Interview mit Erlend Hjelvik von Hjelvik zum Album „Welcome To Hel“
Norwegen gilt in Kennerkreisen schon fast als ein sicheres Herkunftsland, wenn es um Black Metal und Viking Metal geht. Mit HJELVIK widmet sich Erlend Hjelvik (ex-KVELERTAK, ex-DJEVEL) der Musik, die ihm besonders am Herzen liegt. Auf seinem ersten Album „Welcome To Hel“ hat er sich die stimmliche Ruppigkeit bewahrt, für die wir ihn so lieben, ebenso wie sein Händchen für eingängige Kompositionen. Wir trafen den sympathischen Musiker im Videochat und quatschen über sein Debüt, das vor wenigen Wochen bei Nuclear Blast erschienen ist.
Ich habe gehört, dass Du aufgehört hast Gras zu rauchen, das bekommt Dir gut, oder?
(lacht) Ja, das ist schon gut für meine Hirnleistung und macht alles etwas einfacher. Seit ich damit aufgehört habe, bin ich viel kreativer. Das hat mich schon immer ganz schön faul gemacht, ich saß dann viel rum und habe TV geschaut.
Lass uns über „Welcome To Hel“ quatschen. Endlich wieder mal ein gutes Viking-Metal-Album, die meisten in letzter Zeit haben mir nicht gefallen.
Echt, wieso denn?
Klang alles so bisschen nach Plastik in meinen Ohren. Wann hast du angefangen für HJELVIK Songs zu schreiben?
Das muss so im Januar 2019 gewesen sein, ein paar Monate, nachdem ich meine alte Band verlassen habe. Es hat ca. 6 Monate gedauert, bis ich dann mit allem durch war .
Hattest du von Anfang an einen bestimmten Sound im Kopf?
Ne, überhaupt nicht. Mir war nur klar, dass ich Metal machen wollte, aber mehr stand nicht fest. Genau das hat aber auch so Spaß gebracht, dass ich eben überhaupt nicht in Mustern denken musste und alles möglich war. Ich konnte mich komplett von der Inspiration treiben lassen. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum „Welcome To Hel“ so unterschiedlich klingt.
Fängst du immer mit Musik an und dann kommen erst die Texte?
Ja, immer. Wahrscheinlich weil ich die Musik brauche, um mich zu Inhalten inspiriren zu lassen.
Die Band trägt jetzt deinen Nachnamen, warum eigentlich? Wolltest du klar machen, dass es deine Band ist?
(lacht) Ich denke schon, aber ich habe mich auch an OZZY OSBOURNE oder DANZIG orientiert. Letztendlich habe ich ja auch alles geschrieben, von daher passt das ganz gut. Auch einige der KVELERTAK-Songs werden sich deshalb in meinem Live-Set finden.
Aber HJELVIK ist schon eine richtige Band oder sind die anderen Mitglieder nur ausführende Organe?
Ich würde es schon eine Solo-Band nennen, weil ich der Hauptkünstler bin. Aber natürlich wurden die anderen nicht wahllos ausgewählt. Sie haben das Album eingespielt, sind auch live mit dabei und ich würde mich wünschen, dass sie alle ganz lange mit an Bord bleiben.
Da sind ein paar interessante Typen dabei. Kevin und Alexis, die beide bei BENIGHTED gespielt haben, Kevin sogar bei ABBATH.
Ja, er hat auf dem ersten ABBATH-Album gespielt.
Kennt ihr euch von Festivals oder wo habt ihr euch getroffen?
Ja, wir haben uns getroffen, als er für ABBATH gespielt hat, das war in Bergen auf einem Festival. Er mochte meine vorherige Band, wir kamen ins Gespräch und ich habe mich sofort an ihn erinnert, als ich anfing Musiker für HJELVIK zu suchen. Auf seinem Facebook-Account war zu lesen, dass er gerade was sucht, das war also ein echt gutes Timing (lacht).
Dann hast du ihn dir gleich geschnappt.
(lacht) Ja, genau. Die anderen kannte ich gar nicht, Alexis hat Kevin dann empfohlen und Rob habe ich selbst gefunden. Es war klar, dass wir in Amerika aufnehmen und ich wollte jemanden, der da in der Nähe ist, da bin ich auf Rob gestoßen. Und wir haben noch einen Norweger, den ich von einer meiner alten Bands kenne, er spielt Rhythmusgitarre. Aber der hat jetzt noch nicht auf „Welcome To Hel“ mitgespielt.
Norwegen, Frankreich und Amerika, wie macht ihr das mit den Proben?
Gute Frage, das wird eine meiner nächsten Aufgaben sein. Ich baue den Keller gerade zu einem Proberaum um und wenn es dann tatsächlich bald wieder dazu kommt, dass wir touren können, dann sollen alle rüberfliegen und wir knien uns gemeinsam für ein paar Tage richtig tief rein.
Die Pandemie ist in deinem Fall für HJELVIK eher Segen als Fluch, weil du mehr Zeit hattest, um dich auf das Album zu konzentrieren. Alle anderen Dinge kannst du ja erstmal außer Acht lassen.
Ja, irgendwie schon. Man vergisst auch immer, dass es natürlich eine gute Sache ist, wenn man endlich mehr Zeit für andere Dinge hat. Gerade bei einer neuen Band, ist es gar nicht so einfach alles mal zu etablieren. Beim zweiten Album geht es dann fixer, aber jetzt wäre es echt superstressig gewesen, wenn wir auf Tour gegangen wären. Ganz abgesehen davon, haben wir hier in Norwegen noch unser eigenes Label, über das das Album erscheint. Das macht auch viel zusätzliche Arbeit. Das braucht einfach seine Zeit, um beim ersten Mal gewisse Strukturen zu schaffen. Ich freue mich schon, wenn das beim zweiten Album einfacher sein wird (lacht).
Hat „Welcome To Hel“ eine durchgehende Geschichte oder kann man auch jeden Song einzeln verstehen?
Ich würde sagen, dass ich das Konzept irgendwann verloren habe. Es klingt zwar schon so, als ob alles zusammengehört, aber vieles erzählt seine eigene Geschichte. Vieles dreht sich um Tod und Wiedergeburt, das Thema fand ich sehr interessant, um darüber zu schreiben. Damit kann ich mich irgendwie identifizieren. So wie ich von meiner alten Band weggegangen bin, um ein neues Kapitel aufzuschlagen.