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Fear Factory – Aggression Continuum – Review

Es sei FEAR FACTORY wirklich gegönnt, das ihr (wahrscheinlich) letztes Album (unter diesem Namen und in dieser Konstellation) “Aggression Continuum” sich auf der besseren Seite ihrer langen Diskografie einordnen lässt. Nach den langen, internen Querelen, war das nicht unbedingt eindeutig vorhersehbar, dass die Industrial-Metal-Band aus Amerika so einen Kracher vorlegt. Ohne tatsächlich an das Überalbum “Demanufacture” heranzureichen, hat “Aggression Continuum” bemerkenswert viele Highlights vorzuzeigen

. FEAR FACTORY arbeiten gewohnt sicher mit den von Sänger Burton C. Bell angebotenen Varianten aus harschem und melodischem Gesang. Zählt man genau mit, dann überwiegt der melodische Teil. Die notwendige Aggression gleich Dino Cazares aber mühelos mit seinen harten Gitarrenriffs aus, eine Prise Neo-Thrash-Metal sorgt für den nötigen Zug.

Mensch und Maschine, ein unheilvolles Bündnis

Wie immer bei FEAR FACTORY setzen wir uns mit dem Verhältnis Mensch-Maschine auseinander, nicht nur im einleitenden “Recode” gibt es cineastische Spitzen, wie das Terminator-Sample. Für das Drama sind dieses Mal verhältnismäßig viele symphonische Elemente vorhanden, die Dino aber mühelos in ihre Schranken rifft. Da Industrial Metal mittlerweile kaum noch anständig gespielt wird, werden einige das sogar aufgrund des massiven Grooves und den verschachtelten Strukturen als Djent wegsortieren. Dass es letztendlich doch um die Sache ging und FEAR FACTORY sich darauf geeignet haben, dass der Gesang von Burton C. Bell, der mittlerweile kein Bandmitglied mehr ist, auf dem Album bleibt, ist ein Segen. Denn – da machste nix – das ist ein nicht zu subtrahierendes Merkmal der Band und wesentlicher Teil des Erfolges.

Man könnte wohl jeweils für einen der beiden Parts Nachfolge finden, aber eben schwer für beide Varianten und schon gar nicht auf diesem Niveau. Einige Textzeilen klingen im Kontext auf die Bandgeschichte echt bitter (“Purity”, “End Of Line”). Und selbstredend gibt es auch Songs wie “Manufactured Hope”, die zwar einem guten Weg folgen, deren Formel aber in anderen Songs deutlich besser aufgelöst wird. Und es gibt auch Songs wie “Cognitive Dissonance”, die in einer Kategorie so stark sind, hier ist es der melodische Refrain mit dem leicht disharmonischen Wave-Part, dass der Rest des Arrangements dagegen zu schwach erscheint.

Weckruf, Arschtritt und Backpfeifen

In diesem kleinen Radius des Genres überhaupt noch Möglichkeiten für neue Ideen zu finden, ist echt nicht einfach. Sich dann noch nicht zu offensichtlich selbst zu zitieren, ist wohl noch schwieriger. Aber FEAR FACTORY ist das tatsächlich gelungen. “Collapse” ist ein unbezwingbarer, musikalisch doppelt gerüsteter Panzer, der sich nach vorne drückt und keinen Spalt für Frischluft lässt. Während Dino und Bassist Tony die Hälse von Gitarre und Bass einmal quer bearbeiten und eine stahlharte Basis legen, brüllt Bell sich die Seele aus dem Leib.

Kompositorische und dynamische Höchstleistung, kunstvoll zerschnitten mit dramatischer Eskalation. Ein transferierter Hammerschlag auf die Köpfe derjenigen, die Macht ausüben wollen und dafür schon langfristige Pläne in der Schublade haben. Ein Weckruf für alle, die sich stattdessen von digitalen Handpuppen ablenken lassen.

Abgesehen von der musikalischen Komponente, haben FEAR FACTORY auch immer wieder inhaltlich neue Aspekte zu dem von ihnen gewählten, thematischen Überbau. Also abgesehen von allem Drumherum und der Tatsache, dass das wohl der letzte Stich von FEAR FACTORY in der Form war, sollte man sich “Aggression Continuum” zulegen, wenn man Fan der Band ist oder auf ein ausgereiftes Härte-Hook-Verhältnis steht. Das Album besticht zwar weniger durch Hits, aber dafür durch stabile Kontinuität.

Dauer: 48:39
Label: Nuclear Blast/Rough Trade
VÖ: 18.06.2021

Tracklist “Aggression Continuum” von FEAR FACTORY
Recode
Disruptor
Aggression Continuum
Purity
Fuel Injected Suicide Machine
Collapse
Manufactured Hope
Cognitive Dissonance
Monolith
End Of Line

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