
Das Aus der Jugend – Für immer niemals sein wie ihr – Review
DAS AUS DER JUGEND aus Freiburg sind eine gute Punkband und „Für immer niemals sein wie ihr“ macht größtenteils Spaß – so viel sei schon mal vorab klar. Stabiles Cover, drei Menschen, die sich selbst nicht so ernst nehmen, und ein Batzen voll Punkrock. Leider ist nicht alles eitel Sonnenschein – es wirkt so, als hätte das Trio einfach alles, was irgendwann mal zusammengeklöppelt wurde, auf ihr Erstwerk pressen wollen. Dementsprechend gibt es neben sehr viel Licht („Künstler aus Süddeutschland“ Hit!) auch einiges an Schatten, und manches wirkt unfertig. Das fällt aber nur deshalb auf, weil DAS AUS DER JUGEND selbst offenbart, wozu es eigentlich fähig ist.
Wenn zuvor noch smart verschachtelter Humor zu finden war, fällt so mancher nicht zu Ende gedachter Flachwitz („Larry Laminator legt das Laminat“ wird zumindest am Ende aufgelöst…) unangenehm ins Gewicht Grundsätzlich lacht das Punkerherz – die Band sprengt häufig den leider viel zu engen Szenerahmen und bringt auch einige neue Themen mit. Ok, das Klavierintro wirkt im Vergleich mit PASCOWS „Prolog“ von „Jade“ halt wirklich wie bei Wish bestellt, aber gut… ist ja immer noch Punk.

Licht, Schatten und Laminat-Flachwitze
„Für immer niemals sein wie ihr“ von DAS AUS DER JUGEND passt eigentlich ganz gut, lässt aber vor allem die Zukunft komplett offen – je nachdem, ob die Truppe weiterhin über den Putzdienst in der WG oder über echte gesellschaftliche Scheiße wie Kriege oder „Die SPD schiebt ab“ singen wird. Dass es am schlimmsten ist, wenn man trotzdem lacht, haben DAS AUS DER JUGEND verstanden. Zu jeder beschissenen Situation fällt ihnen der passende Joke ein – eine gute Mischung aus Fatalismus und beinhartem Realismus. „Wenn Opa mehr Soldaten will, soll Opa an die Front“ sei hier mal exemplarisch genannt. Lustig, aber auch irgendwie so gar nicht.
Und dann gehen wir dumm
„Antifa auf Klassenfahrt“ schließt gleich daran an – und DAS AUS DER JUGEND lässt offen, ob sie nun wirklich die echten Linken sind, sein wollen oder die Diskussion über die angebliche Doppelmoral einfach nur lächerlich finden. Rein musikalisch locken DAS AUS DER JUGEND jetzt niemanden hinterm Ofen vor – es ist eher das Gesamtpaket, das sie mit „Für immer niemals sein wie ihr“ offerieren. Ein bisschen Fun, ein bisschen Szenebashing, ein bisschen scharfe Gesellschaftskritik – und je länger man sich mit der Platte beschäftigt, desto klarer wird: Die Band klaut sich zwar vieles zusammen, aber braucht daraus immerhin ihr eigenes Süppchen.
Mashup oder Meltdown?
„Wir bauen uns ein Haus“ klingt wie eine musikalische Collage aus zehn verschiedenen Songs – ständig wechselnde Stile und Richtungen lassen den Eindruck entstehen, man höre ein Mashup auf Speed. Der Übergang zu „Eure Armut kotzt uns an“ geschieht nahezu unbemerkt. Die Tracks wirken wie eine bizarre Frankenstein-Montage aus BLACK HEINOS und einer ironischen Überspitzung von THE SCREENSHOTS’ „Wir lieben uns und bauen uns ein Haus“ – irgendwo zwischen Parodie, Klamauk und Konzeptchaos. Theoretisch könnte man „Für immer niemals sein wie ihr“ in zwei Platten teilen. Warum DAS AUS DER JUGEND die ganze, qualitativ stark variierende Ladung auf einmal schickt, bleibt unklar. Aber ist viel Gutes dabei, sortieren Sie gerne selbst.
Dauer: 36:09
Label: Flight 13
VÖ: 25.04.2025
Tracklist „Für immer nie sein wie ihr“ von DAS AUS DER JUGEND
Sie sind jung und sie machen Rock
Künstler aus Süddeutschland
Ich will dein Hundi sein
Die SPD schiebt ab
Mollis aus Champagnerflaschen
Schimmelkulturen aller Fächer vereinigt euch
Wehr dich gegen die Pflicht!
Antifa auf Klassenfahrt
Larry Laminator legt das Laminat
Fick Mindestlohn
Glockengeläut
Wir bauen uns ein Haus
Eure Armut kotzt mich an
Bierbauch Bossa
Larry Laminator liegt unterm Laminat
Das aus der Jugend
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