Interview mit Helharmadr von Dark Funeral zu “We Are The Apokalypse”

Nach über dreißig Jahren DARK FUNERAL, auch wenn du nicht von Anfang an dabei bist, ist es unvermeidbar nach sich selbst zu klingen. Wie würdest du es beschreiben, was braucht ein Song, um für DARK FUNERAL zu passen?

Wenn man das Genre schon kennt und das Konzept von Metal nicht erklären muss… hm, also Musik ist so subjektiv. Alle mögen unterschiedliche Dinge, alle interpretieren alles anders. Um DARK FUNERAL zu beschreiben, muss man wissen, dass wir fast as fuck sind und auch Groove und Abwechslung im Songwriting haben. Das ist echt schwer zu beschreiben (lacht).

Na ja, das reicht ja auch. Fast as fuck, groove and variety. Viele Black-Metal-Bands wollen ja immer einfach nur so schnell wie möglich sein. Ich finde es gruseliger, wenn es langsamer ist…

Als wir die erste Single veröffentlicht haben, haben auch gleich alle rumgeheult. Mimimi, das soll Black Metal sein, da ist ja gar kein Blastbeat. Wir fanden das ziemlich witzig und haben sehr darüber gelacht. In den Neunzigern gab es keinen Blastbeat, damals waren wohl MARDUK die Schnellsten. Und heute ist wieder jede Band schneller, als MARDUK damals. Das ist schon witzig, was manche für eine verschobene Sicht auf das Genre haben. Als ich “Let The Devil In” geschrieben habe, hatte ich davor gerade OPTHALAMIA gehört, kennst du das?

Ja, mit IT von ABRUPTUM?

Genau und bei denen ist alles sehr melodisch und Midtempo. Wenn ich dann so Kommentare unter unserem Song lese, dann frage ich mich, wo diese Kids herkommen, also was hat sie geprägt und dazu gebracht, Black Metal so einzuordnen? (lacht)

Wie würdest du heavy, im Zusammenhang mit Musik, definieren?

Es kann schon schnell und hart sein, letztendlich ist es aber ein Gefühl. Das kann von jedem Instrument kommen, auch nur von der Gitarre.

Welcher Song macht dir Angst? Als ich jung war, fand ich VENOMs “Warhead” echt angsteinflößend.

(lacht) Früher musste ich ja noch auf gut Glück kaufen, da gab es kein Streaming und sowas. Also habe ich mir ABRUPTUM gekauft, die Platte war komplett schwarz. Ich habe die Platte eingelegt und gemerkt, dass es nur ein Song ist, mit der Spieldauer von einer Stunde. Was zur Hölle geht denn hier ab? Das muss ein Fehler sein. Da war ich mir ganz sicher und kam mir echt über den Tisch gezogen vor. Der Song heißt also “In umbra malitiae ambulabo, in aeternum in triumpho tenebraum” und eigentlich ist es eine Stunde Krach. Die hauen da irgendwo drauf, haben geschrien und im Nachhinein habe ich noch erfahren, dass sie sich im Studio selbst verletzt und gequält haben. Als Teenager auf dem Walkman, alleine bei einem Spaziergang, das war schon cool (lacht).

DARK FUNERAL, We Are The Apokalypse, Artwork 2022

Dazu passt auch euer Song “Nosferatu”, der ja von diesem Stummfilm inspiriert wurde. Auch eine ungewöhnliche Art Angst zu erzeugen. Wie kam es dazu?

Die Pandemie hatte eine einzige gute Sache, man hatte Zeit Filme zu schauen. Ich kam auf die Idee, alle unterschiedlichen Dracula-Verfilmungen zu schauen. “Nosferatu” wird dieses Jahr übrigens 100 Jahre alt und war der erste Film auf meiner Liste. Ich hatte ihn bereits geschaut, keine Ahnung, ob ich da nicht richtig aufgepasst habe. Aber dieses Mal hat er mich komplett eingenommen. Nachdem ich dann die anderen Dracula-Filme alle geschaut habe, von vor 100 Jahren bis zur Netflix-Serie, habe ich mich echt gefragt, warum man so viel Zeit mit Worten verschwendet, wenn doch auch so viel ohne gesagt werden kann. “Nosferatu” war viel gruseliger und ist die unangefochtene Nummer eins. Als Ahriman mir Riffs geschickt hat, hat das sofort darauf gepasst und meine Idee dazu war die Frage, was hätte Nosferatu wohl in diesem Film gesagt? Das war mein Einstiegspunkt für die Texte, also eine Perspektive des Vampirs.

Du machst ja auch Filmmusik, da lässt du dich ja auch von Bildern beeinflussen. Also eine ähnliche Vorgehensweise?

Ja, schon, aber eben genau umgekehrt. Wenn ich Filmmusik mache, dann versuche ich ein Gefühl zu erspüren. Da geht es dann nicht so wirklich darum, was in dem Film gesagt wird, sondern eher, was ich emotional aufschnappe. Das transferiere ich dann in Musik oder Töne.

Ist das schwieriger, du musst da ja mehr von dir selbst reingeben, oder?

Hm, beides ist unterschiedlich und doch gleich, wahrscheinlich zapfe ich da die gleiche Kreativitätsquelle an. Weder Musik komponieren, noch texten möchte ich missen. Es sind einfach nur unterschiedliche Herausforderungen. Und bei GRÁ schreibe ich beides, da kann ich dann auch wieder ganz andere Dinge zum Ausdruck bringen. Das ist echt schwer zu erklären (lacht).

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