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Gogol Bordello – Solidaritine – Review

Wen mag es verwundern, dass GOGOL BORDELLOs neues Album „Solidaritine“ erstmal nicht halb so euphorisch und hoffnungsvoll ankommt, wie wir es alle gerne wären. Seit einigen Monaten tobt Krieg in der Ukraine und auch wenn Musik einiges heilen kann, dann muss man doch schon blind und taub sein, um diesen Horror nicht an sich heranzulassen.

Selbst wenn das Album in Teilen natürlich schon früher entstand, so blinken der Krieg und die Pandemie doch auf beiden Seiten als Klammer im Raum. Der Albumtitel spricht für sich, die Auslegung von Solidarität ist unmissverständlich. Nach einer gewissen Zeit setzt glücklicherweise doch das Hirn aus und man lässt sich von GOGOL BORDELLO mitreißen.

GOGOL BORDELLO, 2022

Ganz tief unten schlummert die Solidarität

GOGOL BORDELLO sind von jeher eine internationale Band, die Musikerinnen und Musiker kommen unter anderem aus der Ukraine, Russland und Ecuador, alle verbindet das Trauma des Immigrierens. 1999 begann dann alles in New York, seitdem tourt und veröffentlicht diese Band mit einer ansteckenden Leidenschaft Musik, die von unterrschiedlichen Einflüssen geprägt ist. Dementsprechend ist auch auf „Solidaritine“ wieder die größte Stärke die musikalische Vielfalt. „Focus Coin“ atmet den Ska der Achtzigerjahre, wird grob zerschnitten von Punkriffing im Sinne von EXPLOITED und schmückt sich selbst mit osteuropäischen Folklore-Elemente.

Was bei anderen Bands aber eben wie uninspirierter Crossover klingt, ist bei GOGOL BORDELLO zum folgerichtigen, ganz eigenen Sound geworden. Ihre Version des FUGAZI Post-Hardcore-Klassikers „Blueprint“ haben sie sich dementsprechend komplett zu eigen gemacht. Gut angeschickertes Schunkeln passt zu ihrer Interpretation besser, als rüdes Rumgeschubse im Club. Und die Botschaft – „es geht nicht darum, was sie verkaufen, sondern was du kaufst“ passt wohl so gut wie lange nicht mehr.

Über professionelles Lügen…

Und auch mit „My Imaginary Son“ wildern GOGOL BORDELLO wieder im Punk, reißen sich aber immer wieder unvermittelt los und kapern den eigenen Song mit frech gezupften Swing-Szenen. Den Musik gewordenen Bienenschwarm „Forces Of Victory“ kennt man schon seit einigen Jahren aus dem Liveset von GOGOL BORDELLO. Ein typischer Aufstachler, wie man ihn von den kreativen Köpfen kennt. Der Song handelt davon, dass man einander mit Mut und Tatendrang anstecken kann und wenn alle jeweils einen anderen Menschen mitziehen, dann sind wir irgendwann ganz viele, die sich für die gute Sache stark machen.

… und sich gegenseitig mit Mut anstecken

Sänger und Gitarrist Eugen Hütz ließ im Vorfeld zu „Solidaritine“ verlauten: „Dies ist Musik des Überlebens und der Ausdauer. Das war schon immer unsere Hauptantriebskraft. Wir wollen der Welt einfach ein zeitloses Album mit Botschaften von menschlichem Potenzial und Kraft geben.“ Die Beschreibung trifft eigentlich auf jedes Album von GOGOL BORDELLO zu, aber auf dieses ganz besonders.

Dauer: 47:09
Label: Casa Gogol / Cooking Vinyl
VÖ: 16.09.2022

Tracklist „Solidaritine“ von GOGOL BORDELLO
Shot of Solidaritine
Focus Coin
Blueprint
The Era of the End of Eras (feat. H.R.)
I’m Coming Out
Knack For Life
The Great Hunt of Idiot Savant
Take Only What You Can Carry (feat. KAZKA)
My Imaginary Son
Forces of Victory (feat. Serhiy Zhadan and KAZKA)
Fire On Ice Floe
Gut Guidance
Huckleberry Generation

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