Hannah Richell – Das Wochenende – Review
Mit „Das Wochenende“ legt die erfolgreiche Bestsellerautorin Hannah Richell wieder einen spannenden Thriller vor, den man ungern aus der Hand geben möchte. Einmal eingetaucht, will man so schnell wie möglich ans Ziel gelangen und wissen, warum die Zusammenkunft der Freunde so schiefgelaufen ist. Dabei fing alles harmonisch und vielversprechend an: Max und Annie erfüllen sich ihren Traum und stehen nach hohem persönlichen Einsatz kurz vor der Eröffnung ihres Luxus-Campingplatzes, mitten im Nirgendwo. Um diesen vorab einzuweihen, laden sie ihre langjährigen Freunde mit ihren Familien ein, und es verspricht, ein tolles Wochenende zu werden.
Nicht alle reisen mit bester Laune an, und viele führen ein Geheimnis im Gepäck – schon am ersten Abend kommt es am gemütlichen Lagerfeuer zu einem großen Streit. Von da an überschlagen sich die Ereignisse, im doppelten Sinne zieht ein dunkler Sturm auf, der dafür sorgt, dass nichts mehr sicher zu sein scheint. Hannah Richell erzählt uns „Das Wochenende“ auf mehreren Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven. Jedes Kapitel trägt den Namen eines Beteiligten, aus dessen Sicht wir die verhängnisvollen Ereignisse erleben.
Ein Ort zwischen Idylle und Albtraum
Stück für Stück setzt sich so ein Puzzle zusammen, dessen finales Motiv nicht vorhersehbar ist. Auch wenn am Anfang vieles sicher und logisch erscheint, findet die Autorin immer noch eine Möglichkeit für eine Wendung, die alle bisherigen Fakten infrage stellt. Am Anfang des Buches findet sich eine kurze Übersicht der Familien, sodass man immer den Überblick behält. Schnell wird klar, dass sich der selbstbewusste TV-Star Dominic, die Ärztin und frische Mutter Kira, die Gastgeber Annie und Max sowie die liberalen Jim und Suze schon vor einiger Zeit in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Basierend auf der engen Freundschaft in jungen Jahren scheinen sie zwar eng und vertraut miteinander zu sein, vollkommen ehrlich sind sie jedoch nicht zueinander.
Vielschichtige Charaktere und ihre verborgenen Seiten
Hannah Richell zieht die Eskalationsschrauben für „Das Wochenende“ sehr geschickt und langsam an; schon allein deshalb fliegt man nur so durch die Seiten, um zu erfahren, wer hier welches falsche Spiel spielt. Selbst Personen, die man gedanklich schon auf der Seite der Guten geparkt hat, stellt sie wieder infrage und ändert somit die Dynamik des Romans. Diese vielschichtige Erzählweise ist ein großes Plus für „Das Wochenende“: Es gelingt Hannah Richell unverzüglich, allen Personen einen nachvollziehbaren Charakter mit sinnigen Handlungen zu geben. Die Teenagerin, die eigentlich lieber daheim mit ihrer großen Liebe eine Party gefeiert hätte, argumentiert aus ihrer Sicht genauso schlüssig wie der Vater, der sein Kind vor Bösem beschützen möchte und dabei über einige Grenzen tritt.
Perfekt für die anstehenden kalten Tage
Der eingangs als Paradies beschriebene Ort verwandelt sich somit sukzessive in einen Albtraum. „Das Wochenende“ bietet sich mit seiner interessanten Kulisse in der Natur und Nähe zum Meer sehr gut für eine Verfilmung an. Die Fähigkeit, so zu schreiben, dass man sich die Handlungsorte sofort gut vorstellen kann, hat die britische Autorin nicht zufällig; nach ihrem Studium arbeitete sie auch in der Filmbranche. „Das Wochenende“ von Hannah Richell ist somit der perfekte Begleiter für die kalte Jahreszeit und entspannte Stunden auf dem Sofa.
Seiten: 432
Verlag: Rowohlt Verlag
ISBN-10: 3499014823
ISBN-13: 978-3499014826
VÖ: 01.12.2024
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