Das Radial – Radikal_Viral – Review
Mit seinem Debütalbum „Radikal_Viral“ tippt der Musiker Max Thommes – aka DAS RADIAL – unterschiedliche Jahreszeiten, Stimmungen und Perspektiven an. Im Sauseschritt bringt er die Liebe mit, nimmt über den GANG_350 die nächste Auffahrt auf die Autobahn links neben dem DEICHKIND, um dich dann im KRAFTWERK DAS KINN oder gleich die komplette MAULGRUPPE an die Wand zu hauen. Das musikalische System ist komplex aufgebaut und steuert zielgerichtet zwischen Dance-Pop, Techno, Elektro-Punk und Industrial hin und her. Die Fangemeinde von DAS RADIAL müsste theoretisch riesig sein, wenn der fucking Algorithmus einmal richtig seinen Job machen könnte.
Zwischen Spaß und Systemkritik
DAS RADIAL hat durchaus Spaß in den Backen, richtet seine smarte Kritik gegen Oberflächlichkeiten und das Abstumpfen durch Digitalisierung. Fortschrittsverweigerer ist er mit Sicherheit nicht; der Klang und die Komplexität der Kompositionen auf „Radikal_Viral“ lassen auf hohe Technikaffinität und analytisches Denken schließen. Die Tiefe und vermeintliche Absurdität seiner Texte („Bilder“, „Selbst_Schutz“) erinnern sogar an Julian Knoth von DIE NERVEN. Allerdings bettet DAS RADIAL seine Botschaften in elektronisch erzeugte und verschachtelte Klangspiralen. Das macht mordsmäßig Spaß, wenn man die Platte über Kopfhörer hört, kann aber mit Sicherheit auch auf einem Konzert sofort mitreißen.
Klang gewordene Bilder
DAS RADIAL hat konkrete Bilder im Kopf, überträgt diese bildhaft in Songs wie „Geld_Fluss“ oder „Mikro_Welle“. Geometrische Formen oder Aggregatszustände überträgt er in Töne, sodass Musik und Inhalte vollends ineinander einrasten und keine Abgrenzung mehr besteht. „Mikro_Welle“ lebt von der Radikalität, wie sie damals DAS ICH oder andere Vertreter der Neuen Deutschen Todeskunst an den Tag legten. 808 gibt es auf „Radikal_Viral“ nicht zu hören, auch keinen Eurodance oder Billo-Techno. DAS RADIAL beweist Stil und Klasse – wenn es hier wummst, dann ohne Rücksicht auf die Boxen und zur Unterstützung der Wucht des Songs.
Gegen den allgemeinen Wahnsinn
Mit „Liebes_Drang“, einem heftigen Seitenhieb auf die mitunter erniedrigenden Mechanismen beim Onlinedating, hat DAS RADIAL einen weiteren Song mit Hitpotenzial am Start. DAS RADIAL sollte man sich auf jeden Fall auf den Zettel schreiben – da kommt noch was. Trotz der vielen Referenzen in dieser Review: Seine große Stärke ist es, daraus sein ganz eigenes musikalisches Netz zu spinnen. Und obwohl die Songs teilweise schon 7 Jahre alt sind, haben sie nicht an Relevanz verloren. Lasst uns das mal noch unter visionär verbuchen.
Dauer: 42:05
Label: TWO STEPS TWICE
VÖ: 02.05.2025
Tracklist zu „Radikal_Viral“ von DasRADIAL
Terror_Terrestris
Unterm_Radar
Glitch!
Bilder
Liebes_Drang
Selbst_Schutz
Geld_Fluss
Neue_Gewalt
Data_Ich
Mikro_Welle
Tür_Politik
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