Feuerwasser - Punklomerat Artwork

Feuerwasser – Punklomerat – Review

FEUERWASSER veröffentlichen am 27.11.20 ihr neues Album „Punklomerat“ via Bakraufrafita Records – nun dürfte den meisten auch ohne weitreichende Wildwestliteratur-Kenntnisse klar sein, dass FEUERWASSER eigentlich was zum Saufen ist, aber in dem Fall handelt es sich um eine Band aus Witten, die immerhin schon 16 Jahre auf dem Buckel und vor 11 Jahren ihr letztes Album veröffentlicht hat. „Punklomerat“ kommt also mit großem Anlauf daher und weckt dementsprechend gewisse Erwartungen.

FEUERWASSER 2020

Hoch motivierter Drummer

Eine Sache prügelt sich direkt in mein Ohr – das Schlagzeug. Der Drummer feuert alles ab was er in petto hat und zerlegt die Schießbude nach Strich und Faden. Hier stellt sich die Frage, ob dem Ganzen eine Prise „allegro moderato“ gutgetan hätte, ich bin jedenfalls nach dem dritten Song („Auferstanden“) schon völlig fertig. Da trifft es sich gut, dass „Grau in Grau“ im Anschluss mit einer Akustik-Gitarre losgeht und ich hätte nicht gedacht, dass ich sowas mal lobend erwähne.

Nach einer halben Minute dann aber wieder Heavy-Metal-Deutschpunk mit der ganzen Mannschaft und nach knapp einer Minute knüppelt der Mensch am Schlagwerk auch schon wieder alles nieder. Wirkt irgendwie so, wie wenn FEUERWASSER am Anfang des Songs eine kurze Verschnaufpause am Lagerfeuer eingelegt hätten, aber kurz nachdem die Akustik-Klampfe ausgepackt war, wurde es dem Drummer zu fad und er gab die Anweisung, jetzt aber mal wieder aufs Gas zu drücken.

Gute Einstellung an sich, grammatikalisch aber ausbaubar

FEUERWASSER richten auf „Punklomerat“ diverse Appelle an ihre Hörer*innen, z. B. selbst die Birne einzuschalten oder den eigenen Weg zu gehen. Klingt jetzt vielleicht nach typischem Deutschrock-Pathos, meinen die aber sicher nicht so. Ansonsten geht’s gegen Rechts und gegen Religion und außerdem um Freundschaft und Liebe und um einen Amoklauf. Grob zusammengefasst ist „Punklomerat“ von Feuerwasser ein sozialkritisches Album mit der richtigen Attitüde, in das sich hier und da jedoch der Grammatik-Schlendrian eingeschlichen hat.

Zum Beispiel in Zeilen à la „Immer bessere Ideen, was unser Leben macht so schön“ („Schritt für Schritt“) oder „Aus Fehlern der vergangenen Zeit, sind zu lernen nicht bereit“ („Die Katze im Sack“) – hier war anscheinend jedes Mittel recht, um das Reimschema aufrechtzuerhalten. Etwas mehr Sorgfalt wäre hier durchaus wünschenswert gewesen. Aber ok, bei der Produktion lag der Fokus vermutlich eher darauf, dass die Drums ordentlich nach vorn gehen, gibt ja sicher auch Hörer*innen, denen das zusagt.

Lustige Sprachsamples und „Woohoohoo“

Ein paar Songs starten oder enden mit Film- bzw. Serienzitaten, z.B. aus der Serie „The Simpsons“. Sowas ist natürlich immer eine gute Idee, um die Angelegenheit zwischendurch etwas aufzulockern. Die-hard-Deutschpunkfans finden die Platte bestimmt ganz cool. Mich hat‘s jetzt nicht umgehauen, beziehungsweise irgendwie schon, weil ich ganz schön durch bin nach der ersten Runde mit FEUERWASSER. Weder textlich noch musikalisch geht es auf „Punklomerat“ besonders innovativ zur Sache, teilweise abgedroschene Phrasen werden bis ins Unermessliche wiederholt und mit „Woohoohoo“-Chören und Metal-Gedudel unterlegt.

Hatte ich schon erwähnt, dass das Schlagzeug etwas penetrant ist? Mitunter erinnert es mich auch an Piratenmusik, aber nicht an so kultige Segelschiff-Piraten mit Papagei auf der Schulter, sondern eher an so stressige Double-Bass-Aggro-Piraten, die mit nem Motorboot rumfahren und alle kirre machen. Hat jemand „Captain Phillips“ mit Tom Hanks gesehen?

(Artikel von Matti)

Dauer: 30:09
Label: Bakraufarfita Records
VÖ: 27.11.2020

Tracklist „Punklomerat“ von FEUERWASSER
Schritt für Schritt
Taubstummblind
Auferstanden
Grau in Grau
Die Katze im Sack
Scheiß drauf
Hasserfüllt
Ohne Brief und letzte Worte
Gefreut
Das wird man wohl noch sagen dürfen
Ich glaube nicht
Märchen

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