cover Haiyti - Speed Date

Haiyti – Speed Date – Review

Lasst uns gleich am Anfang die beiden wichtigsten Punkte klären: Ja, “Speed Date” ist mit Abstand das beste Album, das HAIYTI bisher veröffentlicht hat. Und bei über einer Stunde Spielzeit, 25 Songs und ihrem kranken Output von drei Alben in 12 Monaten, hat das tatsächlich etwas zu heißen. Wird sie damit endlich so fame, wie sie es verdammt nochmal verdient hat? Leider nein. Dafür ist es zu real.

Angriffslustig schlägt HAITYI mit dem von Bass dominierten Opener “Boo” die Wand ein, scheint wieder obenauf zu sein und Bock auf Stress zu haben. Gleichzeitig zeigt sie sich wieder enorm verletzlich, wenn auch ganz anders, als noch auf “Sui Sui”. Alleine das Sample von “Lambada” (sic!) gibt sowieso Extrapunkte, auch textlich übertrifft sie sich dieses Mal selbst. Sie wirft mal wieder verschwenderisch mit starken Referenzen um sich und verkündet Weisheiten, die so wahr sind, dass es weh tut.

HAIYTI 2021, Credits William Minke

Mit Autotune und Trap verschleierte Hits

Auch ihre stimmlichen Möglichkeiten hat HAITYI noch nie so gut und selbstbewusst genutzt, wie auf “Speed Date”. Jeder Song ist einzigartig und mit jedem ihrer vielen Features harmoniert sie auf geheimnisvolle Weise perfekt. Ja gut, bei BEBI COOL war das wohl eher easy.

Mit dem im Duett herzattackt HAITYI mit 190 BPM aus dem Album, eine Erinnerung an die Zeit, in der Bass und gepitchte, zuckrige Melodien ausreichend waren, um sich kurz die Scheiße von der Seele zu tanzen. “Zahle Es Bar (feat. Skoob102)” ist dann wiederum so universell, dass alle Altersgruppen sich in Takt und Text wiederfinden können.

Ihre Sprache ist auch auf “Speed Date” wieder modern, für ihre Vergleiche geht sie aber oft einige Jahrzehnte zurück in die popkulturelle Vergangenheit. Das schwebende “Sterben”, das schaurig-pumpende “Niemandsland” und “Bevor Es Endet” sind mit Trap und Autotune verschleierte Hits, die sofort ins Ohr gehen und für einen kurzen Moment die Welt bedeuten. Spätestens hier sollten die Letzten merken, dass HAITYI eine grandiose Künstlerin ist. Ein Highlight ist auf jeden Fall auch “Stupido (feat. MONEY BOY), wer diese Doppeldeutigkeit nicht rafft, hat den Humor einfach nicht verdient.

So viel zu verstehen

Es geht wieder um Tod, den endgültigen und den in kleinen Raten, das Leben im Zeitraffer, das Große im Kleinen etablieren, Liebe über alles und doch so häufig wertlos… es gibt so viel zu verstehen in “Speed Date”, wenn auch chiffriert und nicht offen vor die Füße geworfen. Auch die musikalische Vielfalt überhört man beim ersten Durchgang, es lohnt sich sehr darauf zu achten. “Speed Date” ist mitnichten lieblos hingeklatscht, sondern bis ins letzte Detail durchdacht.

Keine Ahnung, wo HAITYI das herholt und wie sie dieses Level halten bzw. im Fall von “Speed Date” mal wieder toppen kann. Alleine den A-capella-Beat in “Lois Lane”, der von blubberndem Sound unterlegten Gangsterversion von Superman und seiner Romanze, sind einen Durchgang wert. Sie ist und bleibt mir ein Rätsel, ebenso wie die Tatsache, dass sie weiterhin viel zu wenig Beachtung bekommt.

Dauer: 1:01:48
Label: Hayati Records/Universal Urban
VÖ: 03.12.2021

Tracklist “Speed Date” von HAITYI
Boo
Hyperspeed
Lois Lane
Niemandsland
Stupido (feat. Money Boy)
Nur Medizin (feat. Dr. Sterben)
Xtra Dry
Zahle Es Bar (feat. Skoob102)
Sterben
Hundertzehn (110) (feat. Caney)
Philipp Plein (feat. Kid Trash)
2 Phones
No Front (feat. Sly Alone)
Entertainment
Jil Sander (feat. Kaisa Natron)
Goldschmuck
Auf Dem Weg
Merlot (Wo Bist Du)
Drama
Breakdance
Milligram
Burberry Money Clip All Starz (feat. Sly Alone, Dr. Sterben, Souly, Caney)
Wunder
Bevor Es Endet
Gabba (feat. bebi cool)

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