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Christine Westermann – Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern – Review

Mit “Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern” legt TV-Legende, Radiomoderatorin, Journalistine und Autorin Christine Westermann eine behutsam ausformulierte Liebeserklärung an die Literatur vor. Das tut sie genau so, wie sie immer öffentlich in Erscheinung getreten ist, vollkommen unverstellt, schnörkellos und leidenschaftlich. Beginnend in ihrer Kindheit, lässt Christine Westermann ihr Leben von Büchern flankieren, die ihr wichtig sind. Parallel dazu wagt sie sich mit 73 Jahren endlich, wenn auch zähneknirschend, an “Der Zauberberg” von Thomas Mann. Ein Buch, das man doch unbedingt gelesen haben muss. Immer wieder kehren wir zum Status Quo zurück: Schafft die Westermann sich im hohen Alter die offizielle Huldigung als Literaturkritikerin abzuholen und liest “Der Zauberberg” aufmerksam durch?

Familienabgleich per Lektüre

“Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern” ist kein zufällig ausgewählter Titel für das Buch von Christine Westermann. Es sind tatsächlich die (Familien-)Leben der anderen, für die sie sich interessiert und in die man über Bücher als Stalkerin light und ohne strafrechtliche Folgen hineinschnuppern darf. Sind die anderen Familien auch so verdellert wie die eigene und welche Schicksale gibt es noch? Letztendlich wird das für die meisten Leserinnen und Leser der Ansporn sein, überhaupt ein Buch in die Hand zu nehmen. Dass man darüber noch etwas lernen und für sich mitnehmen kann, ist umso besser.

Buchtipps mit Herz

Ganz nebenbei versorgt uns Christine Westermann in “Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern” mit wertvollen Buchtipps. Und ganz nebenbei erfahren wir auch mehr über sie. Sicher wird es nicht nur mir aufgefallen sein, dass Buchtipps von Westermann auf den Klappentexten immer inhaltlich sehr flach gehalten wurden. “Ein gutes Buch. Christine Westermann” oder “Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Christine Westermann”, solche Klappentexte wurden in meinem Freundeskreis zum running gag. Eigentlich dachte ich, es zurückzuführen auf Westermanns löbliche Haltung, dass man Werke nicht zerreißt, sondern im besten Fall lobt oder schweigt. Im Buch “Die Familien der anderen” erfahren wir den wahren Grund dafür.

Literatur zurück zu den Leuten

Rückblickend beschrieb sich Christine Westermann selbst im Rahmen der TV-Show “Zimmer frei”, die sie in Co-Moderation mit Götz Alsmann jahrzehntelange auf die Mattscheiben gebracht hat, als die „moderierende Bahnschranke“. Zu groß erschien ihr die Diskrepanz zwischen dem agilen Götz und ihr. Auch im „Literarischen Quartett“ stand es oft drei zu eins gegen die flammenden Buchempfehlungen von Westermann. Zu eindimensional, zu kitschig. Nicht nur mir gefallen genau diese Eigenschaften an ihr. Dementsprechend entmystifiziert “Die Familien der anderen: Mein Leben in Büchern” den hochtrabenden Anspruch an das Lesen und holt die Literatur dahin, wo sie hingehört. Zu den Leuten. Ein schönes Buch, Nadine Schmidt.

Seiten: 224
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10:  3462003011
ISBN-13:  978-3462003017
VÖ: 03.11.2022

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