Entropy Liminal Artwork

Entropy – Liminal – Review

Die Shoegaze-Indierocker von ENTROPY wagen mit “Liminal” ihren ersten Vorstoß. Was zuerst positiv auffällt, ist der organisch scheppernde Sound. Verantwortlich dafür sind die RAMA-Studios und in persona Jens Siefert. Das macht die Songs angenehm dicht und hebt den Gesang schön hervor. Die massive Soundwand, die uns die Band kredenzt, hat (mindestens) zwei unterschiedliche Anstriche und nicht alle sind gleichermaßen überzeugend.

ENTROPY, 2020

Auftakt vom Feinsten

Die ersten drei Songs “Terminal (adj)”, “The Enemy” und “Doesn’t SleepNorthern Line” stehen unter Dauerspannung. Shoegazige Gitarren werden von walzenden und trotzdem lockeren Groovewuchten immer wieder weggedrückt. Der Gesang ist markant, aber setzt nur lose auf dem stabilen, musikalischen Fundament auf. Oder, um einen meteorologischen Vergleich zu bemühen, ENTROPY vertonen den Kampf von dichten Wolken mit warmen Sonnenstrahlen. Ausgang unentschieden. Bis hier sind ENTROPY überragend, jonglieren mit Widerständen und bieten interessante Reibungsfläche.

Bisschen Pop reingespült

Dann dreht sich der Wind auf “Liminal” von ENTROPY. Pop schleicht sich ein und mit ihm etwas die Belanglosigkeit. Die höhepunktarme Schwere, die bis eben noch interessant war und durch die stete Spannung nicht negativ ins Gewicht fiel, lässt jetzt Widerhaken vermissen. Was nicht heißen soll, dass ENTROPY ab da nicht mehr hörbar wären, es geht nur ein gewaltiges Stück Originalität verloren. Das Aha-Intro von “Age Of Anxiety” beißt sich stark mit der vorangegangenen Tiefe.

Die Guten ins Köpfchen

Mit ziemlicher Sicherheit wurden ENTROPY in den Neunzigerjahren musikalisch sozialisiert. Das hört man und das beherrschen sie. Je mehr Fläche die Band aufträgt, umso besser klingt es. Vieles an “Liminal” erinnert an große Bands – FOO FIGHTERS in guten Momenten – auch wenn “General System Theory” und “Knausgardian” offensichtliche Spitzen vermissen lassen. Manche Songlängen sind nicht wirklich gerechtfertigt, da weder ein starker Sog noch Widerhaken entstehen. Bei “Balancing The Edges” scheint ein Knoten zu platzen, plötzlich klingen ENTROPY skandinavisch. Knietief im Moll, aber irgendwie doch freier. Auch diese Facette steht ihnen gut, Drums und Gitarren scheinen sich richtig freizutanzen. ENTROPY bieten viel an und “Liminal” enthält für meine Ohren mehr Gutes, als Schlechtes. Die dunklen Momente vom Anfang sind allerdings weitaus markanter und überzeugender, als der Rest des Albums.

Dauer: 44:26
Label: Crazysane Records
VÖ: 21.08.2020

Tracklist “Liminal” von ENTROPY
Terminal (adj)
The Enemy Doesn’t Sleep
Northern Line
Age Of Anxiety
February 20, 1974
Stuttering Days
General System Theory
Knausgardian
Balancing The Edges
A Dying Animal

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