
Ditz – Never Exhale – Review
Es ist nicht selbstverständlich, dass DITZ mit der neuen Platte „Never Exhale“ überhaupt noch Aufsehen erregen. Fast drei Jahre nach ihrem bemerkenswerten Post-Punk-Debüt „The Great Regression“ ist die Welle an ähnlichen Bands abgeflacht, und die anfänglich aufflammende Begeisterung für alles aus Großbritannien, was nur ansatzweise nach IDLES klingt, ist abgekühlt. Und natürlich auch deshalb, weil viele Bands aus diesem Spektrum einfach sehr dumme Sachen im Zusammenhang mit politischen Ereignissen gesagt haben. DITZ waren schon immer etwas anders, musikalisch und in ihrem gleichermaßen gelangweilt und beneidenswert rigoros wirkenden Auftreten. Jetzt erklimmen sie die nächste Stufe, ohne Aussicht auf baldiges Ende der Fahnenstange.

Kein Prollen, neue Ausdrucksmöglichkeiten
„Never Exhale“ von DITZ bildet den Status Quo ab und klingt dementsprechend noch etwas düsterer, aber auch trotziger, ein Recht auf Leben mit aller Vehemenz einfordernd. Die Kompositionen sind mitnichten filigran, stattdessen wirkt jeder Song wie Tagwerk, anstrengend und hart, mit dem Kopf durch die Betonwand schlagend oder durch den engen Tunnel grabend. Cals Gesang scheint noch näher, noch intimer und vermittelt Emotionen, die weit über das gesangliche Spektrum hinausgehen. Riffs wie Störgeräusche („Four“, „Smells Like Something Died In Here“), ein Bass, der unter Spannung setzt und sich stoisch durch die kompletten Songs mäandert oder zwischen der eigentlichen Struktur schlängelt.
DITZ sind zäh und hungrig
DITZ weichen von Standards und Erwartungen ab, und genau deshalb sind sie zäher als manche Band, die Wut und Brachialität nur imitiert. Cals Texte sind wie eine Sammlung präziser, scharf geschliffener Messer – jede Zeile trifft den Kern ohne Umwege. Es gibt keinen Ballast, keine unnötigen Ausschmückungen, aber dennoch eine enorme Ausdruckskraft. Die restlichen Bandmitglieder umrahmen die Feststellungen passend, niemand prollt an seinem Instrument, stattdessen geht es darum, neue Ausdrucksmöglichkeiten und Resonanzen zu finden. Selbst im abschließenden „britney“, hier gönnen sich DITZ siebeneinhalb Minuten, findet sich kein redundanter Ton, stattdessen ein herrlich aufgefächerte Neu-Interpretation von besonders experimentellen Momente von NINE INCH NAILS oder MOGWAI. Plötzlich werden Flächen ausgerollt und harmonische Akzente gezupft, ohne die Finsternis vollends zu verbannen.
Musikalischer Alarm, der die Sinne überflutet
„Never Exhale“ von DITZ wirkt wie eine Maschine, die plötzlich den vollen Alarm auslöst – alle Lichter blinken, schrille Sirenen ertönen und jede einzelne Anzeige geht auf Rot. Ein Klangchaos, das sich mit voller Wucht entfaltet, ein akustischer Overload, der die Sinne fordert und auch bewusst überfordert. Die Geräusche mischen sich zu einer unaufhaltsamen, pulsierenden Wand aus Verzerrung und Dringlichkeit, die den Hörer in einen Zustand maximalen Stresses versetzt („God On A Speed Dial“). Einen Zustand, den die Band auch mühelos live vermitteln kann. DITZ wissen es zu schätzen, auch auf der Bühne unerwartet die Grenzen zu sprengen. Der erste Eindruck hat mich nicht getäuscht, DITZ sind eine besondere Band, von der man noch einiges erwarten kann.
Dauer: 29:56
Label: DITZ
VÖ: 24.01.2025
Tracklist „Never Exhale“ von DITZ
V70
Taxi Man
Space/Smile
Senor Siniestro
Four
God on a Speed Dial
Smells Like Something Died in Here
18 Wheeler
The Body as a Structure
britney
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