Haxan030 – Creator/Destroyer – Review
Mit „Creator/Destroy“ ballert uns HAXAN030 eine starke Chimäre vor den Latz. Dynamisch explodiert seine Energie auf einem bunt mit Industrial, Hip Hop und Gabba bestückten Soundfeld. Zwischen dem zynischen Humor steckt eine Menge ernste Kritik, die Mischung der beiden Nuancen ist grandios abgewogen. Nicht zu verkopft, aber eben auch mitnichten platt, auf dieser Basis lässt sich gut aufdrehen und dem archetypischen Gegensatz von erschaffen und zerstören gerecht werden. Wütend macht einen nur die Tatsache, dass HAXAN030 damit – und im Übrigen auch mit der Band KORA WINTER – unterm Radar fliegt und wir stattdessen mit deutlich dünnerer Musik bedrängt werden.
Heftige Explosion im Soundfeld
„Creator/Destroy“ von HAXAN030 ist deutlich offensiver, als bspw. die „Gargoyle“-EP und somit an den Zeitgeist angepasst. Immer dagegen und dementsprechend muss man der wild um sich schlagenden Lethargie frech mit Musik die Stirn bieten. Die üblichen Strukturen verwischt HAXAN030 gerade so, dass man sich noch zurechtfindet, aber eigentlich doch wie ein Flipperball durch die hakenschlagende Komposition geprügelt wird.
„Pushover“ zündelt mit Emotionen, biegt im richtigen Moment aber in dunkle Gänge ab und lässt die Beats für sich sprechen. Sieht man sich die Videos von HAXAN030 an, wird man direkt wieder sauer. Aufwendig, kreativ und bemerkenswert einzigartig. Wenige Künstler haben jemals eine eigene Handschrift, HAXAN030 hat genau das und setzt ganz konkrete Vorstellungen davon präzise um.
Flipperball der Kompositionen – von NDW zu Glitchcore
Musik als Ventil, mit „Gaffa“ öffnet HAXAN030 auch die Schleusen für die, die ihm zuhören. „Kein Gott, kein Staat. Mach‘ kaputt, was dich kaputt macht“, so poltert er auf harte Beats und entfacht damit eine Stimmung, die beängstigend und lustig zugleich ist. Eine schöne Metapher auf den Abfuck und eine logische Abbildung der Musik als eindeutiges Paradoxon von Erschaffen und Zerstören. Das folgende, von Breakbeat getriebene, „Betablock“ spielt gekonnt mit Moderne und NDW-Anleihen, montiert düstere, minimalistische Synthesizer-Klänge mit einem melancholischen Text.
Popkulturell unantastbar
Eben also noch bei GRAUZONE und im nächsten Moment landet HAXAN030 im von Gaming und Anime inspirierten Glitchcore. Kann man machen, machen die meisten aber halt dann scheiße. HAXAN030 gerät niemals auch nur in die Nähe von Attributen wie cringe oder unausgegoren. Popkulturell sitzt er so sicher im Sattel wie der krasseste Zentaur. Kreative Selbstausbeutung ist mit Sicherheit auch in greifbarer Nähe, man hofft trotzdem, dass so Typen wie HAXAN030 nie aufhören, Zeugs zu machen.
Dauer: 23:00
Label: aufewigwinter
VÖ: 29.09.2025
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