Lest die Review zu "Idiot Paradise" von DIRK. bei krachfink.de

DIRK. – Idiot Paradise – Review

Keine Ahnung, wie es euch damit geht, aber bei dem Bandnamen DIRK. und dem Albumtitel “Idiot Paradise” denke ich zuletzt an piekfeinen Indie-Rock aus Belgien. Dabei ist dieser herrlich drehende, organisch-dynamische Rock gespickt mit schmeichelnden Melodien und perfekt mit einer Messerspitze Demut abgeschmeckt. WEEZER, PIXIES, FONTAINES D.C. und auch BIFFY CLYRO, LSD ON CIA oder REMO DRIVE sind bunte Referenzen, die spontan in den Sinn kommen.

Damit tänzelt die Band auf jeden Fall irgendwo zum Sound der späten Neunzigerjahre oder früheren Nullerjahre – pralle Bassbomben oder heftiges Stakkatoriffing sucht man hier also vergebens. Im “Idiot Paradise” geht es luftig, intuitiv und harmonisch zu, wenn die Texte auch schonungslos und selbst reflektierend sind. Bock, das Ticket einzulösen? Fühlt ihr euch idiot genug?

DIRK., 2023 Foto von Camille Manier

DIRK. kommen schnell auf den Punkt

Der Opener “Half-Life” könnte nicht besser gewählt sein, DIRK. stapfen nach vorne und irgendwie wird sofort klar, dass hier auch etwas Bedrohliches im Hintergrund lauert. Die Gitarren arbeiten in den Strophen disharmonisch, stemmen sich dann im Refrain mit Bass und Drums aber wie eine Wand energisch gegen sich selbst. “This ain’t love, it’s depression, fuck romance” ist eines der Statements und “half-life freakshow” ein Hinweis auf den Aspekt des Außenseitertums.

Bereits im darauffolgenden “No” stürmen DIRK. dann mit Attacke los, machen sich frei und zielen mit dem Bass auf die Tanzbeine. Die Eskalation erfolgt dann über eine befreiendes “No” im Refrain. Diese beiden Songs sind erstmal alles, was man über die Band wissen muss. Wer das bis hierhin mag, wird “Idiot Paradise” lieben.

Ungekünstelt über Ängste singen

In manchen Momenten wirken DIRK. auf ihrem dritten Album “Idiot Paradise” schon so groß, dass man kaum glauben mag, an welchen Punkt der Diskografie sie erst stehen. Wenn sich die Musik im Titelsong komplett entkoppelt und uns alle in warmen Milchschaum und zarte Wehmut einschlägt, vergisst man kurz alles um sich herum. Dabei ist es gerade der unmittelbare und ungekünstelte Sound, der DIRK. so liebenswert macht. “Afraid To Go Home” wirkt, wie direkt noch heiß und fettig aus dem Proberaum geschickt und ist doch akzentuiert durchdacht, ohne künstlich zu wirken.

Viel gesagt, auch ohne Worte

Es gelingt DIRK. echte Zweifel, schlaflose Nächte und Minderwertigkeitskomplexe so offensiv und liebenswert in Szene zu setzen, dass man sie ihnen abkauft und sich verstanden fühlt. Den Trick mit dem Entkoppeln, dem Ausreißen der Musik und ganz ohne verbale Unterstützung den Sinn des Songs alleine aufzugreifen und zu verarbeiten, wenden DIRK. oft an.

Dadurch entstehen besondere Momente, in denen man beinahe den Eindruck bekommt, die Musiker würde über ihre Instrumente miteinander sprechen (“Alarms”). “Idiot Paradise” von DIRK. geht hoffentlich nicht im Wust der vielen Veröffentlichungen unter, denn dieses zeitlose Album ist voll mit schönen Momenten. In ihrer Heimat Belgien stürmen sie bereits die Charts, zurecht!

Dauer: 32:45
Label: Mayway Records
VÖ: 03.03.2023

Tracklist “Idiot Paradise” von DIRK.
Half-Life
No
Roman Numerals
Are You Awake
Idiot Paradise
Help I’m Going Sane
Afraid To Go Home
I Can’t Sleep
Alarms

Alben, die Dir gefallen könnten:
THE VICES – Unknown Affairs
WEIRD NIGHTMARE – s/t
5 Fragen an BAD WEED zum Album “II” – Interview
SHAME – Food For Worms
FONTAINES D.C. – Dogrel
IDLES – Crawler
BAMBARA – Love On My Mind
Interview with John about the album “Nocturnal Manoeuvres”
Various Artists – I’ll Be Your Mirror: A Tribute to the Velvet Underground & Nico
Interview mit Bassist C von FIDDLEHEAD über “Between The Richness”
CROWS – Silver Tongues
HAVEMEYER – Slacker
NEW MODEL ARMY – From Here
BOUNDARIES – s/t
KIWI JR. – Cooler Returns
IDLES – A Beautiful Thing: Live at Bataclan
Gemischte Tüte mit Joe und Marc von IDLES
REMO DRIVE – Natural, Everyday, Degradation
JADE HAIRPINS – Harmony Avenue
TWO YEAR VACATION – Bedroom Rock
TWO YEAR VACATION – Slacker Island
OKTA LOGUE – Runway Markings
ODD COUPLE – Universum Duo
VON WEGEN LISBETH – Live in der Columbiahalle
PETRA UND DER WOLF – Surface!
WOLF MOUNTAINS – Urban Dangerous
Interview mit LINN KOCH-EMMERY über das Debüt “Being The Girl”

DIRK. bei Instagram

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert