Fjørt und Shitney Beers live im Schlachthof Wiesbaden, 04.02.2023 – Konzertbericht
Wie von SHITNEY BEERS angekündigt, haben sich FJØRT “echt was Schönes überlegt”. Schon beim Intro wird klar, dass hier beim Sound und im Hinblick auf die Lichtshow alle Register gezogen werden. Nachdem die Band die Bühne stürmt, kommt dazu noch die Power von David Frings und Chris Hell, die wie die Wilden über die große Bühne rennen und mit Gesten Kontakt mit dem Publikum aufnehmen. Das wiederum schreit die Texte voller Inbrunst mit und gerade von den vorderen Reihen schwappt FJØRT eine krasse Bugwelle von Emotionen entgegen.
Die Band hat eine ausgewogene Setlist zusammengestellt und die Lieder der letzten drei Platten harmonieren perfekt miteinander. Während “Paroli”, “Valhalla” oder “Coleur” sich schon längst als Songs etabliert haben, bei denen das Publikum genau weiß, wann sein lautstarker Einsatz ist, haben sich nun auch bei “nichts” einige Hits herauskristallisiert.
“Du bist mehr, als die Summe deiner Teile….”
Bei “Fernost” entsteht ein ganz harmonischer Call-and-Repeat zwischen FJØRT und dem Publikum, mit der Zeile “Du bist mehr als die Summe deiner Teile” und der daran anschließende Takt erweist sich als äußerst tanz- und auch klatschbar. Zum moshbaren und aufwühlenden Moment, gesellt sich also jetzt noch ein kollektives Partygefühl. Das ist der kleine, aber entscheidende Dreh, der FJØRT mit ihrem neuen Album gelungen ist, ohne etwas von ihrer ureigenen Bandidentität aufzugeben.
Auch der Refrain von “kolt” scheint bei vielen etwas auszulösen. Der Hinweis von David, vielleicht mit dem eigenen Finger am besten erstmal auf sich selbst zu zeigen, zeigt Wirkung. Und so offenbart ein Großteil der Halle selbstreflektierend: “Ich tue gar nichts, weil es gemütlich ist, hier bei uns…”.
FJØRT zocken heute nicht einfach wahllos Songs, die gut hintereinander passen. Auch die Interludes sind wohlüberlegt, immer wieder taucht das Theme des Titelsongs “nichts” auf und die Band spielt auch prägnante Szenen aus anderen Songs an. Damit unterstreichen sie, dass ihr musikalisches Schaffen ein Prozess ist und alles miteinander verbunden. Immer ein bisschen mehr bringen FJØRT auch in ihren Ansagen. Chris Hell weist nicht nur floskelhaft darauf hin, dass hier alle gemeinsam eine gute Party haben sollen. Er benennt ganz deutlich, was hier nicht gern gesehen wird und nennt viele Namen und explizite Stellen in der Halle, an die man sich wenden kann und soll.
Die Kaiserstadt absolviert die Königsklasse mit Bravour
Der Sound ist überragend, die Drums von Frank kamen mit einer packenden, ergreifenden Wucht an. Man muss sich immer wieder vor Augen und Ohren führen, dass FJØRT diesen Druck zu dritt erzeugen. Als ein Gast zwischen den Song in einem ruhigen Moment ekstatisch laut “FJØRT” in die Halle brüllt, sind alle etwas verdattert. Zum einen, weil es so aufrichtig dankbar klingt und nicht wie ein nach Aufmerksamkeit heischender Zwischenruf, sondern auch, weil es unfassbar laut ist. Während Chris trocken mit “Ja, das sind wir” bestätigt, fügt David “Das war ganz schön laut, wäre vielleicht was für eine Liveplatte” hinzu. Ob er damit schon einen kleinen Ausblick gegeben hat? Die Fans würde es mit Sicherheit freuen.
Wobei man an diesem Abend mit FJØRT in Wiesbaden wieder gemerkt hat, dass nichts mit einem echten Konzertbesuch mithalten kann. Kein Stream, kein Mitschnitt und keine Liveplatte. Du musst hingehen und den Scheiß selbst fühlen. Wer ihr noch mehr Bock auf FJØRT habt, sei euch an dieser Stelle die äußerst informative krachfink.de Podcastfolge mit der Band zur aktuellen Platte ans Herz gelegt.
Für alle Fotos in diesem Artikel gilt: © Nadine Schmidt
Setlist FJØRT, Schlachthof Wiesbaden 04.02.2023
Intro
Schrot
Südwärts
Anthrazit
Magnifique
kolt
Paroli
Lod
Bonheur
Fernost
Windschief
Mitnichten
Couleur
Valhalla
Sfspc
Lichterloh
Lebewohl
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