Erik Cohen – Northern Soul – Review
Der Kieler ERIK COHEN steigt in sein neues Album “Northern Soul” mit einem stimmungsvolles Instrumental ein. Schlagartig riecht man die salzige Luft und spürt den harten Wind auf der Haut. Wahrscheinlich unbeabsichtigt folgt darauf mit “Nach dem Sturm” eine tiefe Riff-Verbeugung vor “House Is On Fire” von den BEATSTEAKS. Nicht nur deshalb ist dieses Lied nicht unbedingt die beste Wahl für einen ersten musikalischen Anpfiff. Auch lyrisch steigert sich ERIK COHEN im Verlauf von “Northern Soul” glücklicherweise noch stark. Rein instrumental ist das ein zwar ein herrlich abkühlender Song mit guter Gitarrenarbeit, aber der Text würde Helene ebenso gut stehen und das maritime Motiv würde bei ihr sogar im Nachnamen mitgeliefert werden. Allerdings ist das auch ein verlässlicher Vorbote dafür, dass das Niveau von “Northern Soul” so stark schwankt, wie ein alter Kahn draußen auf dem weiten Meer.
Schwankendes Niveau
Das darauf folgende herrlich düstere “Millionenstadt” ist schon deutlich hymnischer angelegt, den unterstützenden Chor hätte es aber gar nicht zwingend gebraucht. “Lokomotive” wagt sich dann noch mehr in den Schatten, wer möchte, darf über die Strophen gerne “Alleine in der Nacht” von DIE ÄRZTE singen. Die schönsten Momente auf “Northern Soul” sind eigentlich die, in denen COHEN es sich und uns so einfach wie möglich macht. “Bomberjacken” mit seinem runden Chor und den Powerchords ist so ein Kandidat, was sicher auch dem Thema geschuldet ist. Es gibt aber auch auffallend viele maskuline Inhalte auf “Northern Soul”.
Es geht um Männer, die zur See fahren. Männer, die sich wegen Fußball prügeln. Um Alkohol und Zigaretten und Kerle, die auf Motorrädern fahren (“Doomrider”). Dem gegenüber stehen dann aber überraschend softe Mitsingmomente wie in “Schleswig-Holstein” oder die teils euphorischen, teils melancholischen Erinnerungsfetzen an früher im “Café Stietzel”, die von den vollmundigen Oho-Gesängen beinahe erdrückt werden.
Gitarre und Gesang punkten
Ungeachtet der Tatsache, dass man sich von einem wie ERIK COHEN natürlich sehr gerne etwas über den Norden erzählen lassen möchte, weiß man doch manchmal nicht so genau, wo man das musikalisch und emotional einordnen soll. Es ist inhaltlich weder eindeutig ernsthaft, noch eindeutig augenzwinkernd. Ein großes Plus ist die durchweg gute Gitarrenarbeit, die in den entscheidenden Momenten wichtige Akzente setzt und häufig selbstbewusst an einem entscheidenden Punkt eine Richtung vorgibt (“Doomrider”). Und selbstredend auch der starke und prägnante Gesang von ERIK COHEN. Häufig wirkt “Northern Soul” aber auch wie ein mehr oder weniger gelungenes Mash-up und das Zusammenfügen von zwei Komponenten, die unabhängig voneinander entstanden zu sein scheinen.
Dauer: 33:36
Label: RYL NKR Recordings / Rough Trade
VÖ: 26.02.2021
Tracklist “Northern Soul” von ERIK COHEN
Intro (Northern Soul)
Nach dem Sturm
Millionenstadt
Lokomotive
Junger Matrose
Bomberjacken
Schleswig-Holstein
Halloween
Doomrider
Alcatraz
Café Stietzel
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