cover Gone Is Gone - If Everything Happens For A Reason Then Nothing Really Matters At All

Gone Is Gone – If Everything Happens For A Reason Then Nothing Really Matters At All – Review

Mit „If Everything Happens For A Reason Then Nothing Really Matters At All“ sichert sich die Supergroup GONE IS GONE auf jeden Fall den Titel für den längsten Albumtitel. Neben GIRAFFE TONGUE ORCHESTRA und KILLER BE KILLED, gehören sie für mich zu den wenigen Supergroups, die meinen Geschmack treffen. Natürlich schwafeln immer alle Bands davon, dass sie zu denjenigen gehören, die sich abseits der Hauptbands mal so richtig kreativ ausleben wollen. Bei GONE IS GONE spürt man aber tatsächlich, dass hier die Kreativität im Vordergrund steht und niemand auf Charterfolge schielt. Im Gegenteil, die Band macht es den HörerInnen richtig schwer, bei den komplexen und teilweise sehr sphärischen Shit durchzusteigen.

Ein Durchlauf reicht nicht aus, um die vielen Ideen zu erfassen und jedes Highlight angemessen zu würdigen. Sänger und Bassist Troy Sanders , in erster Linie bekannt durch MASTODON, ist der Einzige, der neben GONE IS GONE auch einer weiteren Supergroup KILLER BE KILLED angehört und überall seine rauchig, ganz eigene Note hinterlassen darf. Ansonsten sind hier Mitglieder von AT THE DRIVE-IN und QUEENS OF THE STONE AGE mit von der Partie.

Selbst in den Details verstecken sich noch Überraschungen

GONE IS GONE ignorieren auf „If Everything Happens For A Reason Then Nothing Really Matters At All“ geflissentlich alle Regeln. Die Hörer gleich am Anfang abholen? Nö, stattdessen ziehen Unwetter auf und die Band lässt sich alle Zeit der Welt. Jeder Song muss mindestens eine prägnante Stelle zum Mitsingen haben? Nö. Die Band bietet stattdessen mehrere Spitzen pro Song an, die aber alle nicht sofort ins Ohr springen und steuert mit einem extra progressiven Einstieg dagegen. Das Album ist bemerkenswert detailliert ausgestaltet. Jeder Hall, jedes Flüstern, jedes Gitarrendonnern, jede Eskalation und jedes Anschwellen wurden akribisch ausgeklügelt. Hier stimmt wirklich alles, Handarbeit mit Maß.

Und es sind eben die großen Dramen, die GONE IS GONE auch in die vermeintliche Stille packen können. „Silence has a sound“ heißt es in „Say Nothing“ und genau diese kleinen Momente, die Übergänge, die kaum rational erklär- aber deutliche spürbare Anschwellung der Kompositionen – da passiert die eigentliche Magie.

Unerwartete Gänsehautschauer

Und so kommt es, dann man bei „If Everything Happens For A Reason Then Nothing Really Matters At All“ plötzlich unerwartet von Gänsehautschauern überzogen wird oder sich bei „Wings Of Hope“ gleich wie bei einem beruhigenden Tauchgang fühlt. „Sometimes I Feel“ ist ein Kandidat für absolute emotionale Eskalation, was GONE IS GONE da verarbeitet haben, ist tief beeindruckend. Der Text setzt sich mit dem Fühlen grundsätzlich auseinander, eine Gabe, die bspw. depressiven Menschen durch Medikamente häufig genommen wird. Wer nicht glücklich ist, darf gar nichts mehr fühlen und ist damit gefangen in einem nur noch als Hülle fungierenden Körper.

GONE IS GONE lassen sich nicht final einordnen, alleine die unterschiedlichen Gesänge lenken die Kompositionen immer in unterschiedliche Richtungen. Die ultraverzerrten Gitarrenflächen, die uns beim Einstieg zu „Breaks“ zuwinken, scheinen ein Loch in eine andere Atmosphäre zu reißen. Verstörend ausbrechende Soundfragmente schaffen eine spannende Mischung aus cool und beängstigend. Oder wie GONE IS GONE singen: „make sure that it breaks”. Nicht erst seit PASCOW wissen wir, dass alles kaputt sein muss.

Soundtrack für die Ohren

GONE IS GONE liebäugeln gleichermaßen mit NINE INCH NAILS, RADIOHEAD und ihrer ganz eigenen Idee von musikalischer Neukonstruktion. Diese bittersüße Mischung servieren und GONE IS GONE auch im disharmonisch schunkelnden „Force Of A Feather“, hier tendieren sie eher zu den alten Tagen von QUEENS OF THE STONE AGE. Kein Wunder mit dem Gitarristen Troy Van Leeuwen von eben dieser Band an Bord. Gleichzeitig empfehlen sie sich mit dieser Komposition aber auch für den Soundtrack eines dunklen Films im Sinne von Jim Jarmusch. Das wiederum ist natürlich den weitreichend Soundtrackerfahrungen von Schlagzeuger Tony Hajjar (AT THE DRIVE-IN) zu verdanken. Wie alle Alben, die Wert auf die Schürfung jeder kleinen Tendenz achten, ist „If Everything Happens For A Reason Then Nothing Really Matters At All“ am besten über eine gute Anlage zu erleben.

Dauer: 40:45
Label: Clouds Hill (Warner)
VÖ: 04.12.2020

Tracklist „If Everything Happens For A Reason Then Nothing Really Matters At All“ von GONE IS GONE
Resfeber
Say Nothing
Everything Is Wonderfall
Wings Of Hope
Sometimes I Feel
No One Ever Walked On Water
Death Of A Dream
Crimson Chaos and You
Breaks
Payoff
Force Of A Feather
Dirge For Delusions

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