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Hypno5e – A Distant (Dark) Source – Review

Mit dem Anspruch bei “A Distant (Dark) Source”, dem neuen Album der französischen Progressive-Metalband HYPNO5E, in die detaillierte Analyse zu gehen, kann man sich eigentlich nur lächerlich machen und verlieren. Der Versuch irgendwie die Stimmung dieses wirklich schwer verdaulichen, abwechslungsreichen Machtwerk einzufangen, ist genauso zum Scheitern verurteilt. Für Gelegenheitshörer sind die elf Kompositionen definitiv nicht geeignet. HYPNO5E beanspruchen Zeit, sind nicht leicht zu haben und liefern dafür gewaltige Stimmungsbögen und handwerklich wie emotional ganz groß ab.

Hypno5e-Bandfoto-2019
Hypno5e, 2019

Ein fernes Licht in der Nacht

Zentraler Kern von “A Distant (Dark) Source”) ist das Versiegen des Tauca-See in Bolivien vor mehr als 15.000 Jahren. Da wo vorher Menschen lebten, ist nun nur noch karges Wüstland. Sänger und Gitarrist Emmanuel Jessua von HYPNO5E ist in der Gegend aufgewachsen und das Album verarbeitet die Vorstellung von einer dunklen Nacht, in der weit entfernt eine kleine Quelle erscheint, die nach und nach alle Menschen von damals wiederkehren lässt. Das klingt alles etwas kompliziert, anspruchsvoll und irgendwie doch kunstvoll verkopft. Allerdings kann man den ganzen Quatsch auch gut und gerne vergessen und sich zu “A Distant (Dark) Source” seinen eigenen Film im Kopf bauen. Wer kein Französisch spricht oder versteht, ist nicht zwingend im Nachteil.

Schon am Tonfall im Intro “On The Dry Lake” oder bei späteren Interludes, kann man erahnen worum es geht und gerade die Ungewissheit macht es eben auch geheimnisvoll. Und rein musikalisch regen HYPNO5E die Phantasie wirklich enorm an. Wuchtige Riffs, ellenlange und trickreiche Melodieketten, garstige Schreie oder butterweicher Klargesang, die Band hat wirklich alles im Angebot und weiß genau, wann sie ihre Waffen zu zücken hat. Dass die Band die Songs überhaupt in solche unterteilt hat, ist sicherlich nur notwendiges Übel.

HYPNO5E zielen mehr nach innen

Emmanuel Jessua, Jonathan Maurois, Theo Begue und Cedric Pages aka Gredin zerschlagen schon mit Songlängen von fast 20 Minuten, dass “A Distant (Dark) Source” auch nur mit einem Auge auf den Mainstream schielt. Trotz Ähnlichkeiten zu GOJIRA, KLONE, SOEN, ALCEST und auch TOOL, kann man davon ausgehen, dass sich diese Songs nicht auf Hits herunterbrechen lassen. HYPNO5E richtet sich eher nach innen, passen gut als Begleitmusik zum Zeichnen oder zum Nachdenken. Gleichzeitig disqualifiziert sich das Album auch als Stimmungsaufheller oder Partykracher.

Songs wie “In the Blue Glow of Dawn, Pt. 1” mit seinen in der Luft leise surrenden Streichern oder wie das disharmonisch in den Abgrund gleitende “A Distant Dark Source, Pt. 3” sind so aufwendig produziert und so liebevoll fragil ausgearbeitet, dass man eigentlich auch kein anderes Gebrabbel hören möchte. Über Bands wie HYPNO5E zu schreiben, ist echt keine leichte Aufgabe. “A Distant (Dark) Source” richtet sich an alle, die in Musik versinken möchten und denen es egal ist, zu welchem Song genau diese Stelle jetzt gehört.

Dauer: 1:09:58
Label: Pelagic Records
VÖ: 22.11.2019

Tracklist “A Distant (Dark) Source” von HYPNO5E
On the Dry Lake
In the Blue Glow of Dawn, Pt. 1
In the Blue Glow of Dawn, Pt. 2
In the Blue Glow of Dawn, Pt. 3
A Distant Dark Source, Pt. 1
A Distant Dark Source, Pt. 2
A Distant Dark Source, Pt. 3
On Our Bed of Soil, Pt. 1
On Our Bed of Soil, Pt. 2
On Our Bed of Soil, Pt. 3
Tauca, Pt. II (Nowhere)

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