Destroy Boys Open Mouth Open Heart Artwork 2021

Destroy Boys – Open Mouth Open Heart – Review

Die amerikanische Punkband DESTROY BOYS darf mit ihrem tollen Album „Open Mouth Open Heart“ auf keinen Fall bei krachfink.de fehlen. Das Trio – bestehend aus Alexia Roditis, Violet Mayugba und Narsai Malik – bestätigt das Genre Punk in erster Linie durch die Texte, in denen sie sich ganz selbstverständlich feministisch, queer und anti-sexistisch äußern.

Das kann man dann eben Punk nennen, wenn es laut und krachig wird, aber genauso gut Garage Rock, Pop oder Rock’n’Roll darin erkennen. Die besondere Anziehungskraft von „Open Mouth Open Heart“ besteht darin, dass es DESTROY BOYS dank ihrer Kompositionen mit Ohrwurm-Flanken ganz leicht gelingt, ihre klugen Inhalte so zu vermischen, dass sie tatsächlich sofort ins Herz rutschen.

Ab in die Neunzigerjahre, aber nur musikalisch

Wenn DESTROY BOYS mit „Locker Room Bully“ einsteigen, wähnt man sich sofort in den Neunzigerjahren, ist aber auch umgehend mitgerissen von dem Takt und der Tatsache, dass der Song ziemlich rasch in unserem Gesicht explodiert. Eine nachdrückliche, kompakte Hymne, verbunden mit dem Aufruf darauf zu scheißen, wenn es beispielsweise um das eigene optische Auftreten und die Meinung von anderen dazu geht. „Open Mouth Open Heart“ fühlt sich an, wie ein vertontes Tagebuch, mit allen Höhen und Tiefen, mit allen mutigen und demotivierten Momenten. DESTROY BOYS nehmen sich den Raum, den sie benötigen, walzen aber nichts unnötig aus.

Der Situation immer angemessen

Deshalb gibt es auf „Open Mouth Open Heart“ knackige Kompositionen, die schnell auf den Punkt kommen und solche, die eher dem Standardaufbau folgen. Das spanische, gezupfte Liebeslied „Lo peor“ erinnert sofort an meine Herzensband von MOURN. Selbst ohne den Inhalt komplett zu verstehen, springt der aktivierende und gleichzeitig melancholische Funke sofort über und die abweichende Instrumentierung fällt deshalb auch überhaupt nicht aus dem Rahmen.

Ganz eigene Handschrift

Alexia Roditis spielt nicht nur Gitarre, sie trägt DESTROY BOYS auch maßgeblich durch ihren außergewöhnlichen Gesang, der sich durchweg an den ganz großen Stimmen der letzten Jahre orientiert. Sie kann die großen Gesten („Secrets“) genau tragen wie die hitzigeren Momente. Vielfalt spiegelt sich bei DESTROY BOYS nicht nur im eigenen Anspruch an unsere zukünftige Gesellschaft. Auch ihre Musik ist sehr abwechslungsreich, trotzdem ist jederzeit eine ganz eigene Handschrift zu erkennen und in jedem Moment eine aufrichtige Leidenschaft für ihre Kunst zu erkennen.

Dabei verlässt sich die Band nicht durchweg auf treffende Formulierungen, häufig übernimmt auch einfach die Musik die Führung und erzählt die Geschichte ohne Worte weiter.

Der Albumtitel „Open Mouth Open Heart“ von DESTROY BOYS ist aus meiner Sicht tatsächlich der Schlüssel zu möglicher Veränderung. Mund aufmachen, Zustände benennen, Zusammenhänge erkennen und entwirren. Das ist anstrengend, aber erst dann ist der Weg zu den Herzen frei. Das gilt übrigens für beide Seiten. DESTROY BANDS sind eine der spannendsten Bands, die ich in diesem Jahr gefunden haben.

Dauer: 38:52
Label: Hopeless Records
VÖ: 08.10.2021

Tracklist „Open Mouth Open Heart“ von DESTROY BOYS
Locker Room Bully
Muzzle
Sweet Tooth
Lo peor
Cherry Garcia
Te llevo conmigo
Bob
Drink
Ruins
Escape
All this love
For What
Secrets

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