Hypno5e – Sheol – Review
Es gibt Bands, da verdreht man automatisch genervt die Augen, wenn man die lange Spielzeit sieht. Die französischen Avantgarde-Metaller von HYPNO5E sind definitiv keine davon und auf ihrem neuen Album „Sheol“ ist jede Minute wertvoll. Thematisch schließt die fünfte Platte da an, wo die rückwärts erzählte Geschichte von „A Distant (Dark) Source“ endete.
Sheol ist in der hebräischen Bibel der Ort, an dem sich die Seelen der Toten treffen, bevor sie sich endgültig entmaterialisieren und zu Staub werden. Produziert wurde von der Band selbst und wieder stellt man sich die Frage: Was können die eigentlich nicht? Alleine die Vorstellung, wie Songwriter Emmanuel Jessua die anderen an seine Ideen heranführt, ist abenteuerlich.
Zeit, die sich lohnt
Abgesehen von der technischen Finesse, überzeugt auch „Sheol“ von HYPNO5E wieder mit einem wahrlich magischen Sog, der einen emotional in die Geschichte hereinzieht. Niemand wird behaupten, ob mit oder ohne Französisch- und Englischkenntnisse, wirklich zu durchdringen, was HYPNO5E uns da im Detail erzählen wollen. Aber diese – oft als Cinematic Metal auf den Punkt gebrachte – besondere Fähigkeit, Bilder in den Kopf anderer zu musizieren, beherrschen sie wie kaum eine zweite Band.
Mit Prog alleine, kriegt man den Sound von HYPNO5E natürlich nicht gefangen. Einflüsse von Djent, Modern Metal, Shoegaze und Klassik durchziehen die Kompositionen, was zu packender Vielfalt führt. Mit dem Schlagzeuger Pierre Rettien und dem Bassisten Charles Villanueva, sind gleich zwei neue Musiker an Bord. Überflüssig zu erwähnen, dass beide einen sehr guten Job machen.
Herz und Takt stolpernd im Einklang
Ungeachtet der Thematik ist „Sheol“ von HYPNO5E aber ein durchaus friedliches, sogar ein warmes Album. Selbstredend führt uns die Band auch durch harsche Szenen mit Riffgewitter und wirklich an dystopische Abgründe und scheinbar ausweglose Situationen. Aber trotz aller Melancholie und der oft nahezu erdrückenden Schwere, die das Ende eben so mit sich bringt, vermitteln HYPNO5E etwas Versöhnliches.
Die Titel geben zwar lediglich Stichwörter, ausgehend von „Lava From The Sky“ kann das eigene Kopfkino aber optimal starten. Das bedrohliche, stetig anschwellende Intro, übergehend in heftige Polyrhythmen, lässt wahrlich das imaginäre Unheil über uns hereinbrechen, bis ein orchestraler Part uns zum erlösenden Finale zu führen scheint.
Man muss eine solche Komposition nur einmal hören, um begeistert zu sein, aber mehrfach, um die tatsächliche Songwriter-Qualität zu erkennen. Hier sitzt nicht nur jeder Ton handwerklich, sondern auch emotional, jedes noch so kleine Knacken und jede Verzögerung sind wohldurchdacht. Alles, was man braucht, ist Zeit und nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch Interesse an dem Aufbau des Kaleidoskop und Faszination für wechselnde Farben und Stimmungen.
Dauer: 01:03:00
Label: Pelagic Records
VÖ: 24.02.2023
Tracklist „Sheol“ von HYPNO5E
Sheol – Part I – Nowhere
Sheol – Part II – Lands Of Haze
Bone Dust
Tauca – Part I – Another
Lava From The Sky
The Dreamer And His Dream
Slow Steams Of Darkness – Part I – Milluni
Slow Steams Of Darkness – Part II – Solar Mist
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