Cassels - The Perfect Ending Artwork

Cassels – The Perfect Ending – Review

Das Duo CASSELS aus London bietet auf ihrem Album „The Perfect Ending“ alles, nur nicht das perfekte Ende. Komplett entkoppelt von üblichen Songstrukturen lassen die beiden Brüder Jim und Loz Beck ihren Gedanken freien Lauf und veranstalten einen kreativen Freiflug nach dem anderen. Klingt unreflektierter und lustiger, als es unterm Strich ist. Im Vergleich zum Debüt gehen die CASSELS etwas geordneter vor, was aber im üblichen Kontext nichts zu heißen hat. „The Perfect Ending“ macht es dem Hörer nicht leicht, ist aber auch nicht erzwungen sperrig, sondern intuitiv und mitreißend.

Das Skelett von LA DISPUTE

Einerseits erschaffen CASSELS mit vier Händen und vier Füßen einen verhältnismäßig flächigen Sound und trotzdem sind eher die Momente maßgeblich, in denen alles unerwartet still wird und eigenwilliger Gesang im Mittelpunkt steht. Sozusagen LA DISPUTE abgenagt auf zwei Personen und gekreuzt mit DIE DIE DIE. Songs wie „Mink Skin Coat“ und das instrumentalen „Melting Butter“ tragen sich reumütig selbst zu Grabe und versinken stilvoll in einem wahren Noise-Gewitter. CASSELS bleiben über weite Strecken instrumental und lassen dann aber auch messerscharfe Spitzen fallen, die den Hörer kurz richtig erschrecken. Dabei wirken sie im einen Moment so naiv und unschuldig, dass man sie beschützen und von allem Bösen wegziehen möchte. Songs wie „The Woman In The Moon“ starten so fragil, dass man sich kaum traut zu atmen. Im nächsten Moment wird es dann aber so laut und stark, dass man ihnen die Überwindung jede Hürde zutraut.

Cassels-Bandfoto-2019
Cassels,2019

War is people

Ähnlich wie NIRVANA mit „Polly“, verschieben CASSELS die Täter-Opfer-Perspektive in dem heftigen Song „in The Zoo They Feed Him Nuts“. Wie schon eingangs erwähnt, Spaß ist nicht ihr Spezialgebiet. Sollten CASSLES live nur ansatzweise diese Intensität vermitteln können, dann ist ein Konzert der Band Pflicht. Wer es gerne zynisch bis schonungslos wahr hat und wendige, gelenkige Songstrukturen mag, die von Liebe und Wut gleichermaßen gestützt werden, der sollte bei „The Perfect Ending“ von CASSLES reinhören. Wenn der letzte Ton der Platte verklungen ist, hallen einzelnen Sätze und Momente noch schön oder bitter nach und das sagt viel über das Album aus.

Dauer: 41:40
Label: Big Scary Monster
VÖ: 06.09.2019

Tracklist “The Perfect Ending” von CASSELS
A Snowflake In Winter
All The St. John’s Wart In The World
Mink Skin Coat
Melting Butter
In The Zoo They Feed Him Nuts
The Perfect Ending
The Leaking Ark
The Queue At The Chemists
The Woman In The Moon

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