Fluppe Bluete Artwork

Fluppe – Blüte – Review

FLUPPE veröffentlichen mit “blüte” ihr erstes Album, der Indie-Punk-Band eilt ein guter Ruf voraus. Dabei klingt der Name eher nach 1312 und Schnorrerpunx, aber mit dem Albumtitel “blüte” steckt die Band ihr Feld ganz gut ab. Musikalisch häufig in Milchschaum eingeschlagene Gesellschaftskritik mit klugen Texten, deren Sinn sich tatsächlich erst nach vielen Durchläufen erahnen lässt. Die Szenen, in denen FLUPPE dann etwas lebendiger klingen (“Scotland Yard”), wirken umso wilder. Abgesehen davon, bietet der Sänger aber einige interessante Facetten an, sein ambitionierter Vortrag benötigt keine Schreie oder wütende Tendenzen, um zu überzeugen.

FLUPPE 2021, © melancholie_maritim_photograph

Bleib bitte am Leben

FLUPPE haben gut aufgepasst, was so abging zum Thema Indie in den Neunzigern und Nullerjahren. Da ich gerade auf der Tour “The Hamburg Days” von TOCOTRONIC war, fällt das besonders im Hinblick auf das Reimschema auf (“Murmeln”) auf. Extrem schön, sind die Momente auf “blüte”, in denen die Band zu einem Chor zusammenkommt. Ganz kurz flammt dann ein beruhigendes Gemeinschaftsgefühl auf und die Idee, dass man doch nicht so ganz alleine ist.

Gerade live werden die Songs von FLUPPE mit Sicherheit nochmals eine ganze andere, verbindende Ebene antasten. Der Refrain von “Zwei Schüsse Alte Kanzlei” schwebt herrlich über der Bass-Drum-Basis und löst Angst und Trauer in bunten, beruhigenden Rauch auf. Ein Lied über ein (Beziehungs-)Ende, das nicht von Wut und Hass geprägt sein soll. Es geht schon irgendwie weiter und TURBOSTAAT sind in diesen Momenten auch nicht fern.

In der Ruhe liegt die Ohnmacht

Trotz der inhaltlichen Tiefe, sind FLUPPE nicht aufdringlich und nähern sich ihren Hörer*innen ohne erhobene Zeigefinger. Es kann wohl jeder etwas anfangen, mit den Geschichten über das Gefühl dazugehören und möglichst wertig sein zu wollen, gleichzeitig aber vieles schlichtweg nicht zu verstehen und zutiefst abzulehnen. Häufig singen FLUPPE das Eine und transportieren über die Musik noch etwas Anderes.

Und ja, sie stehen definitiv mit einem Fuß im Kopfpunk, kuscheln sich nur in Indie ein. FLUPPE stehen eindeutig am Rand, sind Beobachter der Zustände und das tun sie sehr genau und gründlich. “Kompjuter” ist schon alleine wegen der Vocoder-Passage bemerkenswert, ein schöner Versuch die Macht der Maschinen zu relativieren und irgendeine befreiende Verhältnismäßigkeit für die heillose Überforderung mit den digitalen Möglichkeiten herzustellen.

Das einzige Problem von FLUPPE ist vielleicht, dass TRÜMMER zeitgleich ein ähnliches Album veröffentlichen, das mich schlichtweg einen Hauch mehr berührt. FLUPPE jetzt auf der Karte zu haben, ist aber super und die Vorschusslorbeeren absolut gerechtfertigt. Es scheint fast so, als ob sich da still und heimlich eine neue Generation versammelt, um deutschen Indie wieder beliebt zu machen.

Dauer: 38:59
Label: Chateau Lala (Broken Silence)
VÖ: 17.09.2021

Tracklist “Blüte” von FLUPPE
Willimas Christ Superstar
Zange
Nikki Swango
Kompjuter
Schwert/Messer/Butter
Scotland Yard
Murmeln
Aals
Zwei Schüsse alte Kanzlei
Schwarzer Bus
Karl-Heinz

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