Carcass - Torn Arteries - Artwork

Carcass – Torn Arteries – Review

Wenn die markanten Gitarren auf “Torn Arteries” zum ersten Mal einsetzen, ist umgehend klar: Das sind CARCASS! Das war schon immer so und ist der beste Beweis dafĂĽr, dass wir die britische Grindcore-Death-Metal-Legende zu Recht abfeiern und ein Comeback dringend nötig war. Tausendprozentige Gewissheit bekommt man nach dem Einsatz von Fronter Jeff Walker, sein gut verständlicher und trotzdem eindeutig garstiger Tenor ist unverkennbar.

Mit dem Albumtitel greifen CARCASS auf den Namen eines Demos zurĂĽck, das ihr Schlagzeuger Ken Owen in den Achtzigern aufgenommen hat. Das aktuelle Artwork, ein aus GemĂĽse zusammengesetztes Herz, wurde von Zbigniew Bielak gestaltet (u.a. Gestaltungen fĂĽr GHOST, MAYHEM, BODY COUNT, ENSLAVED u.v.a) und stellt einen netten Kontrast zum Artwork des direkten Vorgängeralbum “Surgical Steel” dar.

Unverkennbar und trotzdem nicht vorhersehbar

Es gibt wirklich nicht mehr so viele erfahrene Metalbands, bei denen mich der Sound der Gitarren so derart entzĂĽckt und ich dem Songwriting wirklich so viel abgewinnen kann, wie bei CARCASS. Diese Verbindung von beinharter Rigorosität und Eleganz ist schlichtweg einzigartig, das Songwriting schwankt zwischen traditionell und modern (“Wake Up And Smell The Carcass – Caveat Emptor”). Dazu passt natĂĽrlich diese unterschwellig stattfindende Grindcore-Atmosphäre, die bei CARCASS von jeher eine Rolle spielt. Und die Stärke von CARCASS bezieht sich eben letztendlich trotzdem nicht nur auf Person X oder Person Y, es ist schlichtweg die ausgewogene Gesamtleistung, die auch dieses Mal wieder ĂĽberzeugt. Hier wird niemand mitgezogen oder ist nur aus Prinzip dabei, jede Einzelleistung ist herausragend.

Tempo fest im Griff

“Dance Of Ixtab (Psychochomp & Circumstance March No.1 in B) ADM” gleicht tatsächlich einem Tanz, wenn auch einem grobem. Das Wort Ixtab bedeutet in der Sprache der Maya “Frau des Seils”. Die geleitet alle, die erhängt werden, ins Jenseits. Dementsprechend steigen CARCASS mit einem passenden Takt ein und legen dann darĂĽber ihre messerscharfen Riffs und einen dominanten Groove aus. Bill Steer veredelt den Song mit einem leicht aus dem Sound heraustretenden Solo und im folgenden “Eleanor Rigor Mortis” setzten CARCASS das Solo gleich an den Anfang und lassen es dadurch wie eine Art Alarm wirken.

Um uns mit klaustrophobisch gestalteten Szenen scheinbar ins Bodenlose fallen zu lassen, ist die Band nicht auf Tempo angewiesen, wechselt dieses mehrfach, mĂĽhelos sogar innerhalb eines Songs. Das zerrende “Under The Scalpel Blade” nimmt uns umgehend in den WĂĽrgegriff, CARCASS schĂĽtteln uns wie willenlose Puppen und Jeff Walker zetert uns seine teilweise echt kryptischen Texte so nah ins Ohr, dass man meint seinen Atem spĂĽren zu können. Stoppt mal den Schrei mit und seid euch sicher, er kriegt das live hin.

Kurzweilige Machtdemonstration

“Torn Arteries” entstand im letzten Jahr in England und Schweden, aufgenommen wurde im Studio Gröndahl mit David Castillo während die Gitarren im The Stationhouse mit James Atkinson in Leeds, England aufgenommen wurde. Dem Endergebnis merkt man das natĂĽrlich nicht an, alles klingt nach den typischen CARCASS-Trademarks. Wie weitreichend die sind, fällt einem erst auf, wenn man sich mal die MĂĽhe macht und jeden Song ganz aufmerksam hört. Dann erkennt man, wie enorm die Bandbreite tatsächlich ist.

Die fast fĂĽnfzig Minuten von “Torn Arteries” vergehen wie im Flug und zurĂĽck bleibt einfach nur das beruhigende GefĂĽhl, dass es noch Bands wie CARCASS gibt. Bands, die mit dieser leidenschaftlichen Art harte Musik zelebrieren, werden immer wieder neue, auch junge Menschen anstecken. Alleine das abschlieĂźend, akzentuiert in unterschiedliche Stimmungen zerschnittene “The Scythe’s Remorseless Swing” wirkt stark infektiös und packt wirklich Fäuste, Nacken, Luftgitarren und Herz an. Ohne auch nur einen Hauch konstruiert zu wirken, legen CARCASS hier eine dem Lehrbuch wĂĽrdige Demonstration dessen ab, was Metal bedeutet. Wirklich null Hänger auf diesem Album!

Dauer: 49:00
Label: Nuclear Blast
VĂ–: 17.09.2021

Tracklist “Torn Arteries” von CARCASS
Torn Arteries
Dance Of Ixtab (Psychochomp & Circumstance March No.1 in B) ADM
Eleanor Rigor Mortis
Under The Scalpel Blade
The Devil Rides Out
Flesh Ripping Sonic Torment Limited
Kelly’s Meat Emporium
In God We Trust
Wake Up And Smell The Carcass – Caveat Emptor
The Scythe’s Remorseless Swing

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