Danger-Dan-250-Fotograf-Jaro-Suffner

Danger Dan live in der Philharmonie Köln, 26.01.2023 – Konzertbericht

Als DANGER DAN 2018 sein Soloalbum “Reflexionen aus dem beschönigten Leben” veröffentlichte, konnte man bereits erahnen, dass ihm das Hip-Hop-Korsett der ANTILOPEN GANG etwas zu eng geworden ist. Dass er mit “Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt” 2021 ein von Klavierklängen getragenes Soloalbum veröffentlichen würde, überraschte dann aber trotzdem. Vor allem aber, mit welcher Wucht diese Platte einschlagen würde.

Ein Song für die Ewigkeit

Der Titeltrack des besagten Albums sorgte nämlich für ein doch recht großes mediales Aufsehen. “Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt” ist dabei ein viel zu schlauer Song, als dass ihn das Feuilleton aller hiesigen Zeitungen hätte missachten können. Mit einer über die Hip-Hop-Szene hinaus gehenden Berichterstattung eröffneten sich für Daniel ganz neue Möglichkeiten. Die wiederum führen nun dazu, dass wir hier und heute in der ausverkauften Kölner Philharmonie sitzen und einem zunächst eher nervösen, aber überaus sympathischen Künstler bei dem zugucken (und zuhören) dürfen, was er wohl am liebsten tut – Musik machen.

DANGER DAN in Köln, Foto von Kilian Bungert

Nach dem Opener “Lauf davon” stellt Daniel erst einmal ein paar Regeln für den heutigen Abend auf. Und während ich denke, jetzt wird das Filmen oder Fotografieren verboten, wird auf der Bühne erst einmal klar formuliert, dass hier und heute kein Platz für Rassismus und Sexismus ist. Außerdem solle man kurz seinem Sitznachbar höflich “Guten Tag” sagen und sich nicht vom Ambiente der Philharmonie einschüchtern lassen. Wer mitsingen will, solle das selbstverständlich tun. Damit ist alles geklärt und der aufbrandende Applaus wirkt herzlich und ehrlich. Gutes Publikum, guter Typ.

Musikalisch kurzweilig, textlich großartig

DANGER DAN spielt in den kommenden zwei Stunden einen Querschnitt seines Schaffens. Dabei fällt mir auf, dass es absolut Sinn ergibt, einige seiner Stücke vorab zu erklären. Denn so werden auch Stücke, die ich persönlich auf Platte nicht so super finde in einen Kontext gesetzt, der sehr viel mehr Spaß macht, als aus der Konserve. Und so werden nicht nur die vermeintlichen Hits abgefeiert, sondern eben auch Lieder wie “Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok” oder “Ingloria Victoria”. Dazu kommen selten gehörte Stücke wie “Private Altersvorsoge 1” und “Ölsardinenindustrie”.

Aber DANGER DAN wäre eben nicht DANGER DAN, wenn er nicht auch sein politisches Bewusstsein immer wieder in sein Konzert einfließen lassen würde. So kommt nach einer knappen halben Stunde ein Streichquartett unter der Leitung von Jonathan Heck auf die Bühne, das erst einmal “Mein Vater wird gesucht”, ein im Dritten Reich verbotenes und fast verlorenes Stück, in einer eigenen Bearbeitung darbieten. Und was soll ich sagen, man ist gleichermaßen bewegt, wie begeistert. Überhaupt wertet dieses Quartett die Darbietung noch weiter auf und sorgt für die nötige Abwechslung.

Klar, spielt Daniel am Ende des regulären Sets eine wundervolle Version des oben genannten Hits, was zu ohrenbetäubenden Applaus führt. Für mich selbst bleibt aber eben nicht dieser Song im Gedächtnis, sondern die Tatsache, dass sich Daniel immer weiter zu einem Liedermacher und Künstler entwickelt, der uns hoffentlich noch lange erhalten bleibt. Bei den ANTILOPEN und auch Solo.

Artikel von Lasse Paulus
Das Foto von DANGER DAN im Header ist von Jaro Suffner

Artikel, die Dir gefallen könnten:
MINE – Hinüber
Interview mit MINE zum Album “Baum”
PASCOW und MOBINA GALORE, live im Substage Karlsruhe, 04.04.2023
FATONI & EDGAR WASSER – Delirium
KUMMER – KIOX
27 Jahre DONOTS – “Heute Pläne, morgen Konfetti” – Die Show
FATONI – Andorra
HAITYI – Mieses Leben
S-ERO & EIFELGANGSTA – Bis hier her… (EP)
MÄDNESS – OG
FATONI & EDGAR WASSER veröffentlichen Video zum Song “Das Leben ist dumm”
GOLDROGER – Diskman Antishock
BABSI TOLLWUT – Rapisoden (EP) 
GOLDROGER – Diskman Antishock II
FRITZI ERNST – Keine Termine
THEA WOOFER – Bloß nicht mit Fremden sprechen
RUN THE JEWELS – RTJ4
TAREK K.I.Z. – Golem
GOLDROGER kündigt “Diskman Antishock II” an
HARTZ ANGELS – Euch die Arbeit, uns das Vergnügen
Interview mit GOLDROGER zum Album “Diskman Antishock II”
Interview mit GRAFI zum Album “Ektoplasma”
GRAFI – Ektoplasma
VANDALISMUS – Gloria und Schwefel
NALI – Mondwächter (EP)
DEXTER – Yung Boomer
HAIYTI veröffentlicht Video zu “Zu Real”
BLUTHUND – StromGitarrenWutRap
VAL SINESTRA – Zerlegung
Audio-Interview mit Max und Chris von VAL SINESTRA
NALI & MOTB – Joga Bonita
DIE P – 3,14
LYRICO – Reservoir Dogs
ANTILOPEN GANG – Adrenochrom
MÄDNESS – Mäd Löve
Podcast Folge 23 mit MINE zum Album “Hinüber”
CHAOZE ONE – Venti
KURT PRÖDEL – Wie kann man mit sich selbst so zufrieden sein? (EP)

DANGER DAN bei Facebook

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert