Venom Prison Band 2022 Teaser

Interview mit Ash von Venom Prison über das Album “Erebos”

Mit “Erebos” legt die walisische Metalband VENOM PRISON schon das vierte Album vor. Etwas ausgebremst durch die Pandemie, haut die Band jetzt umso härter rein. Wobei Härte in diesem Fall nicht auf Brachialgewalt oder blinde Aggressionen bezogen ist. Die Musik ist enorm kleinteilig, fördert die Hörerinnen und Hörer inhaltlich und auch durch die kompositorische Komplexität. Easy listening ist was anderes. Gitarrist Ash gab per Skype bereitwillig Auskunft, über die Entstehung der Platte, die Inhalte und die Ansprüche der Band, deren Ursprung übrigens in Deutschland liegt.

Euer Album heißt “Erebos”, es bezieht sich auf die griechische Mythologie, das ist der Gott, der aus dem Chaos geboren wurde und quasi das Böse personifiziert, warum dieser Albumtitel?

Mal ganz abgesehen von der Pandemie, erscheint uns vieles, was aktuell auf der Welt abgeht, sehr chaotisch. Alles verändert sich so schnell, die Probleme werden nicht gelöst und verdichten sich stattdessen, überall gibt es systematische Unterdrückung und wenn man das alles irgendwie auf einen Haufen wirft, dann ist es genau das, was Erebos bedeutet. Chaos, das aus bösen Absichten entsteht.

Aber mal abgesehen von dieser mythologischen Referenz, geht es bei euch nicht um Drachen, Hölle oder sonstige fantastische Dinge, sondern eben um das tatsächliche Böse in den Menschen selbst. Ist es euch besonders wichtig, mit euren Texten so nah wie möglich an der Realität eurer Zuhörerinnen und Zuhörer zu sein?

Ja, wir haben alle in Hardcorebands gespielt und es lag uns von jeher fern, Inhalte auf eine phantastische Ebene zu übertragen. Es gibt genug schlechte Dinge, die hier auf dieser Welt tatsächlich passieren, da muss man leider nichts neu erfinden. Und wenn man eine Plattform hat, um Leute zu erreichen, vollkommen egal wie groß die ist, dann sollte man diese Probleme direkt ansprechen und die Plattform nutzen. Vorausgesetzt es geht einem gut damit, sich so intensiv damit auseinanderzusetzen. Alle bei VENOM PRISON sind normale Leute, die normale Leben haben und wir sehen ja, was abgeht und das kann man einfach nicht ignorieren oder schön umdeuten.

Foto von Venom Prison Review auf krachfink.de
VENOM PRISON 2022, Foto von Andy Ford

Eure Musik ist auf jeden Fall Metal, aber ihr habt echt viele Einflüsse aus den Subgenres des Metals, Hardcore und Grindcore. Kannst du mir grob erklären, wie bei euch das Songwriting abläuft?

Als wir VENOM PRISON gegründet haben, ging es von Anfang an darum, einfach eine Metalband zu gründen. Wir haben in Hardcorebands und Punkbands gespielt, dort unsere Erfahrungen gesammelt. Und jetzt geht bei uns eher darum, welche Stimmung wir für bestimmte Parts passend finden. Es ist echt schwer, wenn man versucht, uns auf eine bestimmte musikalische Richtung festzulegen. Manche nennen unsere Musik Death Metal, ich bevorzuge einfach nur Metal und es geht uns darum, den richtigen Ton zu treffen, vollkommen unabhängig von Genres.

Und lief das Songwriting dieses Mal pandemiebedingt anders ab?

Nein, ehrlich gesagt nicht wirklich. Wir sind schon immer in der glücklichen Lage Homestudios zu haben, also Ben und ich haben jeweils eines daheim. Wir schreiben immer dort unsere Songs, treffen uns dann alle gemeinsam und stellen uns gegenseitig unsere Songideen vor. Dann bringen wir alles gemeinsam in Form, bis der Song fertig ist. Larissa macht dann ihre Gesangsdemo für die Vorproduktion, also wir waren diese Art von Arbeit schon gewohnt und es war für uns echt kein Problem. Im Studio selbst, bei den Aufnahmen, war es dann etwas schwieriger, da nur kleine Gruppen zugelassen waren.

Gerade habe ich mir noch ein Video von euch angeschaut. Eure Videos sind alle nicht offensiv brutal, das wahre Grauen wird eher unterschwellig erzählt und nicht mit Hilfe von Blut und Gemetzel. Das trifft es, meiner Meinung nach, auch viel besser. Wer ist bei euch für die Videos zuständig?

Das macht unser Freund Thomas Brooker und im Vorfeld sprechen wir über unsere Vorstellungen und detailliert über die Inhalte. Auch darüber, was in unseren einzelnen Köpfen dazu abgeht und welche Geschichten wir uns dazu vorstellen könnten. Es ist eine enge Zusammenarbeit und mir persönlich ist es sehr wichtig, dass wir keine Gewalt in unseren Videos haben. Denn ich sehe das genauso wie du, dass was nicht offensichtlich brutal ist, ist viel angsteinflößender.

Um das mal klar zu trennen: Es ist euch natürlich wichtig, Probleme zu benennen, aber es geht nicht darum, belehrend zu sein oder Menschen von eurer Meinung zu überzeugen?

Genau. Wir treiben es nicht bewusst nach vorne und Leute, die uns mögen, wissen, wofür VENOM PRISON stehen. Unsere Meinungen klar darzustellen ist die eine Sache und wir kommen dann schon mit den Zuhörerinnen und Zuhörern ins Gespräch darüber, also zum Beispiel auch online, aber genau darum geht es auch. Bewusstsein für Themen schaffen.

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