Gemischte Tüte mit Shitney Beers

Warum?

Weil da sind auch so Menschen drauf. Wenn ich ein Album hören möchte, dann höre ich mir das an und wenn ich die Band live hören möchte, dann gehe ich auf ein Konzert. Auch diese Live-Mitschnitte bei YouTube, ich finde das irgendwie kacke. Es geht ja auch um die ganze Erfahrung. Zum Beispiel MAIDEN. Also Greatest Hits sind total gut zum Autofahren und bei MAIDEN gibt es keine Greatest Hits, bei der nicht ein Livesong dabei ist. Und das ist schon scheiße, mit dem Gekreische und so.

Und wenn die dann die Gitarren mitsingen und es einfach wie so prolliges Gebrülle klingt?

Ja! Wenn man dort ist, auf dem Konzert, und dann alles das machen, dann ist das schon bisschen cool. Ich gehe aber auch ungern auf Konzerte, aber ist ja egal. Aber wenn man die ganze Erfahrung macht, dann verstehe ich, dass das cool ist für viele Leute. Aber Livealben finde ich kacke und von IRON MAIDEN mag ich eh nur das erste Album.

Als ich mal bei Rock am Ring war, da sind IRON MAIDEN und METALLICA am gleichen Wochenende aufgetreten und ich finde, dass man da große Unterschiede gemerkt hat. IRON MAIDEN haben zwar auch eine Show, aber sie nehmen sich selbst weniger wichtig und es kam nicht so gekünstelt rüber.

Ja, IRON MAIDEN haben halt noch Bock auf Rock (lacht).

Wenn du mit der Band unterwegs bist, dann sieht das wohl anders aus, aber heute Abend bist du ja alleine mit deiner Gitarre da. Da trinkst du wohl keinen Alkohol auf der Bühne, oder?

Früher habe ich das schon gemacht, jetzt trinke ich seit sieben Monaten nicht mehr. Aber früher habe ich schon auf der Bühne sehr viel Bier getrunken. Also einige (lacht), viele, ´n paar…

Und jetzt trinkst du gar nichts mehr auf der Bühne?

Doch, doch, doch. Ich muss ja die Kehle feucht halten. Sonst klingt es ja noch beschissener (lacht). Jetzt trinke ich Mate oder Limo oder (rülpst) Spezi oder Wasser.

Was geht eher schief, dass du schief singst oder dich auf der Gitarre verspielst?

Über das Verspielen auf der Gitarre kann ich noch Jokes machen und dann kann ich sagen, dass ich so nervös bin, weil ich so zittere oder ich kann kurz aufhören und von vorne anfangen. Aber wenn ich mich versinge, dann ist das richtig schlimm für alle. Nicht nur für mich, für alle.

Sagst du dann was?

Ja, voll (lacht). Ich bin ja alleine, das darf man dann nicht unkommentiert stehen lassen (lacht).

Wie sieht der perfekte Backstage aus?

Keine Leute, keine Party. Genug Essen und genug Trinken. Sitzgelegenheiten für alle und dass das Catering nicht sofort abgebaut wird, sondern dass man immer mal wieder was essen kann. Und es muss ein Klo haben, also noch besser ein Bad oder ein Fenster, aus dem man rauspinkeln kann. Und je nach Größe des Ladens muss man da easy rein- und rauskommen können.

Was ist die kleinste Bühne, auf der du je gespielt hast, machst du auch so Wohnzimmerkonzerte?

Ja ja, schon. Das habe ich zweimal gemacht, mach ich nie wieder.

Stell ich mir Horror vor, wenn man dann da ankommt und die einem total unsympathisch sind.

Ja und dann bist du da in Heidelberg, die haben alle studiert und du hast als Einzige nur Ausbildung gemacht. Ständig fragen die dann, was man studiert und wenn man dann nur Ausbildung macht, dann finden die das komisch. Dann erzählen sie dir, dass sie Ethno studieren und ein Jahr in Ghana gelebt haben und die nennen sich dann selbst Kadhjo oder so. Kann halt niemand aussprechen, eigentlich heißen die dann aber Julian oder so.

Was ist das Beste am Tourleben?

Hat mich neulich schon mal jemand gefragt, da hatte ich schon keine witzige Antwort. Ich habe nur eine ernste. Ich freue mich immer, wenn Leute direkt zu mir kommen und mir sagen, dass sie die Musik berührt hat und sie sich sehr verstanden fühlen. Wenn man so hunderte Kilometer von daheim weg ist und Leute, die man noch nie getroffen hat, sowas sagen, das ist schön. Wenn es ihnen hilft oder sie berührt hat, das freut mich dann. Jeder Mensch mag doch Lob.

Als Fan denkt man aber immer, dass man nervt, wenn man sowas äußert. Ich nehme immer extrem Abstand.

So geht es mir auch. Ich habe vorgestern Annette Benjamin von HANS-A-PLAST kennengelernt und sie ist so ein Vorbild für mich, schon als ich noch Teenie war. Ich musste mehrfach ermuntert werden, mit ihr zu reden, dachte aber, dass sie bestimmt megaabgefuckt wäre. Sie hat sich dann aber voll gefreut und mir einen Schwank aus ihrem Leben erzählt, hat mir sogar ein Poster geschickt. Eine wahnsinnig liebe, warme und bodenständige Frau, auch megalustig und ein sehr intelligenter Humor. Ich mag das sehr gerne, weil ich nicht so intelligent bin. Die war so herzlich und krass geerdet, hat mich sehr beeindruckt.

Und was ist am Tourleben nervig?

Wenn die Leute mir am Merchstand sagen, wie sie es fanden (lacht).

Die sagen doch aber nicht wirklich, dass sie es scheiße fanden, oder?

Doch, aber das finde ich nicht wirklich nervig, ist ja schon gerechtfertigt. Aber sogar hier in Wiesbaden, als ich zum letzten Mal hier gespielt habe, da hat mir eine Dame so zwanzig Minuten einen Dönerspieß ins Ohr geschoben und meinte dann, mir gute Tipps geben zu müssen. Also wie schlecht ich beim Auftritt vorher gewesen sein und dass sie damals schon überlegt hat, einfach reinzurufen, dass ich bitte einfach gehen soll. Und jetzt, als sie gesehen hätte, dass ich wieder hier spiele, da hätte sie auch kurz überlegt, ob sie überhaupt kommen soll.

Das ging wirklich ewig, bis ich echt angefangen habe zu weinen und ihre Tochter dann meinte, dass es jetzt wohl reicht. Das war schlimm. Aber wenn jemand sagt, dass es nicht gefallen hat, dann nervt das nicht. Meine Mucke ist halt auch generisch, bisschen belanglos und langweilig (Anmerk .d. Red.: Ironie off), deshalb kann ich das nachvollziehen.

Aber nervig, war beispielsweise der Typ gestern, der mich beraten wollte, dass ich mal mit Distortion spielen soll. Ich spiele zwar nicht mit Distortion, aber ich habe einen Fuzz und einen Little Big Muff, die ich benutze. Er meinte aber, wenn ich mit einer Band wie FJØRT spiele, dann müsste ich da schon bisschen mithalten. Der hat halt einfach gar nichts verstanden. Es meinten auch schon welche, dass es eigentlich ganz gut gewesen wäre, aber ich sollte doch statt einer Strat(ocaster) besser eine Telecaster spielen.