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Finna – Zartcore – Review

Mehrere Jahre hat die Hamburger Musikerin FINNA an ihrem ersten Album gearbeitet, nun wird “Zartcore” endlich über das Label Audiolith veröffentlicht. Die Arbeit hat sich wahrlich gelohnt, denn man spürt das Herz und die Detailverliebtheit zwischen den Zeilen. Die unmissverständliche, queer-feministische Haltung sorgt für zusätzlichen Tiefgang auf einer ganz anderen Ebene.

Hier steht nicht nur FINNA drauf und eine lässige Marketingstrategie ist drin. Nein, hier ist wirklich ein Teil von FINNA verwoben. Eine Person mit Höhen und Tiefen, mit Stärken und Schwächen. “Zartcore” eben. Das Album ist eine musikalische Einladung, für die, die oft nicht gesehen werden und auch ein Angebot, an alle, die etwas verstehen und empathisch sein wollen.

FINNA 2021, Foto von Katja Ruge

Love für den Zweifel

Selbst wenn der schon etwas ältere Song “Musik ist Politik” nicht auf dem Album gelandet ist, dann unterstreicht FINNA mit “Zartcore” doch genau das. Den Grundgedanken der einstigen musikalischen Untergrundbewegung führt sie damit logischer weiter, als die viele, die die Charts mit dieser Art von Musik dominieren. Abgesehen von aussagekräftigen Statements zu Themen wie Bodyshaming, Diskriminierung auf allen Ebenen und Klimawandel, gibt FINNA in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. Sie erzählt von ihren Erfahrungen mit psychischen Krankheiten, Unsicherheiten, Zweifel und dem gesellschaftlichen Druck, der auf ihr lastet.

Besondere Wirkung entfaltet “Zartcore” wenn FINNA und SPOKE die Beats wie Feder über nackte Haut streichen lassen. Dann entsteht eine angenehm entrückte Atmosphäre (“Wenn ich ich bin”, “Love für den Zweifel”, “Vaporizer”), die den schwindeligen Zustand verdeutlich, in dem man sich in manchen Momenten befindet. Vieles wirkt wie mitten in der Nacht, unter diesem ganz besonderen Zauber liegend, geschrieben.

FINNAs Lifestyle ist Empathie

Rap ist bei FINNA kein aufgesetzter Lifestyle, ihr Lifestyle ist Empathie. Das ist ihr sehr hoch anzurechnen, denn die Chancen bei einem großen Majorlabel zu unterschreiben, waren da. FINNA spricht auch ausschließlich über Dinge, von denen sie Ahnung hat. Das ist dann tatsächlich realistisch und ungeschönt, denn das Leben ist eben häufig grau und traurig. “Papierkrieg” verdeutlicht die Absurdität von Verschriftlichung auf mehreren Ebenen. Wichtiges steht auf Papier, unwichtiges aber eben auch. Wahres genauso wie falsches. Manche Papiere öffnen Türen und andere schließen diese für immer.

Es mag schon fast naiv wirken, wenn FINNA davon singt, dass kein Blatt, kein Papier und kein Dokument den Wert als Mensch bestimmen. Doch es sind genau Aussagen wie diese oder jede einzelne Zeile von “Overscheiß”, die das Album ausmachen. Es geht um Utopien als Motivation und auch ein bisschen um selbsterfüllende Prophezeiungen.

Tracklist “Zartcore” von FINNA
D.I.Y. (Intro)
Zartcore
Papierkrieg
Klimakrise (Skit)
Vaporizer
Love für den Zweifel
Staying Soft (feat. Sayes & Mino Riot)
Wenn ich ich bin
Overscheiß
Slutpride (feat. Saskia Lavaux)
Mudda
VDAZV
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