Lest die Review zu "Heritage" von DISTANT bei krachfink.de

Distant – Heritage – Review

Mit ihrem Album “Heritage” hält die dänische Deathcore-Band DISTANT alles andere als Distanz. Bewusst rücken sie den Hörerinnen und Hörern mit ihrer Musik auf die Pelle, greifen mit spitz sägenden Riffs an und lassen Bassbomben im Ohr explodieren oder Drums rattern. Der Sänger Alan Grnja gibt uns mit Pig Squeals und gutturalem Gekeife den Rest.

Das Album ist also durchaus fordernd, aber eben auch optimal zum Frustabbau. Das Genre wird eigentlich seit der Gründung totgesagt, selbst wenn DISTANT ihm nichts wirklich bahnbrechend Neues hinzufügen, dann machen sie ihre Sache doch äußerst gut. Der klinisch-aggressiv Sound unterstützt das Gefühl, massiv unter Druck und Strom gesetzt zu werden.

Das Prinzip der Orientierungslosigkeit

DISTANT eröffnen ihre kühle, futuristische Welt mit dem Oepner “Acid Rain”, der dann nahtlos in “Paradigm Shift” übergeht. Die Band lässt in allen Kompositionen viel Platz für verstörende Disharmonie, angsterzeugende, leicht leiernde Lullabies und vezerrten spoken words. Das ist die prägendste Veränderung im Vergleich mit der Vorgängerplatte. Dazwischen ohrfeigen uns die Riffs, fallen wie riesige Steinbrocken vom Himmel, hinterlassen große Krater und peitschen die schlechte Stimmung an. Es ist verdammt schwer, sich in DISTANTs Kompositionen auf Anhieb zu orientieren.

Umso nachhaltiger sind diese aber auch. Der Rhythmus ist alles andere, als beruhigend, manipuliert unseren Herzschlag. DISTANT bieten meisten keinen dauerhaften Groove an, an dem man sich anpassen und zu dem man tanzen oder moshen kann. Im Zickzack ändern sie den Kurs, die nächste Fahrt geht rückwärts und nichts verläuft so, wie es scheint.

Keine Gnade, Dauerfeuer

“Heritage” kann man also getrost als Dauerpenetration verstehen, DISTANT bestimmen, welche Stärke die Elektroschocks haben, die die Hörerinnen und Hörer erreichen. Das mag vielleicht nicht kompositorisch innovativ sein, aber in seiner Dominanz und Erbarmungslosigkeit schon bemerkenswert. DISTANT agieren wütend, achten nicht darauf, ob man gerne mal Luft holen möchte. Die bereits erwähnten Freiräume sind trotzdem maximal klaustrophobisch. In “Argent Justice” fahren DISTANT das volle Geschütz auf, mit stimmlicher Unterstützung durch SUICIDE SILENCE, CABAL, EMMURE, ABBIE FALLS, ARCRANIUS, BODYSNACHTER, CARCOSA… spielt hier in einem epischen, alles zerstörenden Siebenminutensong das Who is Who der Szene auf. Ein Vernichtungsschlag, an dem sich der Rest des Album dann leider messen muss.

Schwer vorstellbar, dass man diese Platte mehrfach hintereinander hören kann, ohne richtig mies draufzukommen und mit der Faust in die Wand schlagen zu wollen. Aber DISTANT erreichen ihre Ziel, denn es geht darum, eine komplette Orientierungslosigkeit zu erzeugen, eine Leere, in der man sich verloren fühlt und die drückende Musik die einzigen Banden darstellt. Eine schon fast esoterische, aber mit Sicherheit höchst kreative Vorgehensweise, die natürlich alles andere als massentauglich klingt.

Dauer: 47:11
Label: Century Media
VÖ: 10.02.2023

Tracklist “Heritage” von DISTANT
Acid Rain
Paradigmn Shit
Born Of Blood
The Grief Manifest
Exofilth
Argent Justice
The Gnostic Uprising
A Sentence To Suffer
Human Scum
Heritag (feat. Will Ramos von LORNA SHORE)
Orphan Of Blight
Plaguebreeder

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