Lest die Review zum "Romance" von FONTAINES D.C. bei krachfink.de

Fontaines D.C. – Romance – Review

Die Entwicklung der irischen Rockband FONTAINES D.C. zu verfolgen, macht großen Spaß. 2016 mit einer Mischung aus Resignation und Wut im Bauch als stampfende Post-Punk-Band gestartet, gehen sie nun mit “Romance” mit aller Konsequenz neue Wege. An inhaltlichem Tiefgang büßen sie deshalb nicht ein, finden nur andere Ausdrucksmöglichkeiten und kombinieren ungewöhnlich nach ihrem ganz eigenen Stil. FONTAINES D.C. hantieren schon länger offen mit Pop-Referenzen, bleiben dabei aber immer in ihrem ruppigen Spektrum.

Daran ändert sich auch jetzt nichts, aber so schrankenfrei wie auf “Romance” haben sie sich bisher nicht gezeigt. Eine Entwicklung, die spätestens nach “Chaos For The Fly”, dem grandiosen Soloalbum des Sängers Grian Chatten, absehbar war, aber von keiner vergleichbaren Band – davon gab es in den letzten Jahren ja verdammt viele – ähnlich unbeirrt und schnell vollzogen wurde.

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FONTAINES D.C. 2024 , Credit: Simon Wheatley

Meister der inszenierten Zufälligkeit

Die DEPECHE-MODE-Referenz im Opener “Romance” lag auf der Hand und war sowas von offensichtlich, es wirkt beinahe so, als ob FONTAINES D.C. diesen Ball aufgenommen haben, um das Thema endlich abzuhaken. “Maybe romance is a place” heißt es hier und genau das lässt sich auf das Album übertragen. Es geht wieder nicht darum, grelle Hits zu liefern, sondern darum eine stimmige Platte, die einen Meilenstein markiert und eine Phase zusammenfasst. Die inszenierte Zufälligkeit von “Here’s The Thing” oder “Bug” nimmt man der Band genau deshalb sofort ab, denn FONTAINES D.C. könnten ihr Handwerk deutlich drastischer zum Einsatz bringen. Das tun sie lediglich in einzelnen Szenen, man beachte zum Beispiel den grandiosen Einstieg in nahezu jeden Song der Band.

Ego-freie Kompositionen

Ein gutes Beispiel dafür, wie “Romance” von FONTAINES D.C. grundsätzlich funktioniert, ist der vorab als Single veröffentlichte Song “Starburster”. Grian Chatten singt von einer seiner Panikattacken, der Takt symbolisiert sein stolperndes Herz und die Stimmung den immer enger werdenden Hals. Das ruckartige von Angst erzeugte Einatmen transferiert die Band zu einem prägnanten Stilmittel, ohne die Botschaft zu verwässern. Einen bemerkenswert guten Job machen auch die beiden Gitarristen Carlos O’Connell und Conor Curley. Dass sie anpassungsfähig sind, haben sie über die letzten Jahre bewiesen, aber auf “Romance” stellen sie sich in jeder Sekunde komplett ego-frei in den Dienst des jeweiligen Songs.

Den Effekt ignorieren

Man merkt “Romance” die persönliche Entwicklung von FONTAINES D.C. an. Ausgehend von den Idealen im Hinblick auf Liebe und Hoffnung, hat sich ihr Spektrum in jeder Hinsicht erweitert. Es geht nicht mehr ausschließlich um Irland, es geht um mehr. Und dementsprechend geht es eben auch nicht mehr ausschließlich um Post-Punk, sondern auch um Hip Hop, Electronica und Grunge. FONTAINES D.C. mengen ihrem Ur-Sound viel Gutes bei, ohne dabei effekthaschend oder offensichtlich zu wirken.

Unvergänglich und popkulturell zugleich

Ihre Eingängigkeit jubeln uns FONTAINES D.C. wie schon erwähnt wieder beiläufig unter, was zum einen an den durchdachten Kompositionen, aber eben auch an Chattens ganz besonderer Stimmpalette liegt. Einiges hallt erst nach, wenn es schon wieder still ist (“Motorcyle Boy”, “Death Kink”). Im Konstrukt von Liebe, Romanze und Flirt ordnet sich die Band also eindeutig unter nachhaltig ein. “Romance” von FONTAINES D.C. behandelt unvergängliche Themen und ist trotzdem popkulturell relevant, was will man als Fan mehr?

Dauer: 38:04
Label: XL Recordings
VÖ: 23.08.2024

Tracklist “Romance” von FONTAINES D.C.
Romance
Starburster
Here’s The Thing
Desire
In The Modern World
Bug
Motorcycle Boy
Sundowner
Horseness Is The Whatness
Death Kink
Favourite

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