Haken – Fauna – Review
Keine Ahnung, wie oft man „Fauna“, das neue, siebte Album der britischen Progressive Rockband HAKEN, eigentlich hören muss, um es annähernd erfasst zu haben. Durch meine Ohren ist es jetzt schon mehrfach gerauscht und immer wieder findet sich ein grandioser Übergang, ein unerwartet gutes Verhaken der Melodien oder eine neue, ergreifende Stelle. Während der Vorgänger „Virus“ sich noch mit einer mehrere Alben umspannenden Story befasst, verfolgen HAKEN nun einen ganz anderen Ansatz: Jeder Song auf der neuen Platte ist einem Tier zugeordnet. Bei manchen Kompositionen fällt das sofort auf („Nightingale“, „Elephants Never Forget“) und bei anderen („Eyes Of Ebony“) stochert man im Dunkeln.
Wobei nicht angedacht war, jedem Lebewesen plump einen Sound zuzuordnen. Es geht um alles, was mit diesem Tier verbindet, also philosophisch, spirituell und auch tatsächlich im Sinne von Physiognomie oder arttypischem Verhalten. Es ist aber schlichtweg als sublimierender Bonus zu verstehen, denn die Musik von HAKEN überwältigt auch ohne die vorab kommunizierten doppelten Böden und unterschiedlichen Ebenen.
Von Tälern und Bergen
Mit sich kreuzende Rhythmen eröffnet der Song „Taurus“ das neue Album „Fauna“ von HAKEN. Im herrlich auffächernden Refrain wird Hoffnung versprochen, die Strophen durchkreuzen den Plan, irritieren bewusst und versuchen uns in Dunkel zu ziehen. Taurus steht hier also wahrscheinlich in seiner mythologischen Bedeutung Pate. HAKEN schlagen sich mit harten Riffs eine Schneise in die störenden Überwucherungen und finden so einen Weg raus. Dafür brauchen die Meister gerade mal gute fünf Minuten, wer aufmerksam zuhört, ist danach schon vollkommen fertig. Vollkommen klar, dass es im Verlaufe von „Fauna“ noch deutlich ausschweifender und auch kompositorisch verzwickter wird.
HAKEN lassen Komplexität einfach wirken
In „Nightingale“ darf man sich wieder über einen 8-Bit-Einschub freuen, ansonsten jagt uns diese Kompositionen einmal hoch in die Luft, in die tiefsten Schluchten und wieder rückwärts zurück. HAKEN laden das vielseitige Stück mit Härte, Pathos und einer dynamischen Wendigkeit auf, die einen ganz schwindelig macht, aber stark beeindruckt hinterlässt. „Fauna“ ist kein Album, das man sich nebenbei anhört, von dem man sich stumpf berieseln lassen könnte. Es gilt die Feinheiten zu bemerken, verwinkelten Pfaden zu folgen, den Herzschlag unabhängig vom Takt schlagen und sich auch mal ordentlich die verkrusteten Synapsen durchblasen zu lassen.
HAKEN gelingt es, diesen komplex und anstrengenden Prozess oft ganz einfach wirken und klingen zu lassen. „Lovebite“ ist nicht weit von den eingedampften Hits von AGENT FRESCO entfernt und sich im Finale auch nicht für ein schmissiges Oh Eo zu fein.
Magie ist verbal nicht verpackbar
„Beneath The White Rainbow“ polltert massiv durch die geschlossene Tür, beruhigt sich dann aber relativ schnell. HAKEN starten ein Drama in mehreren Akten, lassen alles aufleben und erblühen, um es in letzter Konsequenz mit voller Wucht zu zertrümmern. Hier macht sich die Rückkehr von Keyboarder Peter Jones bemerkbar. Wer wissen möchte, was der Unterschied zwischen Djent und „echtem“ Prog ist, findet hier ein zusammenhängendes Lehrstück.
Es ist vollkommen sinnlos, zu versuchen, „Fauna“ zu zerlegen und die Magie irgendwie werbend verbal verpacken zu wollen. Hört selbst rein und freut euch, wenn ihr etwas fühlt und Lust darauf bekommt, diese Kunst verstehen zu wollen. HAKEN sind für mich weiterhin unangefochten die aktuell, beste Progband.
Dauer: 01:02:11
Label: Inside Out / Sony
VÖ: 03.03.2023
Tracklist “Fauna” von HAKEN
Taurus
Nightingale
The Alphabet of Me
Sempiternal Beings
Beneath The White Rainbow
Island In The Clouds
Lovebite
Elephants Never Forget
Eyes Of Ebony
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