Christmas – Fear Of Romance – Review
Warum sich die Punk-Thrasher aus dem Saarland den sperrigen Bandnamen CHRISTMAS ausgesucht haben, erschließt sich nicht sofort. Mit „Fear Of Romance“ veröffentlichen sie aber pünktlich zum Nikolaustag eine neue Platte, die inkonsequenterweise eine Spielzeit von 24:24 Minuten mitbringt. Leute! Ein bisschen mehr Wert auf Details könnte man schon legen. Abgesehen von diesem natürlich nicht ernst gemeinten Fauxpas kann das neue Werk jedoch beeindrucken. Aufgrund massiver und einschneidender Veränderungen im Line-up ist das nicht selbstverständlich. Aber CHRISTMAS demonstrieren mit „Fear Of Romance“ vor allem die Liebe zu angrenzenden Genres und Bands wie KREATOR, alten ANTHRAX oder SUICIDAL TENDENCIES sowie ihren unerschütterlichen Drang, Musik machen zu wollen.
Dynamik und Details im Fokus
Wer CHRISTMAS schon kennt, dem werden sie auch mit „Fear Of Romance“ nicht plötzlich fremd vorkommen. Allerdings reißen die Kompositionen häufig auffallend aus; im Songwriting-Prozess hat sich – bewusst oder unbewusst – etwas geändert. Manche Kniffe sind 1:1 von bekannten Bands entliehen, und so manches Lied deutet sich beinahe als Cover an („Thirsty And Disgusting“ hat schon einen enormen, gefühlt von Mille gesungenen, Ace-Of-Spades-Einstieg…). Das tut der Dynamik aber keinen Abbruch: Die Klimaxe funktionieren, und „Fear Of Romance“ rauscht im positiven Sinne einmal auf Anschlag durch. Eine gitarrenorientierte Produktion verschärft den Zug noch, und nach einigen Durchläufen schälen sich einige Highlights heraus.
Rückwärtsgewandt, aber zukunftsfähig
CHRISTMAS setzen schon auf Schnelligkeit, einiges knackt nicht mal die zwei Minuten, können aber auch im Midtempo überzeugen. „Smart Jokes“ scheint komplett aus der Zeit gefallen zu sein, agiert an der Basis der Neunzigerjahre, und für alle, die es wissen wollen: Im Refrain ist von thoughts und nicht von farts die Rede. Auch Letzteres hätte man CHRISTMAS zugetraut, denn die Platte lebt von einer fast kindlichen Leichtigkeit. Pizza bestellen, einen durchziehen und Skatevideos schauen – trotz der Ernsthaftigkeit in den Texten haben sich CHRISTMAS ein jugendliches Grundgefühl bewahrt. „Trainwreck“ oder auch „Maggot“ zwiebeln ordentlich und triggern mit den Gangshouts ein gewisses Gefühl von Freiheit und auf der Reise sein.
Auf den ersten Blick scheint die neue Platte einfach nur rückwärtsgewandt zu sein – im positiven Sinne. Doch eigentlich ist es bemerkenswert, auf diesem doch schon abgenutzten Spielfeld so gekonnt zu dribbeln und immer wieder neue Kombinationen zu finden. Geile Platte, nicht nur, um mit den Freunden von früher über die Feiertage einen Sixer auf dem alten Spielplatz zu köpfen.
Dauer: 24:24
Label: Kidnap
VÖ: 06.12.2024
Tracklist „Fear Of Romance“ von CHRISTMAS
Always Keep Giving Up
Thirsty And Disgusting
Maggot
Fear Of Romance
This Means War
It’s Getting Dark
Smart Jokes
Big Fish
Trainwreck
Burn Piggy Burn
Over You
I’m Not Alright
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