Callejon Metropolis

Callejon – Metropolis – Review

Mittlerweile ist die deutsche Metalcore-Band CALLEJON seit 2002 unterwegs und bisher war ausnahmslos jedes Album spannend, da macht auch “Metropolis” keine Ausnahme. Die fiktive Stadt Metropolis ist Dreh- und Angelpunkt der dystopischen Geschichten, die CALLEJON vertont haben und bissig vortragen. Die Themen Gier, Kapitalismus, Umweltverschmutzung, Nihilismus und eine schon fast lächerlich dumme Rücksichtslosigkeit der Menschheit, sind leider allesamt real. Getreu dem Motto “höher, schneller, weiter” werden sie von CALLEJON lediglich überspitzt, in der Hoffnung das dann endlich jemand hinschaut und aufwacht.

CALLEJON, 2020

Fürchtet euch!

Schon auf dem vorletzten Album “Wir sind Angst” von 2015 äußerten sich CALLEJON deutlich konkreter. Mit “Metropolis” sind sie nun in ihrer Wortwahl noch unmissverständlicher und rigoroser geworden. Manche Textzeilen sind nicht nur smart und brutal, sondern (bewusst) richtig abstoßend. Die Abscheu gegen die eigenen Taten soll geschürt werden und im besten Fall aufrütteln. Aber CALLEJON sind keine Band, die aus Spaß einen Scheißhaufen anzündet und dann wegrennt. Nein, alles ist stimmig, hat Hand und Fuß.

Den Gitarristen Berhard Horn und Christoph Koterzina gelingt es mal wieder, sich nur die guten Momente des mittlerweile stark eingefahrenen Genres zu eigen zu machen. Trotz der typischen, stark angespitzten und oft schon rasenden Grundstimmung, überzeugt “Metropolis” in erster Linie mit Vielfalt. Es wird hart gegroovt (“Gottficker”) und mit einer Prise Industrial oder stampfendem Gothic-Rock angedickt. Selbstredend gibt es zur Eskalation auch Breakdowns und Zunder für den Pit, aber “Metropolis” steht grundsätzlich stark unter Strom. Auch in den Momenten ohne Vollgas können CALLEJON überzeugen (“Der Wald”).

Ein richtiges Highlight ist der Song “Katakomben”, die Band lässt sich Zeit für eine atmosphärischen Aufbau, die Gitarren tragen eine leichte Pagan-Handschrift und haben einen Fetzen von “Spiel mir das Lied vom Tod” über die Melodie gelegt. Inhaltlich kann man auf die eigene Beengtheit schließen oder an die Menschen denken, die schlicht keine Chance haben, da ihr Leid und ihre Dunkelheit die Grundlage für den Reichtum und die Freiheit der anderen ist.

Weiterdenken erlaubt

Auch “Blut” sticht in seiner Konsequenz hervor. “Erst das Fressen, dann die Moral. Ich schwimme durch das Blut vorbei an den Leichen”, eine Textzeile, die jedem quer im Halse steckenbleiben sollten. “Fürchtet euch” weist auf die Beeinflussung von außen hin, fordert zum eigenen Denken auf. Auch hier schlagen CALLEJON den richtigen Ton an, der Song fühlt sich düster und erdrückend an, “jeder von uns zieht seinen Sarg in ein Massengrab”. Auch bei der schonungslosen Konsumklatsche “Die Fabrik” vertont die Band den Wahnsinn, der hinter der blinden Kaufwut steckt. Der Takt der Maschinen und die Wahrheit “ich weiß, Du magst es gerne billig” können hoffentlich von niemandem ignoriert werden. Kleines Augenzwinkern in Richtung GEIER STURZFLUG weist darauf hin, dass diese Erkenntnis nicht neu ist und sich leider nichts ändert.

Und täglich grüßt Metropolis

Getreu des Buddhismus fängt “Metropolis” am Ende von vorne an. BastBastis Vers “die Geschichte ist nicht unendlich, sie wiederholt sich nur” ist entscheidend. Wie immer gibt es auch ein tolles, auffälliges Artwork und in der Deluxeversion eine Karte der Stadt. Musikalisch machen CALLEJON niemand etwas vor, auch nach so langer Zeit klingt hier alles frisch und ihren optimalen Produktionsstil haben CALLEJON schon vor einigen Jahren gefunden. “Metropolis” ist ein absolut rundes Album und ein Highlight ihrer Diskografie. Ganz unabhängig davon, ob man zu CALLEJON komplett steil geht oder oder mit der offensiven Art nicht umgehen kann, sie liefern immer Kunst ab.

Dauer: 48:34
Label: Warner Music International
VÖ: 28.08.2020

Tracklist “Metropolis” von CALLEJON
Metropolis
Gottficker
Blut
Die Krähe mit dem Schädelbruch
Fürchtet euch!
Die Fabrik
Der Wald
Herr der Fliegen
Misraim
Katakomben
Dies Irae
Gestade der Vergessenheit

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