black Flag
Nowhere To Go
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