Lest die Gemischte Tüte mit SHITNEY BEERS bei krachfink.de

Gemischte Tüte mit Shitney Beers

Du fährst ja oft mit dem Zug, da hat man auch wenig Bock viel mitzuschleppen, oder?

Ja, manchmal fahre ich aber auch mit dem Auto und jetzt mit dem Nightliner.

Ist es geil oder nicht halb so geil, wie man denkt?

Hm, es ist schon cool. Es ist schon verrückt, es gibt ein Klo, aber man darf halt nicht kacken.

Im Bus wird nicht gekackt, das weiß man ja.

Und auch kein Klopapier benutzen. Gestern habe ich meine Tage bekommen und da sind so sanitäre Anlagen auch nicht optimal. Und es ist schön, dass alle zusammen sind, aber auch doof, wenn alle zusammen sind. Manche wollen dann schlafen und die anderen sind voll laut. Also ich bin keine von denen, die pennen wollen, ich bin eher eine von denen, die laut ist. Eine von denen, denen es dann leidtut, weil es so laut war. Eine coole Erfahrung, aber ich bin auch gerne im Hotel.

Wie sieht es aus mit Liveansagen, peinlich oder nervig?

Kommt drauf an.

Überlegst du dir was?

Ne, deshalb sind meine auch immer peinlich. Chris von FJØRT, der nennt mich jetzt schon Maxi Cringe, weil meine Ansagen cringy sind. Die machen das zwei Jahre länger als ich, aber eben schon viel erfolgreicher und relativ routiniert. Die wissen genau, wann sie die Ansagen machen und sind schon sehr akzentuiert. Gerade, wenn es eine Band ist, die eben sehr viel im politischen Bereich aktiv ist, dann finde ich das cool und wichtig. Die machen das sehr bewusst und sehr aufrüttelnd, smarte Ansagen machen die. Gerade wenn man eine Band ist, die aus drei Cis-Dudes besteht, dann ist das schon wichtig darauf zu schauen, dass sich wirklich alle im Publikum wohlfühlen. THEES UHLMANN sagt auch immer vor dem „Avicii“-Song was über mental health und gibt Tipps, das finde ich wichtig.

Schön, dass du diesen Song ansprichst. Gerade der wird ihm oft als platt vorgeworfen, ich finde gerade den aber richtig gut. Es ist gut, mal darüber zu reden, dass Menschen erfolgreich sind und man trotzdem nicht davon ausgehen kann, dass alles super ist und sie von solchen Krankheiten oder konkreten Suizidgedanken verschont werden. Oder wie bei TAYLOR HAWKINS mit seinem krassen Drogenkonsum

… oder bei KURT COBAIN.

Wobei… das ist ja noch nicht eindeutig raus, steht ja immer noch als Verbrechen im Raum.

Das ist so ein komisches Verschwörungsding, KING BUZZO sagt auch, dass COURNTEY LOVE es war. Ach mann, ich weiß es doch auch nicht, bin jetzt auch nicht gerade ihr größter Fan, auch wenn es in meinen Pressetexten drinsteht. Ich bin eher so BABES IN TOYLAND (lacht). Aber ist auch ok, wenn das da so drinsteht, damit können mehr Menschen was anfangen.

Man könnte auch schreiben „SHITNEY BEERS mag total gerne BABES IN TOYLAND, die klingen so ähnlich wie HOLE“

Ja, aber das sind dann auch so viele Worte und das wird dann wahrscheinlich auch keine Sau lesen (lacht).

Bei manchen Reviews frage ich mich sowieso, ob die das vorher lesen.

Oh doch, einmal habe ich so um die 50 Fragen zu einer Platte von mir bekommen. Alles Fragen, die sich aus dem Pressetext ergeben haben und ich dachte erst, das wäre ein Joke von der Promoagentur. War aber kein Joke, ist ja aber auch egal.

Was sind außer BABES IN TOYLAND so Bands, die dich zur Musik gebracht haben?

Na alles so Riot-Grrrls-Sachen aus den Neunzigerjahren, das hört man jetzt nicht unbedingt aus meiner Mucke raus (lacht), oder? Selbstvertrauen habe ich noch immer keines, aber ich bekam den Anstoß, das einfach mal zu machen und darauf zu scheißen, dass ich es vielleicht nicht wirklich kann. 7 YEAR BITCH fand ich gut, aber so richtig beeinflusst hat mich DANIEL JOHNSTON und ELIOTT SMITH, halt beides Männer (lacht). Ich sehe mich schon so als das love child von den beiden, wenn die (macht eine verbindende Geste mit beiden Zeigefingern), also wenn man die zusammen gemacht hätte, dann wäre ich herausgekommen. Das bin ich. Die sind auch beide tot, also von daher.

Erklärst du deine Songs auf der Bühne?

Manchmal ja, manchmal nein. Richtig schlimm finde ich Bands, die nach jedem Song eine Ansage machen. Also so wie ich zum Beispiel, aber ich bin halt krass nervös. Dann muss ich jeden Gedanken, den ich habe, verbalisieren. Manchmal sage ich auch so random Dinge, wie was ich heute gegessen habe oder woran ich gerade gedacht habe. Gerade so im Black Metal oder Death Metal wäre es doch gut wissen, worum es geht, weil man ja nichts versteht (lacht).

Ok, habe ich jetzt aber auch noch nicht erlebt, dass der Corpsegrinder „Hammer Smashed Face“ erklärt hat.

Aber das ist doch auch auf dem Index.

Spielen die aber noch!

Man darf es aber anscheinend nicht vorlesen, das aufnehmen und dann im Internet ausstrahlen. Das musste ich lernen, weil das habe ich gemacht und dann musste ich zensiert werden.

Was steht auf deinem Rider?

(lacht) Ich habe meinen Rider tatsächlich geklaut, von einer anderen Band und weiß nicht, was ganz genau was da draufsteht (lacht). Aber neulich musste ich den umändern, weil der wohl bisschen aggressiv und zu fordernd klang. Da steht also, dass ich Laktoseintoleranz habe, keine Nüsse essen darf…

… und das stimmt auch alles, weil du meintest, er wäre geklaut?

Ja ja, das habe ich dazu geschrieben und das stimmt auch. Ist auch wichtig, weil unter Umständen könnte ich ja sterben oder so. Von daher wäre das schon cool, wenn das nicht passieren würde.

Und das hast du aggressiv formuliert, also mit dem Zustand „ich könnte sonst sterben“ und „!11!“ als Zusatz?

Nein, sehr freundlich habe ich das geschrieben, so von wegen, dass es meeeeegaaacoool wäre, wenn es möglich wäre, dass zu bitte freundlich beachten. Fordernd war eher die grundsätzliche Formulierung von dem geklauten Rider. Von wegen, dass es “gewährleistet sein muss” und so Zusätze wie „auf jeden Fall“ oder „unter allen Umständen“, sehr förmlich auch und das hat nicht zu mir gepasst.

Lest den Konzertbericht von Fjørt und Shitney Beers live im Schlachthof Wiesbaden, 04.02.2023 bei krachfink.de
SHITNEY BEERS, Wiesbaden Schlachthof 2023

Und jetzt hast du es ganz nett formuliert und auch noch ein paar Blumen und Smiley an die Seite gemalt?

Ja genau und dann habe ich schon dazugeschrieben „Oh mein Gott, ich freue mich so megakrass bei euch zu sein“, so halt (lacht). Die sollen das schon wissen, dass ich mich wirklich freue.

Aber du spielst echt richtig viel in letzter Zeit, mal Spaß beiseite.

Ja, seit letztes Jahr Mai bin ich immer wieder auf Tour, habe aber auch viel Tourmanagement gemacht.

Und du spielst eine eigene, kleine Tour ab März, aber mit Band. Da komme ich auf jeden Fall vorbei, ich will sehen, wie das dann ist.

Echt? Cool. Ich weiß schon, wie es ist. Scheiße (lacht). Ne, Spaß.

Als du vorhin gesagt hast, dass du deine Tage während der Tour bekommen hast, dachte ich sofort an die Frage, was die schlimmste Reisestrapaze ist, die du für ein Livekonzert auf dich genommen hast. Das ist doch schon heftig, oder?

Ja, weil sich das ja auch unter Umständen auch auf die Psyche niederschlägt. Direkt auf der Bühne ist es gestern passiert, mir ging es auch nicht so gut und heute war dann richtig ätzend. Chris (von FJØRT) ist dann noch los und hat mir Medikamente geholt, was sehr nett von ihm war, hätte er ja nicht machen müssen.

Fährst du manchmal auch richtig lange zum Konzert, mit dem Zug oder Auto?

Beides, aber Auto ist schlimmer.

Hat man dann manchmal auch einfach keinen Bock?

Ja voll, vor allem wenn man schon 7 Stunden gefahren ist oder für eine einzige Show dann da hinfährt und gerade mal 150 Euro kriegt. Man kommt da an, ist krass im Arsch und muss sofort los, kann sich auch kein Tourmanagement leisten oder so, ach Reisen allgemein ist anstrengend.

Aber der Auftritt entschädigt dann für alles?

Ja, das ist dann umso schöner, wenn die Leute das dankend annehmen und sich freuen, dann ist man erleichtert.

Was hast du anfangs auf der Bühne gemacht und jetzt gar nicht mehr, weil es einfach eine dumme Idee oder unverhältnismäßig war?

Saufen. Es gibt auch richtig viele Konzerte, an die ich mich nicht erinnern kann. Ich mache aber eigentlich schon vieles genau wie vorher. Schaue zum Beispiel keine Leute an. Aber jetzt spreche ich die Leute zwischen den Songs an, wenn sie mich nerven. Früher habe ich einfach weitergespielt und das ignoriert, aber jetzt sage ich schon mal was, wenn die laut quatschen.

Schaust du die Leute nicht an, weil es deine Nervosität verstärkt?

Allgemein Menschen, wenn die mich ankucken, finde ich das schlimm und kann das ums Verrecken nicht leiden. Von daher, Augen auf bei der Berufswahl (lacht). Deshalb spiele ich auch gerne Support, mache ja auch selbst denn Joke, von wegen SHITNEY BEERS, der ewige Support, haha. Aber ich mache das wirklich gerne und lieber als Headlinershows. Das ist natürlich eine andere Erwartungshaltung, eigentlich gar keine. Ich könnte den sogar in den Mund kacken und sie wären so „ah ok, das hätte ich jetzt nicht erwartet…das ist wohl Kunst“.

Ich kacke dir in den Mund ist eine richtig heftige, türkische Beleidigung, die und einer der wenigen türkischen Sätze, die ich beherrsche und immer benutzt habe, bis mir jemand mal gesagt hat, was es heißt…

(lacht) Oh ok, das wusste ich nicht. Ich mach’s ja auch nicht wirklich, das war ein Witz (lacht). Aber als Support hat man nicht diesen Druck. Mir fällt jetzt bei den Bands auf, die ich supportet habe, dass die immer gefragt werden, warum sie nicht diesen oder jenen Songs gespielt haben. Ich denke mir dann immer, sorry, das ist deren Show und die präsentieren euch eine Setlist, die sie aufwendig kuratiert haben und ja, ihr habt dafür bezahlt, aber sorry, dass die jetzt nicht den einen Song, den du wolltest, nicht gespielt haben. Es ist halt keine Jukebox, sondern eine Band.

Dieses Anspruchsdenken mag ich auch nicht.

So dieses, wir haben dafür bezahlt und ihr schuldet uns jetzt diesen einen Song, den ihr schon seit fünf Jahren nicht mehr spielt. Mag ich nicht. Wovor ich jetzt auch bei FJØRT krassen Respekt habe, ist, dass die nach dem Konzert so 15 Minuten chillen und dann packen die eine Getränkekiste und stellen sich damit so mitten in den Konzertraum und quatschen da mit ihren Fans. Das finde ich schon krass, beneidenswert, wenn man das kann.

Aber die stützen sich dann wahrscheinlich gegenseitig. Wenn man die richtige Person dabeihat, dann geht das.

Ja, aber alleine geht das nicht so einfach. Wenn bei mir was gut gelaufen ist, dann kriege ich das ganze Lob, aber, wenn was schlecht gelaufen ist, dann kriege ich auch alle Arschtritte (lacht). Das ist schon manchmal ätzend. Ich bin eine komische Mischung aus Turandot, der persischen Prinzessin und Cyrano de Bergerac, der hat so Science-Fiction-Bücher geschrieben im 17. Jahrhundert oder so. Es gibt ein Buch, das auf seinem Leben beruht, der war verknallt in seine Cousine. Aber jemand anders ist auch in seine Cousine verliebt und der ist aber total hässlich, also schreibt Cyrano für ihn diese wunderschönen Texte, die er dann der Cousine im Namen des anderen.

Wer ist jetzt hässlich?

Cyrano ist hässlich, er schreibt die Texte aber für den anderen, damit der die seiner Cousine geben kann.

Und du siehst dich als den Hässlichen, der aber die geilen Texte schreibt?

Richtig, eine Mischung aus ihm und halt Turandot aus der gleichnamigen Oper, die Eisprinzessin. Und manche Leute kommen eben nicht so damit klar, dass ich zwar superemotionale, romantische Texte schreibe und eigentlich so gar keinen Bock auf Menschen habe (lacht).

Passt aus meiner Sicht voll zusammen. Offensiv über die Texte herausgehen und damit etwas kanalisieren. Ok, letzte Frage: Was ist das wichtigste Utensil auf Tour?

Zigaretten.

SHITNEY geht dann eine rauchen und wir hebeln noch gemeinsam einen Bauzaun aus, sodass ich das Backstage verlassen und nach vorne zum Eingang gehen kann. Danke für das Gespräch, den Bericht über das Konzert von Fjørt und Shitney Beers live im Schlachthof Wiesbaden, 04.02.2023 findet hier hier auf krachfink.de

Für alle Fotos in diesem Artikel gilt: © Nadine Schmidt

Artikel, die Dir gefallen könnten:
krachfink.de präsentiert: ERSATZKOPF auf Tour 2024
POWER PLUSH – Coping Fantasies
BIPOLAR FEMININ – Ein fragiles System
RON SEXSMITH – The Vivian Line
FJØRT und SHITNEY BEERS live im Schlachthof Wiesbaden, 04.02.2023 – Konzertbericht
SHITNEY BEERS – This Is Pop
FJØRT – nichts
BIRDS IN ROW – Gris Klein
KIND KAPUTT – Morgen ist auch noch kein Tag
TWINS – soon
NEUFUNDLAND veröffentlichen neuen Song “Streiflicht”
Podcast Folge 50 mit Hansol von SHORELINE zum Album “Growth”
SPERLING – Zweifel
Interview mit NATHAN GRAY über “Rebel Songs”
MATZE ROSSI – Wofür schlägt dein Herz
THRICE – Horizons/East
ANXIOUS – Little Green House
FIDDLEHEAD – Between The Richness
LYSISTRATA – Breathe In/Out
NATHAN GRAY – Working Title
SUPERBLOOM – Pollen
Interview mit Michel von HAL JOHNSON zum Album “Seasons”
HAL JOHNSON – Seasons
Podcast Folge 10 mit Jojo von SPERLING zum Album “Zweifel”
KUMMER – Kiox
GOLDROGER – Diskman Antishock II
Interview mit GOLDROGER zum Album “Diskman Antishock II”
TOT – Lieder vom Glück
RAUCHEN – Gartenzwerge unter die Erde
KEELE – Kalte Wände
KMPFSPRT – Kmpfsprt
THE HIRSCH EFFEKT – Kollaps
THE SCREENSHOTS veröffentlichen Video zu “Snacks”
BAZOOKA ZIRKUS – Ach, das könnte schön sein
HOROWITZ – s/t
das blühende leben – Liebe du Arsch
LYSCHKO live Press-Play-Show am 20.03.2021

SHITNEY BEERS bei Instagram

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert