Grow Grow Lichterloh Artwork 2021

Grow Grow – Lichterloh – Review

Sieben Songs in 35 Minuten, die Band GROW GROW aus Berlin lässt sich Zeit für ihren schon fast schon shoegazigen Post-Hardcore-Punk, den sie auf “Lichterloh” zelebriert. Der Gesang ist gewöhnungsbedürftig, eine Art radikales und auch sehr penetrantes Beschwerden, das im direkten Widerspruch zu den Melodien, aber im direkten Zusammenhang mit den echt tristen Inhalten steht. Die Melodien sind eher fluffig, wenn auch durchweg melancholisch. Der Albumtitel spielt natürlich auf das ständig Höher-Schneller-Weiter-Prinzip an, eine gefährliche Skalierung, die dafür sorgt, dass Menschen emotional verbrennen und zu Kapitalismusrobotern mutieren.

Schiffbrüchig in den Hafen geschippert

Obwohl GROW GROW auf “Lichterloh” nicht nach vorne stürmen, steht das Album unter Dauerspannung. Nichts, um die Gedanken kreisen zu lassen. Beim Opener “Rattenfang” denkt man in den ersten Sekunden an poppigen Modern-Rock, aber weit gefehlt. Erst nach fast zwei Minuten finden wir in den düster-schunkelnden Punk. Der Tenor ist dem von Bands wie ES WAR MORD oder RAZZIA nicht unähnlich, erinnert aber auch das Debüt von TURBOSTAAT (“Stadt ohne Namen”) und natürlich denkt man sofort an Jens Rachut.

GROW GROW, 2021

Es ist der Band auch nicht anzuraten, irgendwie zu kürzen, denn genau der in Tönen auslaufende Schwermut ist die perfekte Übersetzung der Gedanken in den Texten. “Tiefer Riss” stoppt in der Mitte beinahe komplett, nimmt dann wieder Fahrt auf und läuft dann doch noch schiffbrüchig schwankend in den Hafen ein.

Liegt schwer im Magen. Das muss so

“Bravo Bravissimo” treibt die traurige Wahrheit auf die Spitze. GROW GROW betonten, ähnlich wie DAS BLANKE EXTREM, die gruseligen Weisheiten, die wir schon lange in unser kollektives Gedächtnis übernommen haben. Die Musik erzählt parallel dazu eine zweite Geschichte, was das Album echt etwas mächtig und schwer zu verdauen macht. “Lichterloh” ist mit Sicherheit kein Album, dass man sich nebenbei reinziehen kann.

Dann nervt der Gesang nämlich nur noch, weil man die guten Texte dann ausschließlich als Emotionen und nicht mehr inhaltlich wahrnehmen kann. GROW GROW werten ihre Songs auch abseits von Gitarre, Bass und Schlagzeug emotional auf. Es knistert und da, Synthies und Samples sorgen für mehr Dichte. Ein gutes Album, das aber schwer im Magen liegt. Das soll wohl auch so sein.

Dauer: 35:56
Label: Eigenproduktion
VÖ: 21.09.2021

Tracklist “Lichterloh” von GROW GROW
Rattenfang
Tiefer Riss
Stadt ohne Namen
Wir waren Vampire
Mit Piranhas im Pool
Bravo Bravissimo
Landstreicher

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