Lest die Review zu "Ich hasse meine Freunde" von Gerald Hoffmann bei krachfink.de

Gerald Hoffmann – Ich hasse meine Freunde – Review

Mit „Ich hasse meine Freunde“ legt der Rapper – und mittlerweile Labelverantwortlicher bei Four Music und Sony – Gerald Hoffmann aus Österreich seinen ersten Roman vor. Überraschend, dass es bisher noch kein Buch mit diesem prägnanten Titel zu geben scheint, lediglich „I hoss olle Leit“ von TURBOBIER kommt einem sofort in den Sinn. Der Klappentext liest sich eher unspektakulär. Julian ist von seinem Studium genervt, überfordert von seinem Beziehungsleben und hofft auf einen Batzen Geld, um gemeinsam mit seinen Freunden endlich den Traum vom Aussteigerhotel auf dem Land umzusetzen. Klingt tatsächlich nach vielen Fragen und einer fragilen, unsteten Phase im Leben, die man entweder schon hinter sich hat oder an die man sich ungern erinnert.

Zeit für eine Neudefinition

Doch schnell wird klar, dass „Ich hasse meine Freunde“ von Gerald Hoffmann doch mehr Antworten über das Leben liefert, als man vermuten mag. Julian macht einige schicksalshafte Begegnungen, hinterfragt seine Träume und Ambitionen. Es fällt ihm schwer, ehrlich zu sich selbst zu sein und Ballast abzuwerfen. Auch der Verbindung zu einigen Freunden scheint er entwachsen, manches definiert sich neu. Gerald Hoffmann scheint überwiegend über Dinge zu schreiben, die gut kennt und legt dabei eine beeindruckende Detailverliebtheit an den Tag. Wenn er von ranzigen Backstages und nicht gerade stark frequentierten Konzerten und Merchandisetischen schreibt, weiß man genau, dass er diese Erfahrungen selbst gemacht hat. Auch die beklemmende Situation in einer Unibibliothek scheint ihm vertraut zu sein, ebenso wie Liebeschaos und das Hinterfragen von Loyalität seinen Freunden gegenüber.

Überraschende Kursänderungen

Der Roman „Ich hasse meine Freunde“ nimmt also sehr schnell Fahrt auf, ändert häufig überraschend den Kurs und gibt den unterschiedlichen Baustellen in Julians Leben unterschiedliche Gewichtungen. Liebe, Tod, Sex, Zukunftsängste, Drogen und Freundschaft, Gerald Hoffmann scheint alles gedacht zu haben. Trotzdem wirkt sein erster Roman nicht konstruiert, sondern authentisch kombiniert und deshalb leicht zu lesen. Die Kapitel sind mit Daten und Uhrzeiten übertitelt, was uns noch mehr in die Rolle der Tagesbuchleserinnen und -leser drängt und die Geschichte gut im Fluss hält.

Was also wie ein harmloser Roman über die wahrhaftige Adoleszenz wirkt, ist am Ende deutlich mehr und aussagekräftiger. Das Ende von „Ich hasse meine Freunde“ macht eine Fortsetzung möglich und Gerald Hoffmann hat die Figuren so detailliert ausgearbeitet, dass man mühelos wieder anknüpfen könnte.

Seiten: 384
Verlag:  KiWi-Taschenbuch
ISBN-10:  3462053639
ISBN-13:  978-3462053630
VÖ: 03.11.2022

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