Foto von der Band DITZ für eine News auf krachfink.de

Interview mit Cal und Jack von DITZ zu „The Great Regression“

Könnt ihr mir sagen, was euch Musik bedeutet? Ist das eine pure Ausdrucksmöglichkeit oder wichtig, um den Zeitgeist zu manifestieren?

Cal: Es kann beides sein, aber ich finde, dass die Gesellschaft sich nicht auf Kunst als alleiniges Heilmittel verlassen sollte. Für mich persönlich ist der Grund Musik zu machen, weil ich Musik einfach mag. Und für mich ist es das Schönste, Musik zu hören. Also fühlt es sich für mich natürlich an. Aber ich mache Musik nicht mit einem pädagogischen Ansatz oder um aktiv etwas zu verändern. Das erscheint mir zynisch.

Jack: Bei mir ist es ähnlich. Aber für mich ist es auch so, dass ich das schon immer tue. Es ist quasi tief in mir verwurzelt und nicht wegzudenken. Also eher schon so eine Art Kartharsis.

Was fällt euch zuerst ein, wenn ihr an die Zukunft denkt?

Jack: Dass ich bald wieder arbeiten gehen muss (lacht).

Cal: Geht mir ehrlich gesagt genauso. Wir müssen dann wieder nach der Tour zurück zu unserer normalen Arbeit, arbeiten weiter an der Musik für das zweite Album und gehen dann hoffentlich wieder auf Tour. Das wird sich wohl für die nächsten 50 Jahre auch so wiederholen (lacht).

Habt ihr echt schon Songs für das zweite Album?

Cal: Ja, ein paar Ideen und wir wollen bald intensiver daran arbeiten.

Bleibt ihr eurem Stil treu?

Cal: Mehr oder weniger, aber es gibt schon ein paar Dinge, die wir uns vorgenommen haben. Einiges wollen wir ausbauen, anderes verändern und auch Neues einbringen. Aber große Überraschungen gibt es mit Sicherheit nicht.

Mir gefällt das Artwork zu „The Great Regression“ echt gut. Was genau wollt ihr darstellen? Obwohl das nur ihr mit Masken und hinter eine gespannten Klarsichtfolie seid, sieht das wirklich beängstigend aus.

Cal: Die Idee kam von Jay Butler, der hat auch alle unsere Videos gemacht… und ich denke, das Motiv passt eben sehr gut zu der Grundstimmung des Albums Diese Idee, dass wir uns zu verrückten Kindern zurückentwickeln, wenn wir zusammen auf Tour sind. Und da uns bewusst ist, dass das Album sehr düster klingt, wollten wir das zusammenbringen. Aber eigentlich war es so, dass wir eine Menge Spaß dabei hatten, uns hinter dieser Plastikfolie eng aneinander zu drücken.

Das erinnert mich an mein IDLES-Shirt, da sieht man Joe Talbot beim Stagediven und darunter steht sowas wie „we are not fighting, we’re just dancing“. So ähnlich ist es dann bei euch auch…

Jack: Ja, vieles kommt eben auf den Blickwinkel an.

Eure Message wäre dann „it all looks very dark, but we have a lot of fun“?

Cal: (lacht) Ja, das kann man so gut zusammenfassen.

In dem Song „I Am Kate Moss“ geht es darum, dass das äußere Erscheinungsbild nicht mit dem inneren übereinstimmen muss. Ich habe mich gefragt, wie ihr auf Kate Moss gekommen seid. Ist sie bei euch noch angesagt?

Cal: Nein, eigentlich nicht so. Aber in dem Song geht es um heroin chic, das war ja in den Neunzigern extrem in, so dünn mit herausstehenden Knochen und komplett abgefuckt zu sein. Da war sie damals das Paradebeispiel und deshalb hat das aus meiner Sicht sehr gut gepasst.

Wer hat diesen Text geschrieben?

Cal: Ich, ich schreibe die Texte und Jack den Großteil der Musik, wobei wir im Proberaum immer nochmals gemeinsam drangehen.

Was hat dich denn konkret zu diesem Song inspiriert? Das ist ein ganz schön intimes Bekenntnis.

Cal: Ich hatte erst die Hook, ausgehend davon kamen dann Musik und Text. Im Vorfeld habe ich sehr viel über mich selbst nachgedacht und mich gefragt, wie viele mich aufgrund meiner Erscheinung beurteilen. Und zwar in beide Richtungen, also positiv und negativ. Und dann ist es ja noch so, dass unterschiedliche Menschen das wiederum ganz unterschiedlich tun. Diese Auseinandersetzung über den Song hatte schon eine therapeutische Wirkung auf mich, ich wollte versuchen, diese Mauern und Hürden um mich herum auszuschalten und das zu akzeptieren und nicht mehr so viel darüber nachzudenken. Warum soll ich mich darum kümmern, wenn ich es sowieso nicht beeinflussen kann?

Ist es manchmal auch hilfreich, das Innere mit dem Äußeren zu überdecken, um nicht von der Gesellschaft verletzt zu werden?

Jack: Wahrscheinlich macht man das schon ganz automatisch.

Cal: Ja, es ist wohl evolutionär bedingt, dass Menschen im Kontakt mit anderen nervös sind.

Jack: Alle orientieren sich ja an dieser sogenannten Norm der Gesellschaft. Sobald jemand etwas gegen Strich tut, kann man mit entsprechenden Reaktionen rechnen.

Ein Song auf „The Great Regression“ heißt „Instinct“, habt ihr gute Instinkte, die euch vor falschen Entscheidungen bewahren?

Cal: Ich mit Sicherheit nicht, versuche aber das zu verbessern. Das war auch der Auslöser für diesen Text. Es geht darum, auf sich selbst zu achten und auch zu beobachten, wann man verletzend zu anderen ist, denn auch das kommt letztendlich immer wieder zu einem zurück.

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