Die Arbeit Material Artwork

Die Arbeit – Material – Review

Wer die Dresdner Band DIE ARBEIT mit ihrem ersten Album „Material“ sofort in die Ecke von DIE NERVEN und MESSER stellt, macht es sich einfach und liegt damit auch nicht so ganz falsch. Allerdings sollte man ganz genau hinhören, denn es gibt viele Momente, in denen sich die Post-Punkband von den eventuellen Vorbildern abhebt und ganz eigene, interessante Wege geht. Klug verpackte Gesellschaft- und Selbstkritik eint sie mit den genannten Bands, ebenso wie der sperrige und oft gewollt mantrische Sound.

Genieße Deine Bildung

Hat man sich erstmal genug künstlich aufgeregt und gelangweilt gestreckt – uaah, schon wieder eine dieser Nachahmerbands – merkt man schnell, dass der Sänger Maik Wieden zwar wie eine Mischung aus Hendrik Otremba und Dirk von Lowtzow klingt, aber obendrauf noch seine ganz eigene Note setzen kann. „Ein Hammer und ein Angebot, vom letzten Deiner Freunde, Freunde, Freunde…“ so schaukelt er sich im zweiten Song „Haut, Knochen und Gesichter“ hoch. DIE ARBEIT ist unerbittlich und schonungslos, ja schon fast garstig an manchen Stellen. „Im Büro“ konterkariert sich selbst mit skurrilen, gruseligen Sounds, die Texte treffen aber ins Herz wie tiefe Messerstiche. Das erinnert in Wortwahl und Konsequenz im Vortrag schon eher an Oswald Henkes (u.a. GOETHES ERBEN) letzte Band HENKE, wenn auch weniger offensichtlich diabolisch vorgetragen.

Da passt es gut, dass“Visier“ – erst angetäuscht mit BEATSTEAKS „Gentleman Of The Year“ Intro – einen ungewohnt schwarzmetallischen Ansatz hat. Ein Ansatz, der sich auch in den Songs „Sicherheit“ und „Lonely Dance“ wiederholt. Also mindestens einer bei DIE ARBEIT hört definitiv Black Metal, da lege ich mich fest. Diese Riffs von Uwe Hauptvogel könnten auch gut auf einem Album von BEHEMOTH oder THE GREAT OLD ONES stattfinden, heutzutage auch mit diesen Drums.

Gewalt. Was willst Du?

Die Texte sind nicht wirklich kompliziert zu encodieren, wer an den Kern des Albums möchte, schafft das auch und wird sich nebenbei philosophische Fragen stellen können („Visier“). Doch auch auf langen Instrumentalstrecken hat die Band etwas zu sagen. Die Instrumente scheinen wahllos und einfach zufällig zum Text passend. Allerdings hört man bei manchen Songs deutlich, dass sie eine Ebene drunter stressen oder entspannen sollen. Die Band spielt schon seit 2015 zusammen, erst 2018 formte sich die Arbeit, die Vertrautheit hört man.

Und da wo Rio Reiser noch „König von Deutschland“ war, nehmen DIE ARBEIT den Untergang in Kauf und tanzen mit ihrem Song „Könige im Nichts“ mutwillig dagegen an, der drohend drückende Bass gibt die wahre Stimmung preis. Was DIE ARBEIT mit ihrem ersten Album „Material“ abliefern ist also deutlich mehr, als ein Abklatsch oder der Versuch so zu klingen wie Band X oder Y. Das ist unterschwelliger Nihilismus und komplette Überforderung, beide wollen zumindest noch einmal mit geschlossenen Augen tanzen, bevor es über die Klippe geht.

Dauer: 43:44
Label: UNDRESSED Records
VÖ: 21.02.2020

Tracklist „Material“ von DIE ARBEIT
Gott Generator
Haut, Knochen und Gesichter
Leichen
Im Büro
Keine Zeit für Ironie
Visier
Sicherheit
Gewalt
Könige Im Nichts
Lonely Dance

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SHATTEN – s/t
LINGUA NADA – Djinn
WOLF MOUNTAINS – Urban Dangerous
MOURN – Sopresa Familia
SCHARPING – Powerplay
DESOLAT – Onmyōdō
PHILEAS FOGG – Kopf, unten
KONTROLLE – Demo (Re-Release)
MESSER – No Future Days
KRAMSKY – Metaego
METER – 39.3700787 (EP)
ILLEGALE FARBEN veröffentlichen den Song „Luft nach unten“
PETER MUFFIN -Dose Scheiße

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