Silver Lake by Esa Holopainen – s/t – Review
Mit SILVER LAKE BY ESA HOLOPAINEN zeigt der finnische Gitarrist von AMORPHIS, was man als Musiker Sinnvolles während einer Pandemie anstellen kann. Ansonsten hätte er wohl auch kaum ausreichend Zeit gefunden, um diese erlesene Auswahl von Musiker*innen um sich zu scharen und seinen Kompositionen den letzten Feinschliff zu geben. Dass er selbst singt, ist für ihn ausgeschlossen, aber selbstredend hört man seine Handschrift. In jedem Riff, jeder Melodie und jedem Saitenanschlag, wird er der Beschreibung „singende Gitarren“ gerecht. Nachdem der Titeltrack also noch instrumental ist und die Hörer*innen auf das typisch finnische Kopfkino mit Weiten und Spuren von Folklore einstimmt, haut schon der erste Song „Sentiment“ komplett rein.
Für diesen verpflichtete sich kein Geringerer als Jonas Renske von KATANONIA (BLOODBATH, OCTOBER TIDE), der die Komposition in komplette andere Sphären hievt. Ihm gebührt quasi die Ehre das Album „Silver Lake by Esa Holopainen“ zu eröffnen und später mit „Apprentice“ auch wieder zu beschließen. Als Einziger hat er also zwei Auftritte. Wie Samt legt sich seine Stimme auf die Instrumentierung, die alle Register zieht. Einerseits stabil rockig und trotzdem auf gewisse Art und Weise märchenhaft. Eine Atmosphäre, die Fans von AMORPHIS also definitiv abholen wird. Håkan Hemlin eskaliert dann eher im Refrain und sorgt dafür, dass „Storm“ zahlreiche Spitzen enthält und mit vollem Segel nach vorne bläst. Es ist SILVER LAKE BY ESA HOLOPAINEN stark anzurechnen, dass sich der Saitenverantwortlich mitnichten mit seinem Instrument in den Vordergrund gestellt hat und stattdessen dem Schlagzeug häufig den Vortritt lässt, wenn es für den Song zuträglich ist.
Markante Stimmen, mit eigener Handschrift
Einar Solberg kann nicht anders, als seine unverkennbare stimmliche Handschrift beizusteuern. Der Sänger, den man unter Hunderten sofort wiedererkennen würde, gibt „Ray Of Light“ das gewisse Etwas. Beeindruckend, wie sich dieser talentierte Musiker über die Jahre formen konnte und zu welchen Leistungen er fähig ist. Kein Wunder, dass Esa Holopainen ihn unbedingt dabei haben wollte. Und auch das zeigt wieder von Größe und null Selbstbeweihräucherung, dass er es mit diesen markanten Stimmen aufnimmt. Die Auftritte des finnischen Schauspielers Vesa-Matti Loiri und von Bandkollege Tomi Joutsen waren eher weniger vorhersehbar. Der Spoken-word-Part von Loiri, den er schon vor Jahren ähnliches bei ENSIFERUM auf „Unsung Heroes“ beisteuerte, basiert auf einem bekannten finnischen Gedicht. Wenn Holopainen und Joutsen zusammenkommen, dann wäre es ungewöhnlich, wenn etwas komplett Neues entstehen würden. Dementsprechend empfiehlt sich „In Her Solitude“ für die nächste Setlist von AMORPHIS.
Definitiv kein Zwischendurch-Projekt
Es wäre auch schade, wenn die Songs von „Silver Lake by Esa Holopainen“ niemals live zur Geltung kommen dürften. Einer meiner Favoriten ist der härteste Song auf dem Album, der durch Verschmelzung mit SOILWORKs Björn „Strid“ Speed entstand. Auch Anneke von Giersbergen zieht mit „Fading Moon“ stark nach vorne, allerdings eher mit der Macht des Power Metal. „Silver Lake by Esa Holopainen“ ist kein kleines Zwischendurch-Projekt, sondern ein überzeugendes Album. Esa Holopainen hat nicht nur Gespür bei der Ausarbeitung seiner Kompositionen bewiesen, er hat sich auch auf die jeweiligen Sänger*innen zugeschnitten und detailliert angepasst. Ein facettenreiches Album, von einem, der einfach weiß, wie es geht.
Dauer: 37:24
Label: Nuclear Blast
VÖ: 28.05.2021
Tracklist „s/t“ von SILVER LAKE by ESA HOLOPAINEN
Silver Lake
Sentiment (feat. Jonas Renkse)
Storm (feat. Håkan Hemlin)
Ray Of Light (feat. Einar Solberg)
Alkusointu (feat. Vesa-Matti Loiri)
In Her Solitude (feat Tomi Joutsen)
Promising Sun (feat. Björn ‚Speed‘ Strid)
Fading Moon (feat. Anneke Van Giersbergen)
Apprentice (feat. Jonas Renkse)
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