Interview mit Eirik Melstrøm von The Good The Bad And The Zugly zum Album „Algorithm & Blues“
Was ist Deine generelle Einstellung zu Kritiken, interessierst Du Dich für die Meinung der Fans oder was die Zeitungen schreiben?
Es kümmert uns auf jeden Fall. Kim hat vor Kurzem die lokale Zeitung HADELAND niedergebrannt, weil die keine Review über uns schreiben wollten. Ivar hat gerade erst seinen Fernseher zertrümmert, weil wir für das letzte Album „Misanthropical House“ nur 4 von 6 im BT, einer Zeitung aus Bergen, bekommen haben. Wir wissen einfach, dass unser letztes Album mindestens 5 von 6 Punkten verdient hat und werden auf keinen Fall zulassen, dass jemand auf unsere Arbeit pisst. Wir haben auch keine Angst davor, uns mit der norwegischen Musikindustrie richtig anzulegen. Wir wissen, wer die sind und wir wissen, wo die wohnen.
„Corporate Rock“ spiegelt die Wahrheit wider, dass Bands groß wirken können, sich aber am Ende doch mit niedriger Bezahlung und kleinen Tourbussen rumschlagen müssen, oder?
Ich kann verstehen, warum du das denkst, weil Du aus Mitteleuropa kommst und Dich daran gewöhnt hast, dass selbst die größten Bands Probleme haben, durchzukommen. In Norwegen ist das anders. Hier leben die größten Bands wie Könige. Spitzenlöhne, volle zahnärztliche Deckung, staatliche Lebensversicherung, sie gelten als kulturelles Kapital und baden pausenlos in dem Ruhm, der sich aus ihren hochgelobten und verehrten Positionen in der Gesellschaft ergibt. In jüngster Zeit hat sich dies in der gesamten Bandbreite weiter verbreitet. Restaurantketten und jetzt auch Underground-Acts beanspruchen das Recht auf Anbetung durch die Öffentlichkeit und erhebliche Konjunkturpakete von der Regierung, um weiterhin Musik zu produzieren und das Land bereisen zu können. „Corporate Rock“ ist ein Versuch, räuchert die Ratten aus und fackelt sie ab, während sie in Deckung rennen.
Wie ist das für euch mit dem Doppelengagement von eurem Sänger Ivar Nikolaisen, ist es manchmal schwierig beide Bands zu managen?
Wir reden nie mit KVELVERTAK, unser Booking-Typ kümmert sich um diese ganze Scheiße. Wir trinken Bier und spielen Punk. Aber wir machen uns ein bisschen Sorgen um Ivar. In den letzten Tagen sah man ihn oft alleine auf einem Parkplatz mit einer toten Eule auf dem Kopf, er summte zu alten Prophetenpsalmen, während er seine eigene Pisse trank. Der Lead-Sänger von KVELERTAK zu sein, fordert ganz klar seinen Tribut von ihm. Nun, das ist aber echt sein Problem.
Was ist mit dem Albumtitel, siehst Du Algorithmus und Blues als einen Kontrast? Blues ist etwas Langsames und Wahres, während Algorithmus kalt ist und manipulierend.
Wir sind nicht so gut darin, mit Extremen zu jonglieren. Wir bleiben gerne in einer Spur, haben so wenig Perspektive wie möglich und bleibe immer auf der Stelle stehen. Die Entstehung des Algorithmus im Alltag ist in vielerlei Hinsicht mit einer Art Entzug des menschlichen Geistes verbunden – und eine berühmte Metapher dafür ist der Blues, nicht primär als Musikgenre, sondern als treibende Stimmung. Man kann also sagen, es sind zwei Begriffe, die die gleiche Art von Zukunft in der Gosse projizieren.
Mir gefällt das Artwork sehr, wer hat es gemacht und ist es eine Interpretation des Künstlers von eurer Musik oder habt ihr ein paar Ideen dazu gegeben?
Wir sind auch sehr zufrieden damit! Er hat das Artwork für alle Alben gemacht, aber wir haben den Typen nie getroffen. Wir wissen also wirklich nicht, ob er überhaupt existiert. Es könnte auch ein Algorithmus sein. Wir sagten ihm irgendwie, wie wir es haben wollten, aber das interessiert ihn nicht, denn er ist FLU FUCKING HARTBERG. Aber es endete großartig, wie immer.
„Fuck The Police“ scheint ein klares Statement gegen Cops zu sein. Glaubst Du wirklich an ACAB ohne jede Ausnahme?
Verstehe ich nicht. Die Cops? ACAB? Meinst Du etwa den Spruch „all cops are bastards“? Ich verstehe die Frage überhaupt nicht… da muss echt ein Missverständnis vorliegen… ganz schön seltsam… Du solltest Dir den Song einfach nochmal anhören.
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